Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Projekt eines Kongreß- und Veranstaitungszentrums auf der Toscana-Haibinsei in Gmunden Franz Dudak Ausgangssituation Die Toscana-Haibinsei bildet den west lichen Abschiuß der Gmundner Bucht des Traunsees. Die weitaus größte Fläche dieser Haibinsel stellt das 88.613 umfassende Areal dar, wel ches das Land Oberösterreich im Jahre 1975 von dem Voreigentümer Major John Jerome Stonborough käuflich er worben hat. Im Norden grenzt dieses Areal an die gieichfails noch der Halb insel zugehörige Grundstücksfläche, auf der sich das Landschloß Ort befindet, das Eigentum der Republik Österreich ist. Einen Teil der westlichen Abgren zung des nunmehr landeseigenen Besit zes bildet der sogenannte Wartgraben. Dies ist ein Kanal, der die Halbinsel Toscana im Westen und Nordwesten von der ihr landeinwärts vorgelagerten ehemaligen Orter Wiese trennt. Die wei tere Abgrenzung des Landesbesitzes bil den das Seeufer und im Osten eine rund 11.500 m^ umfassende Grundstücksflä che, die mit den darauf befindlichen Bau lichkeiten im Eigentum des Herrn Ston borough verblieben ist. Hinsichtlich die ses letztgenannten Teiles des ehemali gen Toscana-Besitzes wurde im Kauf vertrag mit dem Eigentümer das ding liche Vorkaufsrecht zugunsten des Lan des Oberösterreich vereinbart, weil auf längere Sicht die Einbeziehung in die Gesamtnutzung des Toscana-Areals an zustreben ist. Der Anschluß des Areals an das öffent liche Wegenetz besteht von zwei Seiten; einerseits in Fortsetzung der Franz-Reisenbichler-Straße durch ein Einfahrts tor nächst der Südecke des Landschlos ses Ort und andererseits von der Salz kammergut-Bundesstraße auf einer Allee über die Orter Wiese und einer Brücke über den Wartgraben. Das Toscana-Areal bildet in seiner ge samten Ausdehnung ein weitläufiges Parkgelände, das nach Art eines eng lischen Naturparkes in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts an gelegt worden ist. Neben einheimischen Bäumen und Sträuchern, wie sie auch sonst am Traunsee vorkommen, enthält der Park zahlreiche fremdländische Koniferen und Laubhölzer. Inmitten dieses selten schönen Natur parkes steht auf der Kuppe eines Hügels in dominierender und zentraler Lage die Villa Toscana. Es war dies ein reprä sentativer Prunkbau, der in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts für Erzher zog Johann (Ort) von dem Baumeister Ernst Ziiier (1837 bis 1923) errichtet wor den ist. Der aus Dresden stammende Architekt, ein Schüler und späterer Mit arbeiter des berühmten Baukünstlers Theophii Hansen, ist durch seine pracht vollen öffentlichen und privaten Bauten in Griechenland und insbesondere in Athen bekannt geworden. Das Objekt enthält die charakteristischen Stilele mente einer ,,italienischen Villa". Auf fallend ist die Ausbildung des Daches in Form eines pagodenartigen Kuppel baues. In den Einreichplänen zu dieser schloßartigen Villa, die den Genehmi gungsvermerk der Gemeindevorstehung Altmünster vom 31. März 1869 auf weisen, ist eine andere, niedrigere Dachform enthalten. Dies führt zu der Annahme, daß die Villa ihre derzeitige äußere Gestaltung erst nach einem Um bau in der Zeit um die Jahrhundertwende erhalten hat. Jedenfalls zeigt eine im oberösterreichischen Landesmuseum aufbewahrte Lithographie von Alexan der Hochwimmer, die noch vor das Jahr 1900 datiert wird, die Villa schon mit ihrem derzeitigen Kuppelaufbau. Bereits unter dem Besitz der Familie Ston borough wurden in den ersten Jahrzehn ten unseres Jahrhunderts verschiedentliche Umbauten vorgenommen, die offenbar eine bessere Bewohnbarkeit zum Ziele hatten und der klassizisti schen Gestaltung Merkmale des Jugend stils hinzufügten. Gegenwärtig weist die Villa Toscana zum Teil beträchtliche Bauschäden auf. Die Heizungs-, Sanitärund Elektroinstallationen sind infolge Zeitablaufes unbrauchbar geworden und entsprechen auch sonst nicht mehr den heutigen Notwendigkeiten. Wegen ihrer künstlerischen und kulturellen Bedeu tung hat das Bundesdenkmalamt die Villa Toscana im Jahre 1973 unter Denkmalschutz gestellt und in seinem diesbezüglichen Bescheid das bestehen de öffentliche Interesse an der Erhaltung dieses Baudenkmales eingehend be gründet. Bis zum Erwerb durch das Land Ober österreich war die Toscana-Haibinsei als Privatbesitz nur zeitweise oder aus be stimmten Anlässen (z. B. Fronleich namsprozession) öffentlich zugänglich. Der Zugang erfolgte durch das allge mein verschlossene Eingangstor beim Landschloß Ort. Die Holzbrücke über den Wartgraben war abgefault und ein gestürzt. Im übrigen war die ToscanaHaibinsei auch gar nicht für eine Ver wendung als öffentlich zugängliche Park anlage geeignet, weil sie die hiefür erfor derlichen Einrichtungen (z. B. ausrei chende Ruhe- und Aussichtspiätze, dementsprechende Wegeführungen, Beleuch tung) nicht besitzt. Auch wäre dem pri vaten Eigentümer der mit dem Betrieb einer öffentlichen Parkanlage verbundene beträchtliche Aufwand — so insbesondere für die unumgängliche Beaufsichtigung — kaum zumutbar gewesen. Aufgabenstellung Es stand vom Anbeginn der langwieri gen Ankaufsverhandlungen zwischen dem Land und dem Voreigentümer, die mehrfach ins Stocken geraten waren, außer jedem Zweifel, daß der Erwerb

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