intimen Verzauberungen — und steht vor dem mächtigen Gebäude des alten Kam merhofes, der sich gegen den See und die Brücke hin öffnet. Seit dem 15. Jahr hundert repräsentierte dieser Komplex samt Trauntor und ehemaligem Mauthaus (heute Polizeigebäude) die kaiserliche Wirtschaftsmacht des Saizamtes. Am Umfang der Bauiichkeit läßt sich die ein flußreiche Stellung der damaligen Salz amtmänner ermessen, die auch dem bür gerlichen Gmunden ihre Macht manchmal spürbar entgegensetzten. Bis ins 15. Jahrhundert finden wir zwar die Funktionen des Amtmannes und des Stadtrichters verschiedentlich in einer Person vereinigt, später aber trennten sich die Machtbefugnisse; doch war die Wahl des Stadtrichters stets von der Zu stimmung des Saizamtmannes abhängig. Es ist möglich, daß dieser Umstand eine gewisse Unruhe bezüglich der Rathäuser in Gmunden bewirkte, denn Gmunden hatte deren drei. Das erste, bis ca. 1400 als solches benützt, fällt noch heute auf dem Marktplatz durch seine Behäbigkeit und schöne Form mit dem Erkerturm auf. Es steht am Eingang der Johannesgasse und gibt dieser Straßenbezeichnung einen besonderen Sinn, da es als Ge bäude aus derselben Zeit stammt, in der der berühmte Johannes von Gmunden, Mathematiker, Astronom und Begründer Johann Tagwerker, verdienter Bürgermeister von Gmunden 1851—1861; in seiner Funktionsperiode wurde u. a. die Espianade gebaut und die Gmundner Sparkasse gegründet Detaii der Stadtvedute von Gmunden von Michaei Kefer, 1808: die steiie Traungasse am Abhang zur Traun, wie sie sich auch heute noch von der Brücke aus gesehen werden kann -XA i 7-^: II i l^llf E der Universitätsbibliothek, lebte und an der Wiener Universität wirkte. Das zweite Rathaus steht am Eingang der Kirchengasse und wurde bis zum Bau des heutigen Hauses benützt; an seiner Seitenwand sind die alten Gmund ner Maße eingemauert: Elle und Klafter. Erst das dritte Rathaus wurde zum Wahr zeichen der Stadt, oft gezeichnet und ge malt. Die Burgfriedslinien der Stadt wurden bis ins 16. Jahrhundert mit behauenen, reiiefgemeißeiten Grenzsteinen markiert. Zwei der ältesten Steine sind in besonders schönen Exemplaren vorhanden. Beide zeigen das gotische dreiteilige Wappen mit Bergkuppen, Fisch und Salzküfel, ge trennt von einer angedeuteten Seeblatt ranke; jeweils darüber oder darunter ist ein stark eingeschlungenes G einge hauen. Einer dieser Steine steht noch an seinem ursprünglichen Standort in einem Garten an der Bahnhofstraße, der andere im Museum. Ein dritter Markie rungsstein mit diesem alten Wappen aus dem Jahr 1301 — das ein noch schlichte res und älteres abgelöst hatte — befindet sich in der Lannastraße. Alle drei dieser Grenzzeichen schieden früher das Gmundner von dem Altmünsterer Ge meindegebiet. in der Stadt findet sich dieses alte Wappen heute noch als Wirts hausschild über dem Eingang zum Gast hof ,,Stadt Gmunden" in der Kirchen gasse. Bis 1627 gab es im Traundorf Grenz steine zwischen Gmunden und der Graf schaft Ort, denn erst im 17. Jahrhundert wurde dieser Stadtteil eingegliedert. Auch ein solcher Grenzstein „Landgricht St. G. — Landgricht G. O." wurde — im Bereich der Georgstraße — aufgefunden. Nun allerdings ist Gmunden über alle ehemals so markant mit Steinzeichen be setzten Grenzen hinausgewachsen. Erst waren es die „Vorstädte", die allmäh lich der Stadt einverleibt wurden. Dann, als sich die Stadt durch die technischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, vor allem durch die Eisenbahn und die Dampfschiffahrt, von einer Saizniederlassung in eine Kurstadt verwandelte, wur den neue Straßenbauten zu einem wich tigen Erfordernis. Die alte Kuferzeile im Seestadtl — 1850 bereits Erinnerung an ein überlebtes Handwerk — als einzige Straße nach Ort war nicht mehr ausreichend; so wurde unter dem verdienten Bürgermeister Jo hann Tagwerker in den Jahren zwischen 1851 und 1862 die Espianade aufgeschüt tet und ausgebaut. Durch private Initia tive [und Finanzierung) des Grundbesit zers Anton von Satori entstand eine Schichtenlinie höher die Satoristraße, noch eine Etage darüber wurde der Hochkogi durch eine weitere Straße an geschnitten, die den Namen Stelzhamers erhielt, der die Stadt in einem seiner Ge dichte sehr liebevoll folgendermaßen apostrophiert hatte: „O mein Gmunden, in der Runden von fuchzig Stunden wird nix g'funden, was dir gleicht an Herrlichkeit!..."
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