Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Lasberg, Haus Nr. 23, Außenansicht nach der Restaurierung. Aufnahme: Gang! gang weckt die Sehnsucht nach den hier so seltenen lauen Sommerabenden. Im Inne ren bedeckt behaglich eine schwarze Bal kendecke die Stube, deren Dämmerlicht vergessene Tage ergrauen läßt. I ¥§ f| • m P ^ " III .F; iW niH äRiii Ii» Bauernhäuser Wie kaum ein anderer Bereich der Denk malpflege ist jener der bäuerlichen Archi tektur auf private Initiative angewiesen. Bauernhöfe sind, wollen sie funktionsfähig bleiben, Wirtschaftsbetriebe, die sich den wandelnden Erfordernissen und Bedürfnis sen anpassen müssen. Das wird man zu be denken haben bei manch barbarischem Eingriff in die historische Substanz dieser Bauten. Die Barbarei ist nämlich nicht selten aufgebürdet von den Kapriolen agrarischer Politik zwischen EWG, EFTA und Welt markt: das Unökonomische scheint stärker als alle Ökonomien. Wo noch vor kurzem die staatlich gelenkte Hoffnung auf Milch und Viehabsatz die auf granitenen Säulen ru henden Stallgewölbe in automatisierte Rin derhallen verwandeln ließ, kaut heute keine Kuh mehr die vergeblichen Investitionen wi der. Dafür hat der Mähdrescher gewaltige Löcher ins Gewand der Höfe gerissen, die Gewände steinerner Bögen liegen im Gras neben der Scheune: keine Ruinenromantik. Freilich fällt nicht alles an Zerstörung, ge waltsamer Veränderung und willkürlich er scheinender Neuerung dem für die Betrof fenen oft uneinsichtigen Wirtschafts-Planspiel zur Last, das meiste Übel entsteht - nicht ohne Stolz - unter dem falschen Leit bild einer in Sommerfrischen kurzen Hosen das Land heimsuchenden Modernisie rungsideologie: sprossenlose Fenster, die beim Einbau die rahmenden Putz- oder Stuckfaschen angeknabbert haben, ent fernte Gitter, Edelputz, Haustüren in Maha goni, Kupfer und Preßglas - Schweißeisen verzinkt, Terrazzo, Marmor, Klinker - ein fach alles, was die Fernsehwerbung als ,,pflegeleicht und schön" teuer bis in die ent legensten Winkel verkauft. Solch städti scher Plunder wird heute entgegen seiner Anmaßung vollends in den Provinzen zum Signum des Provinziellen. Überleben könnte die bäuerliche Baukultur also nur, wenn sie sich gegen die bewußten und un bewußten, die unvermeidlichen und vermeidlichen Zwänge wirtschaftlichen Diktats und urbaner Missionierung behaupten könte.

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