Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Links: Übersichtsskizze Totes Gebirge, ge zeichnet von Herbert Fried!, Nachdruck aus dem Buch von Gerhart Prell: Totes Gebirge. Ein Landschaftsbuch über die Alpen zwischen Traun und Steyr. - Linz: Oberösterreichischer Landesverlag 1978, von dem der Großteil der Bebilderung dieses Aufsatzes in dankenswerter Weise übernom men werden konnte. Rechts: Aus der Reihe der Erschließer des Toten Gebirges zwei Porträtbeispiele, die Vergangenheit und Gegenwart des Alpinismus in Oberösterreich kennzeichnen: Friedrich Simony, 1813-1896, Aufnahme Bildarchiv der österreichischen Nationalbibliothek, und Sepp Wallner, 1909-1975, Aufnahme H. Pilz, Linz. nichts die Tatsache, daß als erste alpine Künder vom Toten Gebirge Gebietsfremde in Erscheinung traten, wie etwa die Erzher zöge Johann und Ludwig von Österreich, etwas später der ,,Böhm" Friedrich Simony und schließlich die Wiener Anton von Ruth ner, der erste Präsident des österreichi schen Aipenvereins sowie der in Biindenmarkt gebürtige, später in der Kaiserstadt lebende Geologe Georg Geyer. Die Erschließung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Während man bei den meisten Gipfeln in der Gletscherregion der Zentraialpen recht exakt die Erstersteiger eruieren kann, ist dies bei vielen Kaikaipenbergen kaum mehr möglich. Wo verhältnismäßig einfache Rou ten auf einen schnee- und eisfreien Gipfel leiten, ist anzunehmen, daß dieser irgend wann von einem unbekannten Einheimi schen, Jäger, Wildschütz oder Hirten, ohne viel Aufhebens zum erstenmal bestiegen wurde. Dies mag im Toten Gebirge in ganz besonderem Maße der Fall gewesen sein, sind doch mit Ausnahme des Sturzhahns oberhalb der Taupiitzaim alle Gipfel von der Karsthochfiäche aus relativ leicht zu bege hen. So muß wohl oder übel der Begriff ,,Erstersteigung" auf die touristischen Am bitionen der ,,Herrenbergsteiger" einge schränkt werden, womit deren Leistung an gesichts der damaligen Ausrüstung keines wegs geschmälert werden soll. Die ältesten Lorbeeren in dieser Hinsicht erwarb sich der um die Anfänge der Bergsteigerei in Österreich hochverdiente Erz herzog Johann (1782 bis 1859). Vom 19. bis 24. August 1810 durchstreifte er in größerer Gesellschaft als vermutlich erster Tourist im heutigen Sinn das westliche Tote Gebirge zwischen Eimsee und Wiidenseealm, wobei er u. a. den Zwölferkogel, 2102 m (nach Erzherzog Johann: Rabenstein), bestieg. Er legte die Erlebnisse und Beobachtungen auf dieser ,,Bergreise" in sehr ausführlicher Form in seinem Tagebuch nieder, wobei die Fülle der topographischen Angaben beson ders besticht. Vier Jahre später stand der Erzherzog auf dem Loser und dem Welsing, im August 1827 besuchte er von Aussee aus sogar den Kulminationspunkt des Toten Gebirges, den Großen Priel, 2515 m. Dort waren ihm freilich im Jahr 1817 Sigmund Graf von Engi mit den vier Jägern Ridler und 1819 sein Bruder Ludwig von Hinterstoder aus zuvorgekommen. Zwei Jahrzehnte später durchstreift ein Mann das ,,Prieigebirge", dessen Name un trennbar mit dem oberösterreichischen Salzkammergut verbunden bleibt: Profes sor Friedrich Simony (1813 bis 1896), Bota niker, Geologe und insbesondere Geo graph, einer der ersten engagierten Aipenforscher überhaupt, in der,,Wiener Zeitung" veröffentlichte er 1846 die älteste, wissen schaftlich fundierte Darstellung der Eigen tümlichkeiten jener Karsthochflächen, die einen unauslöschlichen Eindruck auf ihn machten. Er zeichnete das Tote Gebirge vom Sarstein aus, fertigte ein Gemälde von der Karrenwiidnis um Elm, Feuertaiberg und Rotgschirr für seinen ,,Physiognomischen Atlas der österreichischen Alpen" und stieg 1866 auf den Großen Priel, um hinüberzu schauen zum Massivseiner größten Erfolge: dem Dachstein. Detailforschung Im späten 19. Jahrhundert Die Touren Erzherzog Johanns und die Be richte Simonys zeitigten ihre Wirkung. Das Tote Gebirge und insbesondere die Prieigruppe im äußersten Nordosten wie der Lo ser im Westen kamen in Mode. Hatte der k. k. Bergrat Matthias Leopold Schieifer noch 1828 in Briefen ,,An einen Freund" versucht, ,,von diesem uns Österreichern viel zu wenig bekannten innerstoder eine Schilderung zu entwerfen", so beschreibt Adolph Schaubach in seinem fundamenta len fünfbändigen Werk ,,Die deutschen Al pen" 1845 bereits auf ca. 25 Seiten Touren im Toten Gebirge. Das Verdienst einer sy stematischen Begehung und exakten Be stimmung nahezu alier bedeutenden Gipfel unseres Gebietes fällt in den Jahren 1874 bis 1877 dem später als Geologen bekannt gewordenen Georg Geyer (1857 bis 1936) zu, der damit zum ersten umfassenden Er schließer wird. Geyer schrieb im Alter von 21 Jahren seine Beobachtungen - oft in epi scher Breite - unter dem Titel ,,Das Todte Gebirge" auf 200 Druckseiten nieder und schuf damit eine grundlegende Monogra-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2