Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

das erste Musterbeispiel eines Säulenfen sters vorgeführt und sie zur Nachahmung verlockt hat. Vielleicht wurde es tu einer Aufwertung, einer rangmäßigen Bedeutung für das Vierkantgehöft? Manche Hofbesitzer äußern ja die Ansicht, es sei ein Privileg ge wesen, von kaiserlicher Hand unterschrie ben, das zunächst nur den Meierhöfen mit 100, den Huben mit wenigstens 50 Joch Grund das Anbringen eines Prunkfensters erlaubte! Angesichts so zahlreicher, noch jetzt bestehender Beispiele ist diese Vor stellung doch wenig glaubhaft. Ob übrigens dieses eigentlich .überzählige' oder ,zu schöne' Fenster einer Besteuerung unter lag, wie sie in Frankreich und England ein geführt wurde, ist für das alte Österreich un bekannt. Vielleicht war es also doch nur die allgemein gewordene barocke Baugesinnung, die das Schmuckfenster auch für das Bauernhaus in Anspruch nahm. Mag sein, daß eine Art Luke neben der Haustüre, durch die vordem der Rauch des offenen Feuers abgezogen war, als geeigneter Platz zur Anbringung des schönen Fensters ausersehen wurde, nachdem der gekachelte Herd mit seinem abgedichteten Kamin in die Stube eingebaut und die .Rauchkuchel' im Vorhaus mit Bank und Tisch zum sommerlichen Eßraum auf stieg. Das neuartige Fenster übernahm so mit die Kennzeichnung eines Aufenthalts raumes. Durch das sauber gekalkte und von ebensolchen Faschen umrahmte Säulen fenster quoll bestimmt kein Rauch mehr ins Freie. Hätte man sonst nicht auch beim Ab schaben des Steines ihre schwarze Ver gangenheit entdeckt? Auch der zweite Name ,,Jausenfenster", bestätigt die ge wandelte Nutzung des Raumes für kleinere Mahlzeiten, die niemals in rauchgeschwän gerter Luft eingenommen werden konnten; immer stand der Mostkrug auf dem Tisch vorm Fenster, immer lag der große Brotlaib daneben und in der Lade waren Zinnlöffel und Messer aufbewahrt. Ich habe es noch so erlebt. Die hohe Zeit des Vierkant ist vorbei. Sie begann schon mitten im ersten Weltkrieg auszuklingen. Ohne Knecht und Magd läßt sich kein ansehnlicher Hof erhalten! Der Verfall hat bereits begonnen, auch das ,,Bettlerfenster" ist oft nicht mehr heil. Schmucksäule und profiliertes Gewänd ver kommen nicht selten unter altem Bauschutt im Anger. Es gibt Besitzer, die sogar den ge schlossenen Hof aufbrechen und die Wirt schaftsgebäude niederreißen; wie eine armselige Keusche steht das Wohnhaus dann allein auf weiter Flur. Dafür braucht man freilich kein Prunkfenster mehr. Gut, daß es andere noch zu würdigen wissen: oft drängt ein wahrer Blumenschwall durch die Gitterstäbe, - es ist ein Recht des Sommers, überall zu blühen und erst recht aus schö nem Rahmen! Vielleicht bleibt es so noch länger erhaiten, was wir lieber,,Flurfenster" nennen wollen, - und mit ihm der Vierkant, der unsere Landschaft an Krems und Alm so bedeutungsvoll prägt. Noch immer! sie sichert unsere Ernährung und Kulturlandschaft Für Schulung, Beratung, Förderung und I nteressenvertretung der Land-und Forstwirte sorgt die Landwirtschaftskammer.

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