Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Von oben nach unten: ,,Wieser in den Bergen", inzersdorf 81 (Pöllhuber) ,,Brucker", Mühidorf 164 bei Scharnstein ,,Schöberi", Weinzierl 9, Micheldorf (Hebesberger). Baptist Födermayr, das dem Stifte zugefal len war-), setzten sich Landgewinnung und Baugesinnung dem Westen zu fort und er oberten der,,vollkommensten Gehöftform" das ganze Traunviertel. Der Vierkant be setzte und prägte die Tallandschaft ebenso wie die Anhöhen des Alpenvorlandes; - mit besonderer Vorliebe wurde er Im Kremstale und dem benachbarten Almtale heimisch. Von ,,Pracht und Macht des Vierkants" sprach die Zelt. Eine ,,Bauernburg" war er geworden. In diesem ländlichen Bereich entwickelte er seine Hochform, die sogar vom herrschaftli chen Bau mitübernommen wurde: Herberstorff gestaltete sein Landschloß Ort dar nach, Kremsmünster das Neupernstelner Schloß, die angesehenen Sensschmledgewerken Zeltlinger ihr stolzes Herrenhaus Blumau . . . Hier, wo In einer Reihe hin die großen, alt ehrwürdigen Stifte über Dörfer und Märkte herrschten und die klugen Äbte für giganti sche Um- und Neubauten Im Stile des Ba rock nicht nur einheimische, sondern noch lieber fremde Künstler-am liebsten aus Ita lien - beschäftigten, suchte auch der gerad linig ausgerichtete, einfache, doch oft recht behäbig wirkende Vierkant nach künstleri schem Beiwerk. Heutzutage sind freilich nur noch Reste und Andeutungen zu finden: In den Wohnstuben die mit Kerbschnitt verse hene Tramdecke, die meist noch die Jah reszahl der Entstehung enthält. Im Ober stock kreisrunde und ovale Stuckumrah mungen zu leergebllebenen oder über tünchten Zimmerdecken. Über den Haustü ren gibt es noch alfresco-Bllder heiliger Schutzpatrone und Gebetstexte, die Türfül lungen sind kunstvoll gefügt und erinnern an schwierige Brettspiele. Eine Kostbarkelt aber Ist noch weltum erhal ten und kann nicht übersehen werden: das ,,Bettler-" oder ,,Jausenfenster", auch ,,Guckerl" genannt. Es blieb fast durchwegs auf Krems- und Almtal beschränkt und ging auf keine andere Bauernhausform, auch nicht auf das Herrschaftshaus, über. Es Ist ein echter, veredelnder Schmuck auch des schon übel zugerichteten Vierkants und die meisten Eigentümer wissen es wohl zu schätzen. Nur erneuerungssüchtige, ,modern'-seln-wollende Bauersleute reißen das schöne Ding aus den Mauern, um ein ge wöhnliches Allerweltfenster an selnerstatt einzusetzen. Wie viele Landbesucher ge hen auch achtlos daran vorüber! Wie es aber so, von leuchtenden Geranien durch rankt oder mit Tannenreisig belegt, den Herankommenden begrüßt, Ist es - In ge pflegtem Zustande - gewiß die beste baukünstlerlsche Entdeckung auf dem Lande.

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