Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 2, 1978

¥ aI Leo Schlömmer (vorne) und Peter Ferner (oben) in der Dachstein-Südwand. Aufnahme: Hruby, Zeltweg. y- SJ^Sfc' 'Äf•"* Zeugen für einen Alleingänger In dieser tau send Meter hotten Wand. Die Besatzung ei nes Hubschraubers, die den Fels abgesucht hatte, entdeckte nur noch einen Toten. Kopfüber hing er am Seil. Das Abenteuer der DIrettlssIma hatte er mit dem Leben be zahlt. Die direkte Falllnle durch die DachsteinSüdwand Ist eine der schwierigsten Routen der Alpen. Schwierigkeitsgrad plus sechs. Leo Schlömmer, der 1959 In der Bischofs mütze die erste Alleinbegehung der Südost kante schaffte, hatte einen Dachsteinkenner als Seilgefährten: Peter Ferner, dessen Bergsteigerkarriere 1974 durch einen Sportunfall beendet wurde. Bei der Zwei erbob-Weltmeisterschaft In St. Moritz wur den beim Training in einer gefürchteten Kurve die beiden Österreicher Otto Breg und Peter Ferner aus dem Schlitten geschleu dert. Während der Bremser Otto Breg un verletzt blieb, wurde Peter Ferner, der den Bob gesteuert hatte, so schwer verletzt, daß Ihm das linke Bein amputiert werden mußte. Seinem Dachstein will Peter Ferner trotz dem ganz nahe sein: Er Ist nach wie vor HütI . % tenwirt auf der Dachsteln-Südwandhütte und wertvoller Berater für alle, die sich In die Tausendmeterwand wagen. Leo Schlömmer und Peter Ferner hatten sich auf die Südwand-Dlrettlssima gewis senhaft vorbereitet. Sie wußten, daß eine gute Ausrüstung für Ihr Vorhaben entschei dend sein würde. Als sie am 26. September 1967 um drei Uhr früh In Richtung Einstieg marschierten, hatten sie 50 Kilogramm Ge päck bei sich, darunter zehn Liter Trlnkwasser- In der Dachsteinsüdwand gibt es kein Wasser! Bei anhaltend schönem Wetter hofften sie, die Tour In fünf Tagen zu schaf fen. Die erste Nacht verbrachten sie In der Wand In einer Höhe von 450 Metern. Schlömmer hatte eine Hängematte mitgebracht, wäh rend Ferner angesellt und sitzend schlafen mußte. Die beiden Rucksäcke und der Was serkanister waren an einem 100 Meter lan gen Seil befestigt, das am Abend Immer nachgezogen wurde. Außerdem gehörte ein sortiertes Werkzeug mit zur Ausrüstung. Schlömmer wußte, was nötig war, hatte er doch nicht weniger als siebzehnmal die Wand studiert, zwölfmal mußte er In der Wand biwakleren. Die besonders mühsame Arbelt, eine 200 Meter hohe und 35 Meter herausragende Wand und einen Überhang zu bewältigen, begann am nächsten Tag. Mehr als 200 Ha ken wurden In den Fels geschlagen, davon 23 Bohrhaken. Dann kam schlechtes Wetter auf. Schlömmer biwakierte, Ferner kletterte zurück, um einen geschützten Platz zu fin den. Bei dieser Gelegenheit entdeckten die Bergstelger eine unbekannte Höhle. Als am dritten Tag das Wetter noch schlechter wur de, beeilten sich die Bergstelger, den Gipfel zu erreichen. Dichter Nebel erschwerte den Aufstieg, die Sicht betrug nur noch 30 Meter. In sechsstündigem, verbissenem Ringen mit dem Berg überwanden Schlömmer und Ferner schließlich die 20 Meter des Über hanges, die sie von Ihrem Ziel trennten. Sie hatten das alpinistische Glanzstück In drei Tagen geschafft. Beide Bergstelger erklär ten übereinstimmend, daß es Ihre schwie rigste Tour war. So also müssen Sie es machen, wenn Sie die schwierigste Art wählen wollen, um auf den Dachstein zu kommen. Besser gesagt: So sollten Sie es nicht machen. Es geht heute einfacher. Mit der Seilbahn können Sie In fünf Minuten In den Regionen des ewigen Eises sein. Mag diese Entwick lung von Einsamkeitsfanatikern noch so be dauert werden, sie Ist nicht wegzudenken und besitzt für die Erschließung des Dach steins zweifellos auch positive Selten. Dachsteinstraße und DachsteinSeilbahnen Erschließung des Dachsteins - da Ist auch die Dachsteinstraße zu nennen, die von dem mittelalterlichen kleinen Bergbaustädtchen Schladming durch die Ramsau führt, jene Bergbauerngemelnde, die Generationen von Dachsteinführern hervorgebracht hat. Bis zum Fuß der gewaltigen DachsteinSüdwand, In eine Höhe von 1700 Metern, führt diese Straße. Von den Parkplätzen zur Talstation der Dachsteln-Südwandbahn sind es nur ein paar Schritte. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge vermerkt der Österreicher die Er schließung des Dachsteins durch die Seil-

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