Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Rettenbach, Lungendorf Nr. 33, ,,Zehenthof", Sgraffitodekor an der Fassade, 1683. Aufnahme; Gangl ' 8 '4 Ä ■ « *# i I i" . % i IllUllWt'i; :i: iJS' ? 1 "11"!:*" e 's m iÄSÄrr.\l::i5f iH : .:,„ .•to(v4i ■;'■.-JSX'Ä'* Geschmack gewähltes Inventar. Das Haus zeigt, was mit Geschick auch aus bemesse nem Raum zu machen ist: Bad, SchrankSchlafzimmer und Küche fehlen ebenso wenig wie gute Stube und großzügiger, den ganzen Dachboden einnehmender Kamin raum. Das Hartheimer Beispiei ist wohl das Optimum einer Wohnrevitalisierung eines bäuerlichen Objektes und wird deshalb, vor allem in der Qualität des Details, nicht ohne weiteres nachzuahmen sein, in einem aber bleibt es übers Besondere hinaus allgemein verbindlich, darin nämlich, daß solch histori sche Architektur jenseits alien Verfalls an ihre Biüte knüpfen kann und daß der weh mütige Seufzer, wie schön das doch einmal gewesen sei, gestillt werden kann, weil sich im Antlitz solcher Schönheit der Zeiten Risse schließen lassen. Ein richtiges Bauernhaus ist der Zehenthof in Lungendorf Nr. 33, Gem. Rettenbach. Nahe dem Alm-Fluß steht dieser kleine Vierkanter so selbstverständlich im Grün wie alle seine Hofverwandten, deren un übertroffene Eigenart ja gerade ist, daß sie dem Gelände ganz natürlich entwachsen Pettenbacfi. Lungendorf Nr. 33, ,,Zetienthof", Renaissance-Balkendecke im inneren. Aufnafime: Gangl sind. Auf der Suche nach einem Ort fernab von hastenden Tagen fand das Ehepaar v. Loßberg vor sechs Jahren diesen Bau, dem - vergessen und zerzaust - nicht Tage, sondern Jahrhunderte ins Mauerwerk ge kerbt waren. Die Liebe auf den zweiten Bück mag zuerst wohl in dem oben zitierten Seuf zer formuliert worden sein, aber zugleich damit entstand in der Phantasie auch schon das vollendete Bild jenseits mühevollen Sa nierens, Freilegens und Konservierens. Was der Besucher allerdings heute zu se hen bekommt, so, als wäre es schon immer so gewesen, davon war vieles bloß Ahnung, noch mehr nur Wunsch. Schon im in diesen abgeiegenen Landschaften noch lange nachlebenden Mittelalter mag der Bauer hier um einen kühlen Trunk in den Keller ge gangen sein, aber 1683 erhielt der Hof seine bis heute gültige Baugestalt, wie die Jahres zahl auf dem mächtigen, von einer Mittel säule gestützen Tram der farbig gefaßten Holzbalkendecke dokumentiert. 1809 wurde ,,modernisiert", die eleganten klassizisti schen Türen sind davon geblieben - Bauer und Bäuerin mögen am Sonntag wohl in

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