Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

„Text und Raum", Ausstellung in der Galerie der Künstlerverelnigung MAER2 in Linz Im Spätherbst des Jahres 1972. Foto: H. Zauner, Linz wr-.-.: tmmS i^P tungskette ,,linz Crash" in der Volkshoch schule statt. Gerade waren ,,Laut und Lui se" von Jandl und ,,Minimonsters Traum lexikon" von Mayröcker erschienen. Oswald Wiener, der damals gerade seinen ,,roman", ,,die Verbesserung von mitteleuropa", im Rowohlt-Verlag herausbrachte, wurde im Jännner 1969 von Bäcker nach Linz eingeladen. Er kommentierte sich selbst und die Truppe aus seiner Sicht. Die von Otto Breicha herausgegebenen, von Jutta Schwarz auf Tournee glänzend vorge tragenen ,,Protokolle 69" sprachen im glei chen Jahr tiereits von einer,,zweiten welle" der ,,wiener gruppe". Und in dieser wohl schon deutlich veränderten gesamtösterrei chischen Literaturlandschaft erschienen kontinuierlich weiter die ja erst 1968 be gründeten Linzer ,,neuen texte". Von Heft zu Heft und von Jahr zu Jahr stifteten sie immer wieder neue Auslandkontakte - nach England, Frankreich, indieCSSR, Deutsch land und Südamerika. Im letzten Drittel der sechziger Jahre ver mehrten sich auch die Schauplätze und Austragungsorte dieser still revolutionie renden ,,neuen poesie" in Linz. Es waren dies außer der Volkshochschule das kurz lebig, aber gescheit und kompromißlos von Wilhelm Koller in einem Aitstadtgewölbe ge führte ,,forum 67", wo der literarische Club ,,C 4" ebenso wie der prominente Helmut Heissenbüttel gastierten, bald darauf je doch, mit hochwertigen Ausstellungen und Vorträgen beziehungsweise Lesungen, die Neue Galerie der Stadt Linz und die Galerie der Künstlervereinigung MAERZ. In der erstgenannten Neuen Galerie waren allein während des Märzmonats 1971 im Rahmen der Ausstellung ,,Text, Bild, Ob jekt", die von Heimrad Bäcker inspiriert wurde, prominente Avantgardisten zu Be such; zunächst Claus Bremer aus der BRD und Anesthis Logothetis aus Wien, der erste mit engagierenden Texten und vexierenden Text- und Letternbildern und der zweite mit experimenteller ,,konkreter" Musik. Be sagte Ausstellung brachte Beiträge von ins gesamt 46 Gleichgesinnten in ganz Europa, war von einer Sondernummer der ,,neuen texte" sowie einer Nachwuchslesung der Gruppe um Bäcker begleitet. Nachholbedarf an Information stillte, gleichfalls im Rahmen eines Lese- und Dia-Vortrags der Neuen Galerie, der Schöpfer des Begriffes ,,kon krete Poesie", Eugen Gomringer. Es war anläßlich dieser exemplarischen, mit Nebenveranstaltungen gut angereicherten Ausstellung in der Neuen Galerie bereits eine deutliche Grenzüberschreitung von der experimentellen Literatur hinüber in die Be reiche der Aktion, des Musikalischen, in er ster Linie aber der bildenden Kunst festzu stellen. Die lettristischen Bilder, die visuel len Textflächen hoben sich dreidimensional, reliefartig in den Raum und stießen schließ lich überhaupt von der Fläche ab. ,,Text und Raum", Im Spätherbst 1972, war demnach nur eine logische Weiterführung des Themas in der Galerie der Künstlerver einigung MAERZ. Als Protagonisten setzten sich dabei mit ihren Arbeiten durch: Josef Bauer, Entwickler eines dreidimensionalen ,,taktilen" (also greifbaren) Sprach-, Zei chen- und Körper-Wahrnehmungssystems; mit ihm aber auch Gerhard Knogler, Fried rich Hahn, Fritz Lichtenauer.

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