Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Private initiativen der Denkmalpflege in Oberösterreich Wilfried L. Lipp „Denkmalschutz als Strategie der Erhaltung von Kulturprojekten kann In einem demokratischen Staat nicht nur für die Bürger, sondern muß mit Ihnen und letztlich durch sie verwirklicht wer den." (Friedrich Fürstenberg) Ein klarer Satz! Und doch wird in der Praxis zumeist falsch gespielt. Wie in anderen Be reichen auch, herrscht vielfach die Meinung vor, Denkmalschutz gehöre allein zum kul turellen Versorgungspotential des Staates. Deshalb auch das Selbstverständnis für die Leistungen der Denkmaipflege und der Un mut dort, wo sie ausbleiben. Die oft gehörte Formulierung vom ,,Versagen des Denk malschutzes" träfe im Bewußtsein der vor angestellten Einsicht allerdings nicht aus schließlich die Institutionen, sondern uns alle, die verantwortungslose Gleichgültig keit des einzelnen. Selbst dort, wo Enga giertheit für die Sache ficht, nimmt die Be reitschaft, auf die Barrikaden zu steigen, mit dem Sinken der räumlichen Entfernung zu den eigenen vier Wänden ab. Denkmal schutz in Venedig oder Prag, Salzburg oder Krems, Obernberg oder Steyr - eine feine Sache! Im Heimatort? Auch schön. Aber am eigenen Haus - nicht auszudenken! Diese leider recht häufige Einstellung versah denkmalpflegerische Bemühungen mit ei nem Januskopf, der uns anlächelt, wo wir die Vergangenheit (unentgeltlich) konsu mieren, und sich grimmig zeigt, wo es ans eigene Hemd geht. Nicht selten geht diese gestörte Beziehung so weit, daß Leute, die ihre Wohnungen sorgsam mit Antiquitäten einrichten, nichts dabei finden, wenn am Haus selbst Zierate abgeschlagen und Ein scheibenfenster angebracht werden. Würde das Bewußtsein allgemeiner, daß auch das Haus eine kostbare Antiquität sein kann, würde es um unser architektonisches Erbe wohl besser bestellt sein. ,,Kieider machen Leute", heißt es bei Gottfried Keller - auch Häuser machen Leute -, Gesellschaftliches spielt da sicher herein. Viel mehr aber ma chen Leute Häuser: die Jeans-Mentalität bewirkte im Abschlagen des Dekors auch bei der Mannigfaltigkeit historischer Archi tektur Uni-Formität. Diesem Trend standen und stehen aber im mer Kräfte entgegen, die durch eigene In itiative beispielhaft vor Augen führen, wie Denkmalpflege verstanden werden kann und soll: als Obsorge, nicht als Versorgung. Es ist daher nur billig, einmal die privaten Leistungen einzelner Personen hervorzu heben, da letztlich ja erst dadurch jede staatliche Denkmalpflege sinnvoll und mög lich wird. Wollte man alle Maßnahmen, Eigentümer und Objekte, wo in den ietzten Jahren ret tend oder bewahrend, restaurierend oder revitalisierend Initiativen gesetzt wurden, auch nur aufzählen, würde das den Rahmen der Zeitschrift sprengen. Man muß sich ja bewußt sein, daß eine Fülle von kleinen und größeren Aufgaben vor allem Im Rahmen der Haussanierung und -instandhaltung, der Stadt- und Ortsbildpflege, der dörfi schen Verschönerung ganz autonom und individuell sozusagen ohne viel Aufhebens erbracht wird. Es kann daher nur eine aktuelle, nach Denkmalkategorien differenzierte Auswahl vorgestellt werden. Die Leistungen der Un genannten sind deswegen nicht geringer; sie mögen sich in den gezeigten Beispielen wiedererkennen. Burgen und Schlösser Daß die Insel Litzlberg am Attersee als einer der schönsten Punkte Oberösterreichs an gesehen werden kann, ist zumindest 650 Jahre bekannt. Bis gegen 1300 nämlich ist ein Schloßbau auf diesem kleinen Eiland überliefert. Es verwundert daher nicht, daß 1975, als das Inselschloß aus Böhlerschem Besitz zum Verkauf angeboten wurde, Pro minenz aus Politik und Wirtschaft Interesse zeigte. Die Freude darüber, daß ein wasch echter Oberösterreicher, Karl LeitI - Indu strieller, Sozialökonom, Mäzen . . . das Rennen machte, wurde vollends durch die erhoffte und schließlich alle Erwartungen übertreffende Restaurierung noch erhöht. Wie um die Leitl-Erwerbung ranken sich auch um den Neubau des Schlosses - das alte wurde 1780 abgetragen - in den Jahren 1895 bis 1897 Anekdoten, die man sich je doch lieber vom Schloßherrn selbst erzäh len läßt. Der für den Wiener Bankier Baron E. V. Springer errichtete Bau im Stil des Späthistorismus mit Fachwerk, Erkern und Türmen orientiert sich zwar an mittelalter- — . ■ «- - 1 «s Oben: Litzlberg, Gemeinde Seewalchen, Neu bau des Inselschlosses 1896, Blick In die große Halle des Erdgeschosses. Rechts: Litzlberg, Blick In den Schloßhof nach der Restaurierung und Revitallslerung. Aufnahmen: Gangl

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