Stockholm, Klarabergsviadukten m diese Handschrift,,dient" der einzelnen Ob jektperson auf eine ähnliche Weise wie ein Regisseur, der in ein klassisches Stück nichts Eigenes hineinlegen will, der es viel mehr ganz einfach nur,,richtig" inszenieren will. Porträtieren ist nun freilich keine Sache der mechanischen Perfektion, sondern der glücklichen Koinzidenz vom richtigem Er fassen und spontanem Ausduck, in allen Bildnissen haben gediegene Zeichnung und essentielle Charakteristik der Persönlich keiten einen so hohen Stand der Synthese gefunden, daß man dem Künstler bestätigen darf: seiner Galerie berühmter Zeitgenos sen dürfte nur wenig Vergleichbares im deutschsprachigen Raum an die Seite zu stellen sein - wenn überhaupt! Klaus Oelberg, München Die graphischen Künste in Österreich erleb ten im 20. Jahrhundert mehrmals Blütezei ten; zuerst nach 1900 mit den Sezessionisten, dann nach dem ersten Weltkrieg mit den Künstlern aus der Wiener Werkstätte und dann nochmals nach Beendigung des zweiten Weltkrieges, in den Jahrzehnten nach 1945. War die Ursache hierfür zwi schen 1900 und 1914 ein allgemeiner Wohl stand, so waren es in den beiden Nach kriegszeiten eher die ärmlichen Verhältnis se, die viele Künstler bewegen, sich den graphischen Künsten und ihren vielfältigen Möglichkeiten zuzuwenden. Dies war nicht nur in Wien der Fall, sondern auch in den Hauptstädten der Bundesländer, in Graz, Innsbruck und Linz. Zu den Linzer Künstlern, die ab den sechzi ger Jahren sich vorwiegend den graphi schen Ausdrucksmöglichkeiten verschrie ben, gehört Anton Watzl. Ihn interessieren ganz besonders die Menschen seiner Um gebung, die Städte und die Landschaften, wohin ihn seine Reisen führen. Er hält sie in zahlreichen Einzelskizzen, Zyklen und Mappenwerken fest. Ihm erscheint das Ant litz einer Stadt oder einer Landschaft gleich wie das Antlitz eines Menschen zu sein. Er behandelt sie mit den gleichen künstleri schen Mitteln und erreicht damit - vor allem bei seinen Porträts prominenter Persöniichkeiten - eine Wiedergabe, die neben der äußeren Ähnlichkeit auch noch die unter der Oberfläche verborgenen emotionalen Kräfte ahnen läßt. Watzl setzt damit eine Auffassung vom menschlichen Porträt als einen Spiegel des Seelisch-Geistigen fort, wie sie Oskar Ko koschka in seinen Porträts inaugurierte. Hierzu gehört auch die Spontaneität, mit der
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