Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Historische Kunst Das schöne „Bettierfenster" Erna Blaas Von oben nach unten: „Peterlechner", Haselbäckau 37, Inzersdorf .Hurnaus", Weinzierl 11, Micheldorf (Baumgartner) Haselbäckau 54, Inzersdorf (Huemer) Noch, - und dieses ,noch' hat Bedeutung - wird die Landschaft Mitteleuropas vom gu ten, alten Bauernhaus geprägt, das in ihr entstanden ist und aus ihr hervorging. Bo denbeschaffenheit und Nutzwertung be stimmten seine Anlage und sein Aussehen. So hat die Natur selbst sein Erscheinungs bild hervorgerufen und sich darin ausge sagt. Das verhältnismäßig kleine Land Ober österreich hat durch seine abwechslungs reiche Bodengestalt allein fünf Typen her vorgebracht, die sich den vorgegebenen Verhältnissen anpassen und ihre eigene Bauart verwirklichen. Linter ihnen gilt der sogenannte Vierkant sogar als ,,eine der vollkommensten Gehöftformen der Welt"! Die Entwicklung dieses so gerühmten Mu sters aus frühen, volkstümlichen Ansätzen und beispielhaften Vorbildern der hohen Ar chitektur wurde durch einschneidende so zial-politische und stilgeschichtliche Wand lungen begünstigt. ,.Österreichs stolzeste Kunstepoche" war angebrochen; ein groß zügiges, ja verschwenderisches Barock be stimmte das ,,Bauschaffen der Landständi gen Stifte Oberösterreichs im 17. und 18. Jahrhundert". Der neue Stil begeisterte weltliche und geistliche Fürsten, aber auch bürgerstolze Bauherren, und rief eine Bau lust hervor, die nicht einmal vor dem eben erst aus jahrhundertelanger Leibeigen schaft und drückendem Robot entlassenen Bauernstand haltzumachen vermochte. Durch Erweiterung des Besitzes an frucht barem Getreideland war sie hier sogar zur Notwendigkeit geworden. Die Neugestaltung der Höfe aus beengten, feuergefährdeten Holzbauten zu gemauer ten Häusern und Bauteilen ermöglichte jetzt die Geschlossenheit des ganzen Baukör pers und die gesicherte Verwahrung des Besitzes. Hinter einem einzigen, festge zimmerten Hoftor, dem gemeinsamen gleichhohen Dach über allem (dem Wohn haus im Norden, dem Speicher im Süden, den Ställen und Schuppen dazwischen) und einem quadratisch oder rechteckig entstan denen Hofraum inmitten, der seinen eige nen Brunnen enthielt, konnte Geborgenheit und Gemeinschaft erlebt werden. Damit ließ der Vierkant seine letzte Vorform zurück: den Vierseithof des Innviertels mit seinen Ecktoren, die schon im 13. Jahrhundert den Spießgesellen des Meier-Helmbrecht-Sohnes nicht standhalten konnten. Von der Enns her, wo die ersten Vierkant höfe Form gewonnen hatten, die neuen, übergroßen Meiereien von St. Florian vor Augen (- vielleicht auch den prächtigen Prandtauer-Umbau von Hohenbrunn, dem bäuerlichen Elternhause des Abtes Johann

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