Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

berger berichtete über einen Fischadler, welcher, etwa 100 Meter vom Hoisn entfernt, einer Seeforelle die Krallen so tief In die Schuppen schlug, daß er einerseits diese nicht mehr herausziehen konnte, andererseits unfähig war, die zu schwere Beute über Wasser zu heben. Der am Flügel verletzte Adler wurde gefangen, seine Artgenossen in der Fol gezeit durch Menschenhand ausgerottet. Eine traurige Bilanz, wenn man bedenkt, daß heute diese Tierart in ganz Öster reich im Aussterben begriffen Ist. Die ersten Höckerschwäne wurden im Jahre 1875 durch die Erzherzogin Elisa beth an den See gebracht, vorerst im Bäckerwinkel bei Ort in einer Einfrie dung gehalten und im Frühjahr 1880 in Freiheit gesetzt. Die Zuneigung des Men schen und die ständige Fütterung haben diese Tiere zutraulich werden lassen und eine rasche Vermehrung bewirkt. Die Gewöhnung an den Menschen hinterließ aber bereits Spuren. Das tierfremde Futter führte teils zu Mißbildungen des Schnabels und die lang andauernde Domestikation zeigt Degenerationser scheinungen, wie etwa die abnorme Weißfärbung der Beine, des Schnabels und des Dunenkleides sowie Kippflügel bildung. Der bekannte Ornithologe F. Mittendorfer (1977) untersuchte nicht nur Singvögel, sondern auch Winter gäste am See, zuletzt die Lappentau cher, und stellte dabei fest, daß Flaubenund Zwergtaucher in den letzten Jahren um rund 15 Prozent abnahmen, während die Schwarzhalstaucher fast um 30 Pro zent zunahmen. An Hand einer Wasser vogeltafel, die an der Esplanade neu auf gestellt wurde, kann man sich über die wichtigsten Wintergäste am Traunsee in formieren (R. Moser, 1964). Aus der Fami lie der Möwen überwiegt die Lachmöwe, die mit ihren Flugkünsten das Ufer belebt und es immer wieder versteht, im Sturz flug den Biäßhühnern das Futter zu ent reißen. Schon im Jahre 1927/28 gelang es dem Gmundner Vogelkundler A. Watzin ger nach Beringungsversuchen, die Brut plätze der schiefergrauen Vögel in Mäh ren, Schlesien, Pommern und Mittelschwe den nachzuweisen. Die Wasserralle, ein in Schilf und Weidicht heimlich lebender Vogel, sowie das grünfüßige Teichhuhn, dessen auffallend weiße Unterschwanz decken beim Schwimmen wie Warn signale rhythmisch nach oben zucken, sind mit ihnen verwandt. Reiherenten, deren schwarz-weiß gefiederte Erpel mit dem Federschopf am Hinterkopf sich von den braunen Weibchen deutlich unterscheiden lassen, sind neben den Scheli-, Tafel- und Stockenten die wich tigsten Vertreter der Enten. J. Blaschegg (1972) hat die Vogelwelt des Traunseegebletes genauer untersucht, ihre Brutplätze festgestellt und an seltenen Arten Polartaucher, Säger, Fischreiher, Kibitze, Bekassinen, Alpenstrandläufer, Wasserläufer, große Brachvögel, Pfuhl schnepfen und Austernfischer sowie durchziehende Kormorane am See fest gestellt. Die für den Berufsfischer wichtigsten Fische des Traunsees sind von den Coregonen die Reinanke (Renke) und der Riediing (kleine Schwebrenke). Der Traunsee als nährstoffarmer, kalter Vor alpensee ist ein typischer „Renkensee". Die Goregonen sind zirkumpolar ver breitet, haben während und nach der Eiszeit große Wanderungen unternom men und sich schließlich in den Moränen seen des Eisrandes festgesetzt. Ein Teil der Reinanken des Traunsees steigt zur Laichzelt, wie es für lachsartige Fische typisch ist, in den Fluß auf, ein anderer Teil sucht das seichte Ostufer auf und der Rest laicht pelagisch, also in den See. R. Moser jun. (1972) stellte fest, daß der Urlnstinkt der Fische, den Laich im Fluß abzulegen, zugunsten des pelagischen Laichens verlorenging. Der Ausfall bei pelagischem Laich, dessen Eier rascher als die Milch in sauerstoff arme Tiefen absinken und daher teils unbefruchtet bleiben, war im Jahre 1953 so groß, daß fast 2 Millionen Stück Setz linge aus Renkenbrut im See ausge setzt werden mußten. Auch hier wird aus wirtschaftlicher Erwägung die künst liche Erbrütung und Lieferung der Setz linge Überhand nehmen. Schon in alten Urbarien ist zu lesen, daß die Fischer zur Lieferung künstlich befruchteten Rogens an die Aufzuchtanstalt verpflichtet sind. Der Fischereiertrag an Goregonen wird für das Jahr bei Berücksichtigung der Besatzziffern mit 30 bis 40 Tonnen an gegeben. Bekannt ist die Schwebfischerei oder das Schwebnetzfischen, die Fi scher sagen dazu in „d' Schweb" fahren, eine Fangmethode, bei der das rund 50 Meter lange Zugnetz im Kreis ausgewor fen wird und, von Schwimmkorken ge tragen sowie mit Steinen beschwert, bis zu 25 Metern in die Tiefe absinkt, wo dann die Fische in einem sackartigen Netzteil, dem Bär, gefangen werden. Der Archfang, die Archschlägerei oder kurz Ari genannt (von arcus = Bogen), ist eine Massenfangmethode, ein Raub bau, da den zur Laichzeit in die Traun aufsteigenden Reinanken der Rückweg in den See versperrt wird. Quer über die Einmündung der Traun in den See wurden 30 Pfähle eingeschlagen und mit einem Flechtwerk verbunden. Nur in der Mitte ließ man einen Durchlaß für auf steigende Reinanken frei, der nachts mit einem reusenartigen Netz ver schlossen wurde. In günstigen Jahren fing man früher 25 bis 30 Zentner Fisch. Später wurde das Geflecht durch ein Stellnetz ersetzt. In letzter Zeit hat man den Arifang fast vollständig eingestellt und fischt lediglich zur Gewinnung laich reifer Tiere, um die künstliche Nachzucht zu sichern. Reinanken und Riedlinge werden ge räuchert oder auf den Holzspan gespießt und auf dem Holzkohlengrill unter stän digem Zufächern von Sauerstoff zum „Stangerifisch" gebraten. Die gelbbraun geselchten Reinanken sowie die sehr schmackhaft gebratenen Riedlinge fin den als ,,Brotfische" reißenden Absatz. Während der Beruf des Fischers stark abnimmt, haben wir eine Zunahme der Sportfischer zu verzeichnen, die der See forelle, der Äsche, dem Rotauge, der Aitel, der Schleie, der Brasse, dem See karpfen und dem Hecht nachstellen. Jähr lich werden vom Sportfischerverein bis zu 10.000 Junghechte ausgesetzt, die be sonders im Schilf der Orter Bucht und in der Verlandungszone des Röhret ihrer Beute auflauern. Mitunter kommt es vor, daß Vertreter der gleichen Art gefressen werden. Wenn jedoch der „Kannibalis mus" so weit ausartet, daß ein kleines Männchen ein größeres Weibchen zu verschlingen versucht und dieses dem Freßgierigen durch die Kiemen fährt und dort stecken bleibt - wie das im April 1976 im Traunsee geschah —, dann ist der Hunger wohl der beste Tod (R. Mo ser, 1967). Literatur Blaschegg Georg: Die Vogelwelt des Traunseegebietes. — 58. Jber. d. BG. Gmunden, 1971/72, S. 9-15. Eckel Othmar: Neue thermische Untersuchun gen im Traunsee und Fuschlsee. — Verh. In ternat. Verein f. Limnol., Jg. XIV., Stuttgart 1961, 8.70-78. Eckel Othmar: Zur Frage der Durchflutung der Alpenseen. — Zs. Wetter und Leben, Jg. 13, H. 3-4, Wien 1961, 8. 57-63. Eckel Othmar: Ein automatisches Lot zur Re gistrierung der Seetemperatur. — Archiv für Meteorologie, Geophysik und Bioklimatologie, Bd. 12, H. 1, Wien 1962, 8. 164-176.

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