Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Erfüllt von Wort und Widerhall Heinrich Suso Waldeck * Wscherau 3. Oktober 1873 f St. Veit I. M., 4. September 1943 Aldemar Schiffkorn Wir wissen, wie unmöglich es wäre, das Kunst werk durch eine Biographie zu erklären; wir wis sen, daß die großen Ereignisse in einem schöpfe rischen Leben seine Werke sind. Die Existenz eines großen Mannes ist aber in sich ein Gegen stand des wundervoilsten Interesses. Andre Maurois Heinrich Suso Waldecks Rang innerhalb je ner österreichischen Dichtergeneration, der er in den Jahren zwischen den Weitkriegen Freund, Förderer und nicht selten auch Wegbereiter gewesen war, ist unbestritten, scheint auch der gebürtige Egerländer, den Josef Weinheber als einen der größten Lyri ker seiner Zeit bezeichnet hatte, heute In Vergessenheit geraten sein. Dem Endgülti gen an dessen Werk kann dies freilich kei nen Abbruch tun. Was von Heinrich Suso Waldeck, bürgerli chen Namens August Popp, an Gedichten, Balladen und Prosa zu dessen Lebzelten oder auch posthum nach 1945 erschienen war, ist längst vergriffen. Eine von Oberstu dienrat Prof. Mag. theoi. Franz Ser. Brenner, dem Nachlaßwaiterdes Dichters, verdienst voll redigierte Ausgabe der Gesammelten Werke Heinrich Suso Waldecks hat nach dem im Tyroiia-Verlag/Innsbruck-Wien 1948 erschienenen ersten Band mit Dich tungen, welchem noch Prosaschriften, eine Auswahl seiner Rundfunkansprachen, seine Briefe und die Biographie des Dichters folgen sollten, leider keine Fortsetzung ge funden. Zeitschriften und Anthologien, in denen verstreut sich Gedichte, Prosa oder Würdigungen von Persönlichkeit und Werk Heinrich Suso Waldecks finden, sind, wenn überhaupt - so nur schwer greifbar, frühe Dichtungen zum Teil verschollen. Was die Datierung der meisten seiner Ge dichte betrifft, so läßt sich diese nur selten genauer feststellen. Dazu äußerte sich Heinrich Suso Waideck selbst in einem an den Wiener Schriftsteller Ernst Schelbelrelter aus St. Veit Im Mühlkreis gerichteten Brief vom 29. Juli 1943; „Du weißt, ich habe alte Schmierhefte, in denen ich Gedichte anfange oder auch nur winzige Notizen viele Jahre lang aufbewahrt habe. Wenn ich, was nicht oft geschieht, nachschaue, wird ir gendein heimliches Erlebnis in der Erinne rung sehr lebendig und will Ausdruck. Es entstehen dann Verse, die weder alt noch neu sind." In Standardwerken zur Literaturgeschichte nimmt Heinrich Suso Waldecks Name schon bald nach Erscheinen seiner ,,Antlitzge dichte" (Wien, Weihnacht 1926/Verlagsjahr 1927) den ihm gebührenden Platz ein. Man erkannte ,,mit freudigem Erstaunen, daß in ihm eine starke dichterische Persönlichkeit ihre eigenen Wege wandle, ein echter ganPorträtbüste Heinrich Suso Waldecks im Gedenkraum des Gemeindeamtes St. Veit im Mühikreis. Foto: Fr. Gang! zer Dichter, der mit verstehenden Augen in die Tiefen und Höhen des Menschentums bückt und in Schuld und Leid, in Jubel und Glück das Walten des Göttlichen ahnt, er faßt und feiert", vermerkt Anselm Salzer in seiner ,, Illustrierten Geschichte der deut schen Literatur" (Regensburg 1932) zu die ser ersten Sammlung Waldeck'scher Verse aus ,,weit auseinanderiiegenden Entste hungszeiten". Waideck war bereits im vier undfünfzigsten Lebensjahr gestanden, als dieser sein erster Gedichtband erschien und ihn schlagartig berühmt machte. In der ,,Deutsch-Österreichischen Literaturge schichte" von Nagl-Zeidler-Castle (Wien 1937) wird eine ,,neue, starke Bereiche rung" festgestellt, die vor allem die religiöse Lyrik durch Waideck erfahren hat. ,,Aile, meist strophisch gebundenen, Gedichte ha ben einen odenhaften Klang. Sie führen eine hohe und feierliche Sprache. Denn selbst das Häßliche wird durch gottverwandte Schau in gelassene Freude am Sein ver wandelt", so Josef Nadler in der,,Literatur geschichte des deutschen Volkes" (Berlin 1941), worin er auch die ,,burleske Laune" von Waldecks ,,mit spielerischer Willkür" er fundenen Märchen in seinem „Hiidemichi" (Innsbruck/Wien/München o. J. [1933] rühmt. Das für Heinrich Suso Waldeck Be zeichnende seiner Kunst sieht Adalbert Schmidt in der,,Polarität von Apollinischem und Dionysischem" in seiner Dichtung, die ihr ihre Beschwingtheit gibt, in allem ande ren hat Heinrich Suso Waideck das vielfach in Konvention erstarrte Vokabular der reli giösen Lyrik neu belebt. (A. Schmidt, Dich tung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert, Salzburg/Stuttgart o. J. /1964/.) Zwei Dissertationen setzen sich mit dem lyrischen Werk Heinrich Suso Wal decks auseinander, so Willibald Anton Wikkenhausers ,,Heinrich Suso Waldeck: Stu die seines lyrischen Werkes; Phii. Diss., Universität Wien 1938" und Klaus Zeiewitz ,,Der religiöse Hintergrund im lyrischen Werk Heinrich Suso Waidecks; Phii. Diss. Universität Salzburg 1970". Ein reichlich verschlungener Lebensweg hatte den Egerländer Lehrersohn August Popp, der als Heinrich Suso Waldeck in die österreichische Literaturgeschichte einge hen sollte, aus Wscherau nach nicht sonder lich glücklich verbrachten Gymnasialjahren in Pilsen und Komotau zunächst in den örden der Redemptoristen geführt, wo er nach dem Studium der Theologie im Kolleg zu Mautern am 4. August 1900 die Priester weihe empfing. Schon bald war seine litera rische Begabung im örden der Redempto risten erkannt worden. Die Mitarbeit an den damals gängigen religiösen Zeitschriften konnte ihn aber nicht befriedigen, wie er einem Mitbruder bekannt hat: ,,ich habe zu gesagt, vielleicht trotzdem es mich Über windung kostet, Gedichte zu machen, wie die Durchschnittsleser des Blattes sie ver langen. Die Eigenart meiner geringen Be gabung kann ich aber nicht walten lassen. Soll ich Dir eine Probe aufschreiben, wie ich dichte, wenn Ich für niemand dichte? Aber lach mich nicht zu sehr aus!" Aus dieser Zeit ließen sich bislang Veröffentlichungen von seiner Feder kaum finden. Auch die kritisch kommentierte, aber lückenhafte Bibliogra phie von Klaus Zeiewitz bringt als frühestes Datum erst das Erscheinungsjahr 1925 von Heinrich Suso Waldecks Märchenspiel für Kinder,,Das Weihnachtsherz". Im Nachlaß der Linzer Jugendschriftstellerin Maria Schmidtmayr fand sich kürzlich ein Exem plar des 4. Jahrgangs 1906, 10./11. Heft, der Monatsschrift für religiöse Dichtkunst ,,Gottesminne" (herausgegeben von P. Hans Pöiimann Ö. S. B. im Verlag der Aiphonsus-Buchhandiung, Münster i. W.). in diesem Heft konnte der Verfasser nachste hendes bislang unbekanntes Gedicht ent decken, das mit dem bürgerlichen Namen

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