Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Die Bergbahnen in Oberösterreich Landesrat Rudolf Trauner I. Fremdenverkehrspolitische Bedeu tung der Seilbahnen in Oberösterreich Primäres Ziel der regionalen Wirtschaftspo litik und der Förderungsaktivitäten des Lan des Oberösterreich ist schon seit Jahren die Verbesserung der Wirtschaftsstruktur in den Randgebieten unseres Bundeslandes. Meist eignen sich diese Gegenden auf Grund der naturräumlichen Voraussetzun gen und landschaftlichen Schönheit ganz besonders für Erhoiung und Freizeitgestal tung. Daher war es schon sehr früh das Be streben der oö. Landesregierung, den Fremdenverkehr insbesondere In jenen Re gionen unseres Landes, die für eine Som mer- und Wintersaison prädestiniert sind, zu forcieren und mit einer attraktiven Fremden verkehrsinfrastruktur auszustatten. Zu den bedeutendsten Fremdenverkehrseinrichtungen gehören die oberösterreichischen Seilbahnen, Sessellifte und Schlepplifte. Diese Aufstiegshilfen sind ein integrieren der Bestandteii unseres Fremdenverkehrs angebotes und tragen zur Hebung des Erholungs- und Freizeitwertes in zahlreichen Gebieten wesentlich bei. Derartige Einrich tungen erfüiien folgende wichtige Funktio nen für den Tourismus und für die Gesamt wirtschaft: 1. Mit der Errichtung von Seiibahnen mit Skiabfahrtsfunktion wurden in zahlreichen oberösterreichischen Fremdenverkehrsge bieten mit schneesicherer Lage die Grund voraussetzungen für den Ausbau des be sonders bedeutenden Winterfremdenver kehrs geschaffen und damit eine bessere Auslastung der umfangreichen Fremden verkehrssituation erzielt. Die Entwicklung der Winternächtigungen zeigt auch in den oberösterreichischen Win tersportorten einen auffäliigen Zusammen hang mit der Neueröffnung von Aufstiegshil fen und spiegelt die große wirtschaftiiche Bedeutung derartiger Anlagen für den Fremdenverkehr wider. So hat beispielsweise die Errichtung der neuen Liftanlagen in Hinterstoder zu einer Steigerung des Winternächtigungsanteils an den Gesamtübernachtungen von 23,1 Prozent im Jahre 1960 auf 42 Prozent im Jahre 1977 geführt. 2. Die oberösterreichischen Seilbahnen bilden aber auch einen wichtigen Bestand teii des Angebotes für die Sommerurlauber und für den Ausfiugsverkehr während der warmen Jahreszeit, weil sie iandschaftlich besonders attraktive Gebiete, lohnende Aussichtsziele sowie beliebte Ausgangs punkte für Wanderungen und Natureriebnisse in der Bergwelt erschließen. So hat sich beispielsweise im ersten Jahr nach Er richtung der Dachsteinseiibahn auf die Schönbergalm die Besucherzahi der Dachsteineishöhlen verfünffacht. Mit den in Oberösterreich in Betrieb befindli chen Seiibahnen wurde die Möglichkeit ge schaffen, die Schönheit unserer heimischen Bergweit auch solchen Menschen zugäng lich zu machen, die auf Grund der körperli chen Konstitution, aus Zeitmangel und dgl. nicht in der Lage sind, die Berge zu ,,erwan dern". 3. Einzelne Seilbahnen sind auch in Ober österreich ihrer kühnen Anlage wegen ein Anziehungsfaktor für Urlauber und Ausflüg ler. Zahlreiche Menschen benützen diese Aufstiegshilfen mit dem Ziel, bloß einmal das Erlebnis einer Seiibahnfahrt genießen zu können. 4. Neben den beachtlichen fremdenver kehrspolitischen Entwicklungsbeiträgen der Seiibahnen für einzelne oberösterreichi sche Regionen, sind auch noch die Auswir kungen auf die Industrie und Gewerbe zu berücksichtigen. Die hohen Investitionen der Seilbahnwirt schaft in Aufstiegshilfen (jährlich rund 500 Mio. S) und in Nebenaniagen (Skipisten, Pi stengeräte, Restaurants, Parkplätze) haben zum Aufbau einer eigenen Industrie bzw. von Spezialabteilungen in Großbetrieben, wie z. B. in den VÖEST, geführt. Von diesen einschlägigen Unternehmungen und Zulie ferbetrieben, wie Drahtseilerzeuger, Elek troindustrie, Bauwirtschaft, hat eine beacht liche Anzahl den Standort in unserem Bun desland. In diesem exportorientierten Wirt schaftszweig finden in Oberösterreich rund 2000 Menschen einen Arbeitsplatz. Darüberhinaus beschäftigen die oljerösterreichischen Seilbahn- und Liftunternehmun gen zur Hauptsaison rund 1000 Mitarbeiter und schaffen damit, vor allem in peripheren Gebieten, wichtige zusätzliche Erwerbs möglichkeiten. In der Fremdenverkehrspoiitik des Landes Oberösterreich wird der Errichtung und Ver besserung dieser für den Tourismus heute unentbehrlichen Basiseinrichtungen große Beachtung geschenkt. Die Gewährleistung der höchstmöglichen Sicherheit nimmt bei allen Maßnahmen im Interesse der Seilbahnbenützer Priorität ein. Der Bau einer Seilbahn, ja schon die Errich tung von kleineren seilbahntechnischen An lagen, übersteigt in der Regel bei weite m die finanzielle Leistungskraft privater Unter nehmer, aber auch die der örtlichen Institu tionen. Im Hinblick auf die günstigen regio nalen Auswirkungen auf den so wichtigen devisenbringenden Fremdenverkehr und viele andere wirtschaftliche Einrichtungen eines Gebietes, wurden für die Errichtung und Modernisierung von Seiibahnen, Ses sel- und Schleppliften seit 1974 rund 200 Mio. S an Darlehen und Beihilfen aus dem Landesbudget bereitgestellt. Gleichzeitig wurde die Ausgestaltung der Kompiementäreinrichtungen, wie Abfahrts pisten, Ankauf von Pistengeräten und dgl., in den letzten 3 Jahren aus Fremdenver kehrsförderungsmitteln mit 8 Mio. S bezuschußt. Die weitere Ausbaupolitik und die künftige Erschließung von Gebieten mit Aufstiegshil fen erfolgen in Oberösterreich, so wie bis her, in engster Koordination mit unserem Fremdenverkehrskonzept, in dem die regio nalen Ausbauziele für den Tourismus in un serem Bundesland festgelegt sind. Durch diese Orientierungshilfe sollen auch im oberösterreichischen Seiibahnwesen Fehl planungen, unerwünschte Konkurrenzie rungen und damit unbefriedigende Wirt schaftlichkeit sowie Übererschiießungen von Regionen weitgehend vermieden wer den. II. Das oberösterreichische Seilbahnan gebot und seine Entwicklung Seit den Pioniertaten der Erbauer der Feuerkogelseiibahn vor rund 5 Jahrzehnten wurden in unserem Bundesland große Lei stungen im Seilbahnwesen erbracht. Ober österreich ist mit 11 Seilschwebebahnen, 8 Doppelsessel- und 5 Einsesseiiiften sowie 268 Schleppliften, insg. also 292 Seilbahnaniagen, ein bedeutendes Seilbahniand Österreichs. Die oberösterreichischen Seil bahn- und Liftunternehmen beförderten im Jahre 1977 mit ihren Seiibahnen und Ses selliften rund 3.8 Mio. Personen und mit den Schleppliften rund 25 Mio. Skifahrer. Dieser Dienstleistungsbereich leistet einen ganz entscheidenden Beitrag zur Wertschöpfung in unserem Fremdenverkehr und ist an den Deviseneinnahmen, insbesondere aus dem Winterfremdenverkehr, maßgeblich betei ligt. Entwicklung des oberösterreichischen Seilbahnangebotes Art der Seilbahnanlage 1958 Seilbahnen 4 Doppelsesseiiifte 1 Einsessellifte 3 Schlepplifte 17 Seilbahnanlagen insgesamt 25 11 11 4 8 7 5 17 145 268 167 292 69

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