Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

Bergstation der 1969 erbauten Dachsteln-Südwandbahn auf den Hunerkogel, 2700 m. Aufnahme: Fotohaus G. Westmüller, Linz. Rechts: Auf dem Gipfel des Hohen Dachstein mit seinem wetterumbrandeten Gipfelkreuz. bahnen. Massentourismus Im Hochgebirge, seufzen die einen. Ein Land wie Österreich kann es sich einfach nicht leisten, die Chan cen des Fremdenverkehrs nicht auszunüt zen, argumentieren die anderen. König Dachstein lächelt über diesen Streit. In sei nem Reich ist Platz für alle: für die Gipfei stürmer und Haibschuhtouristen, Kietterakrobaten und Ansichtskartenschreiber. Am 14. September 1947 griff Bundespräsi dent Karl Renner zum Spaten, um in Obertraun den Bau der ersten Seilbahn im Dach steingebiet zu beginnen. Vier Jahre später fuhr die erste Gondel von Obertraun auf die Schönbergalm, bis knapp unter den Ein gang zu den Dachsteinhöhien. Der Bau der zweiten Teilstrecke stellte an Bauleitung und Arbeiter wesentlich höhere Anforderungen. Auf dem nackten, nur mit Latschen bedeckten Felsgeiände mußten die Stützen der Seilbahn verankert werden. Der Boden war steinhart gefroren. Um die Strecke zeitgerecht in Betrieb nehmen zu können, waren 1955/56 den ganzen Winter hindurch hundert Arbeiter zum Kampf gegen das schwierige Terrain und das harte Hochgebirgskiima angetreten. Im Mai 1956 konnte die Dachstein-Fremdenverkehrs AG die zweite Teilstrecke der Dachsteinseil bahn von der Schönbergalm zum Krippen stein eröffnen. Seit 1958 kann man vom Krippenstein zur Gjaidaim weiterfahren, seit 1969 ist der Dachstein auch von der steirischen Seite mit einer Seilbahn zu erreichen: die schon erwähnte Dachstein-Südwand bahn führt von der Türiwandhütte bis in die Gletscherregionen zum 2700 Meter hohen Hunerkogel. Schon von der Gondel aus bietet sich die majestätische, fast tausend Meter steil auf ragende Dachstein-Südwand den Bücken und Kameras an. Von der Bergstation der Dachstein-Südwandbahn ist nach einer ein stündigen Gletscherwanderung die Dach steinwarte zu erreichen, jene dicht an der Schulter des Dachsteins gelegene Schutz hütte, in der der Seethaier Sepp haust. Von dort ist der Gipfel des Hohen Dachsteins nur mehr eine weitere Geh- und Kletterstunde entfernt. Der Weg durch den Schnee ist ge mütlich. Erst bei der Randkiuft, beim Ein stieg in die Wand, verlieren viele den Mut. Da steht der Bergriese drohend vor uns, in seiner ganzen Wucht und Urgewalt. Die senkrechte Wand flößt dem Menschen im mer noch Ehrfurcht ein. ,,Die fürchterliche Hailstätter Wand" hat sie Friedrich Simony genannt. Das Lebenswerk Friedrich Simonys Wer nicht umkehrt und bei seinem Aufstieg zum Gipfel die im Felsen verankerten Ei senstifte benützt, denkt meist nicht an den Mann, der im Jahr 1843 diesen Aufstieg und damit den ersten gesicherten Feisensteig der Ostaipen geschaffen hat. Der Dachstein gilt im Jahr 1840, als der 27jährige Naturforscher Friedrich Simony in ■'I'i«- Liegeterrasse bei der Bergstation der Dachsteln-Südwandbahn auf dem Hunerkogel. Aufnahme: Gletscherbahn Ramsau Dachstein.

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