Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Typisches Landschaftsbild im Toten Gebirge am Aufstieg zum Saizofen im Bereich der Pühringerhütte. Bekannt ist dieser Berg vor allem durch die Saizofenhöhle geworden, die von Urgeschichte und Höhlenforschung als ,,höchstgeiegene Jagdstation des Eiszeit menschen in Österreich" (Gerhart Preii) be schrieben wird. Aufnahme: H. G. Priiiinger. mm - '•pft t-'-X' w'v s.-" ^ - ) 1 . y \ : 4- -' »' ■ sx.. nv-,"' • 4 '' „ i &-V- • ,, *■•■■■'- , phle, auf der alles später Erschienene auf baut. Die Jahrbücher des österreichischen Alpenvereins, des Steirischen Gebirgsvereins wie des österreichischen Touristen clubs enthalten fortan Immer häufiger Be richte von Touren im Toten Gebirge, ohne allerdings grundlegend Neues zu bieten. Dabei stoßen wir auf bekannte Namen wie Arthur und öscar Simony, Georg Hauen schild, Dr. Anton von Ruthner, Karl Krahl, J. Frischauf u. a. Im Zuge dieser Beliebtheit entstehen nun auch die ersten Schutzhütten im Toten Gebirge: 1882 die Loserhütte, 1884 das Priel-Schutzhaus (ursprünglich ,,Karl-Krahl-Schutzhaus"), 1894 die Dümlerhütte am Warscheneck. Die Kletterer kommen Während im benachbarten Gesäuse oder am Dachstein bereits Felswege bis zum vierten Schwierigkeitsgrad beschritten wur den, sah man vor der Jahrhundertwende im Toten Gebirge kaum jemand mit dem Klet terseil. Der gewaltige Zug der Nordwände vom Kleinen Priel bis zur Almtaler Sonnen uhr lag hinter riesigen, von den Jagdherren eifersüchtig gehüteten Wäidern verborgen, und die Steiiabstürze der Plateauberge bo ten wegen ihrer mühseligen Zugänge wenig Reiz, solange es anderswo unerschlossenes Felsland neben den Eisenbahnlinien gab. So wurden denn auch folgerichtig die ersten Kietterfahrten im Toten Gebirge von Süden, vom Ennstal aus, unternommen: 1884 bestieg der Wiener Heinrich Heß mit Gefährten den über bewaideten Vorbergen kühn aufragenden Hochtausing, drei Jahre später bezwang er allein den wilden Sturz hahn oberhalb der Tauplitzalm, den noch Georg Geyer als ,,unersteigliches Prisma" bezeichnet hatte. Freilich war Heinrich Heß in Bergsteigerkreisen kein Unbekannter. Als Schriftleiter des Alpenvereinsjahrbuches, als Autor des Gesäuseführers (ältester Klet terführer im deutschen Sprachraum!) und insbesondere durch das mit Ludwig Purtscheiler gemeinsam geschaffene Stan dardwerk ,,Der Hochtourist in den Ostalpen" gilt Heß noch heute als einer der produktiv sten Alpinisten überhaupt. Hatte der vielgereiste Heinrich Heß quasi im Handstreich den Sieg über den schwierig sten Kietterberg im Toten Gebirge mitge nommen, ohne sich in der Folge näher mit dem Gebiet zu beschäftigen, so begegnen wir ab 1898 einem Mann, der während zweier Jahrzehnte systematisch eine große Wand nach der anderen bezwingt und als erfolgreichster Kletterer Im Toten Gebirge überhaupt angesprochen werden muß: Ro bert Damberger (1881 bis 1924). Als Sohn eines Goldschmieds in Linz geboren und dort im väteriichen Geschäft tätig, fand Damberger in Dr. Viktor Wessely, Linz, ei nen erprobten alpinen Mentor, der ihm be reits als Sechzehnjährigen das führerlose Klettern schmackhaft zu machen wußte und mit ihm die ersten großen Erfoige errang: 1898 an einem Tag Großer Priei über den Südgrat und Abstieg über den Ostgrat, ei nige Wochen später erste Begehung des Nordgrates. Von da an versuchte sich Dam berger praktisch an allen klettertechnisch interessanten Gipfein des Toten Gebirges und brachte es mit verschiedenen Touren gefährten aus dem Kreis der Linzer Turner bzw. des Alpenvereins auf rund 20 Erstbe gehungen zwischen Sandiing und Kieinem Priel. ,,Die meisten der von ihm erschlosse nen Pfade sind Gemeingut der Hochtouri sten geworden, viele zählen heute zu den

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2