Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Kulturzeitschrift Schon einmal hat sich unsere Zeitschrift mit dem Thema „Literarisches Oberösterreich" (Winterheft 1963) beschäftigt. Der zeitliche Abstand rechtfertigt wohl den Versuch, diese Themenstellung erneut mit aktuellen Bezügen aufzugreifen. Es soll mit dem Schwerpunktthema ,,Dichtung in Ober österreich" auch ein Hinweis gegeben wer den, daß im kommenden Jahr das Redak tionsprogramm von ,,Oberösterreich" er weitert und'ab Heft 1/19179 in jeder Aus gabe ein Dichterporträt veröffentlicht wer den wird. Bewußt wird in diesem Heft mit Gedanken und Interpretationen von Gertrud Fussenegger, Franz Josef Heinrich, Rudolf Weilhartner und Karl Kleinschmidt über Ge dichte von Franz Pühringer begonnen. Im Kulturbetrieb muß es wohl so sein, daß die echten Werte oft lange überdeckt bleiben. Die Gegenwart ist stärker als die Vergan genheit. Was gestern gültig war, wird von den unmittelbaren Erben meist übersehen. Bei Anwendung des Begriffes ,,Dichtung" wird Franz Pühringer für die oberösterrei chische Literatur bestehen bleiben. Daran wollen die Interpreten erinnern. Sie zeigen sich von seinem Werk ergriffen. Eine interessante Perspektive eröffnet Edu ard 0. Heinisch mit seiner Studie über Heimito von Doderer. Es soll keineswegs ver sucht werden, diesen Großen der österrei chischen Gegenwartsliteratur für unser Land und unseren Kulturraum zu beanspru chen. Der Autor hat lediglich aufmerksam in den Tagebüchern des Dichters gelesen und daraus seine Bezüge in der schweren Nachrkriegszeit zum Attersee rekonstruiert. - Heimkehr aus dem Krieg nach Oberösterreich! Ein Schicksal von vielen. Daß wir da bei viele schöne Wortbilder über die Atter seelandschaft erfahren, bedeutet im Lesen einen ästhetischen Genuß. Peter Kraft stellt Heimrad Bäcker und seine ,,edition neue texte" unseren Lesern vor. Daß die ,,konkrete Poesie" nicht unwider sprochen bleiben kann, daß sie nur einen kleinen Kreis wird ansprechen können, ist Tatsache. Doch gehört es zur Toleranz im Geistigen, sich mit allen Strömungen zu be schäftigen, die künsterlisch in einer Genera tion bestehen. Durch die Person von Dr. Heimrad Bäcker, der sich opferbereit für die von ihm vertretene Richtung einsetzt, ist Oberösterreich zu einem Mittelpunkt avantgaridistischer Dichtung geworden. Auch das ist ein Faktum, das anerkannt werden muß. Den Abschluß dieser Literatur-Überschau bildet Aldemar Schiffkorn mit seinem Erin nerungsbild von Heinrich Suso Waldeck, ei nem Dichter, der nie zur Ruhe kam, der we nig Verständnis gefunden hat und heute vergessen erscheint. Dr. Schiffkorn hat be reits sehr früh das Werk dieses Dichters ver treten und dem von ihm geleiteten Ober österreichischen Volksbildungswerk ist es zu verdanken, daß Heinrich Suso Waldeck zumindest in St. Veit im Mühlkreis, seinem Flucht- und Sterbeort, bewußt geblieben ist. Als gutes Beispiel einer erfolgreichen denkmalpflegerischen Arbeit in unserem Lande wurde das im heurigen Sommer er öffnete Sensenschmiede-Museum in Mi cheldorf herausgegriffen. Manfred Mohr gibt einführend einen Überblick über die Bemü hungen der letzten Jahre, in Oberösterreich technische Denkmale zu erhalten. Carl Hans Watzinger beschreibt sodann aus sei ner reichen Lokalkenntnis das ,,GradnWerk", das nunmehr Museum ist. Mit dieser musealen Zweckwidmung konnte wenig stens eines dieser Ensembles gerettet wer den. Sehr verdienstvoll erscheint die Arbeit von Walter Luger über eine oberösterreichische Filialkirche. Am Beispiel von St. Anna in Steinbruch erweist der Autor, welche Mög lichkeiten kunstgeschichtlicher Forschung durch Archivstudium noch bestehen. In der Sparte ,,Kunst der Gegenwart" wird Helga Aichinger aus der Verborgenheit ge holt. Trotz großer internationaler Erfolge wird die Künstlerin in der Linzer Kunstszene kaum mehr zur Kenntnis genommen, weil sie sich nicht dem allgemeinen Kunstbetrieb aufschließt. Ein Grund mehr, sie ins Be wußtsein zu rücken. Karl Kleinschmidt ist der berufene Interpret hiefür. Die Landeskunde vertritt diesmal in dan kenswerter Weise Landesarchivdirektor Dr. Hans Sturmberger mit seiner Abhand lung ,,400 Jahre Schloß Klaus". Wie wir es von diesem Autor gewöhnt sind, greift er weit über das gestellte Thema in die Zeitge schichte aus. in der Sparte ,,Oberösterreich aktuell" kann auf die neue Führung der oberösterreichi schen Agrarpolitik in der oberösterreichi schen Landesregierung hingewiesen wer den. Außerdem wird die Sonderausstellung im Linzer Schloßmuseum über ,,Das Jahr 1848 in Oberösterreich und Hans Kudlich" vorgestellt und der dankenswerte Entschluß der Stadt Steyr bekanntgemacht, im Jahre 1980 einen ,,Gregor-Goldbacher-Förde rungspreis" zu vergeben.

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