Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

bauer, Bd. VI). Neben kleineren Über schwemmungen in den sechziger Jahren kam es Im August 1977 trotz Inbetrieb nahme und Stauregullerung durch das Traunkraftwerk Gmunden zu einer tellwelsen Überschwemmung des Rathaus platzes und verschiedener Ufergebiete, da die Schleusentore wohl zu spät ge öffnet wurden und der Querschnitt bei der Traunbrücke zu klein war, um das Überwasser durchzulassen. Es ist inter essant festzustellen, daß die Wassermar ken im Hof des Seeschlosses Ort eine zeitliche Übereinstimmung mit den Perioden der Vorstöße und Halte der Dachsteingletscher erkennen lassen, wobei jedoch das Gletschereis für das Auftreten des Hochwassers nicht ver antwortlich gemacht werden darf. Es ist vielmehr anzunehmen, daß das Klima der feuchten und niederschlagsarmen Jahre bewirkte, daß seine Hauptnie derschläge über der Schneegrenze in fester Form zu einem Gletschervorstoß oder, das Nährgebiet auffüllend, wenig stens zu einem Gletscherhalt führten, während sich unterhalb dieser das Nie derschlagsmaximum durch Überschwem mungen ausdrückte. Daß als Ursache der Überschwemmungen die Atomversuche wohl auszuschließen sind, beweisen die historischen Hochwasserstände. Ob die Niederschlagsmaxima auf Sonnenfleckenhäufung oder kosmischen Staub in der Atmosphäre zurückzuführen sind, ist nicht eindeutig geklärt. Da der kosmi sche Grundrhythmus noch weitgehend unbekannt ist, sind Klimaschwankun gen derzeit kausal kaum erklärbar. Die Hochwasserkatastrophen von einst scheinen jedoch derzeit durch die tech nischen Kontrollen Im Rahmen des Kraft werkes abwendbar. Mit Ausnahme lokaler Überdüngungs erscheinungen In der Uferregion ist der Traunsee heute noch ein Reinwasser see. Besonders die nicht stark durch strömten Buchten des Westufers neigen zur Eutrophierung. Das Strömungsbiid des Traunsees zeigt nach O. Eckel (1961), daß sich der Flußwasserstrom nach seinem Eindringen in den See an das ostseitige Ufer wendet und diesem Prallhang In einer Breite von 500 bis 1500 Meter und bis zu 12 Meter tief entlangstreicht. Mit einer Fließgeschwin digkeit von rund 100 Meter pro Stunde erreichte die Hochwasserwelle 1954 nach etwa drei Tagen die Gmundener Bucht. Den Durchzug einer Wasserwelle ermittelt man mittels Triftkörper, Tie fenschwimmer und Propellermesser (siehe Strömungsbild, Flg. 3). Der Traunsee stellt einen Sonderfall dar, da er nach Einleitung von Chioriden durch die Industrie in seinen Austauschvor gängen gebremst wird. Das Wasser tie ferer Schichten ist durch den Zusatz chloridhaltiger Fremdwässer schwerer, als es seiner Temperatur entspricht, und damit in den Austausch- und Um wälzvorgängen behindert (G. Schultz, 1971). Dem nur teilweise austauschen den, „meromiktischen Seetypus" ist die überhöhte Tiefentemperatur des Was sers zuzuschreiben. Eine stärkere Durch mischung des Wassers wird nur bei Windwirkung erreicht. Die jedes Jahr regelmäßig eintretende Voiizirkuiation bis in Tiefen von 150 Metern setzt auf grund der Chloridzusätze später ein und dauert kürzer an. Das freie Wasser zeigt immer noch eine Sauerstoffver teilung, wie sie einem Reinwasser ent sprechen soll. Der niedrigste, über dem Grund gemessene Sauerstoff gehalt betrug nach H. Hehenwarter (1962) 8,1 Milligramm pro Liter Wasser. Im Zusammenhang mit dem Kraftwerks projekt wurden im Traunsee sehr genaue thermische Untersuchungen angestellt. O. Eckel (1962) beschreibt ein elektro nisch gesteuertes Lot zur Registrie rung der Seetemperatur, das seit dem Jahr 1953 stündlich die Werte bis in 40 Meter Tiefe aufzeichnet. Eine gleichlaufende Untersuchung am Fuschlsee Meß erkennen, daß In beiden Alpen seen periodisch talein- und talauswehende Winde deutliche, bis in größte Tiefen reichende Wellen von 24stündiger Periode entstehen lassen (O. Eckel, 1961). Die Durchflutung bewirkt im Sommer in tieferen Schichten eine be deutende Temperaturerhöhung, während die Oberflächentemperaturen des Wassers von Besonnungsdauer, Wind und AbStrahlung beeinflußt werden. Im Sommer wird überdies Im Gegensatz zur Tiefe das Oberflächenwasser durch den breiten Seeabfluß abgekühlt, so daß die Temperatur des Traunsees rund 2,5 Grad Celsius tiefer liegt als die an derer Salzkammergutseen (H. Hehen warter, 1962). Nach Anlage des Kraft werkes scheint die Oberflächentempe ratur fallweise geringfügig erhöht. Das sehr erfrischende Wasser des Traun sees zeigt an der Oberfläche sehr nied rige Mittelwerte über einen fünfzig jährigen Beobachtungszeitraum in Höhe von 2,1 bis 3,3 Grad Celsius im Monat Februar und 15,7 bis 19,2 Grad Celsius für den Monat August. Und doch lädt uns der See zum Baden ein, wenn in den stillen Buchten die Temperatur des Wassers an schönen Sommertagen über 20 Grad ansteigt. Die Frage nach der Wassergüte war viele Jahre hindurch ein Hauptanliegen und führte schließlich zur Errichtung einer Gabeiieitung und zum Bau der Kiäraniage Traunsee-Nord, deren finan zieller Aufwand nach Fertigstellung aller Zweigleitungen rund 700 Millionen Schil ling betragen wird (E. Wenzl, 1973). Die durch den Schwellbetrieb des Kraft werkes (OÖ. Kraftwerke AG., 1969) ge drosselte Durchströmung des Sees und die damit verbundene Ausbreitung der Algen in stagnierenden Uferzonen und Buchten wird durch die Abwasser sammelleitungen heute so weit ent schärft, daß mit einer weiteren Ver schlechterung der Wassergüte nicht zu rechnen ist. Wenn auch die Gewässer gütekarte nach H. Hehenwarter (1958) im Bereich der Bucht von Ebensee durch die Abgabe der Chloride und des Kalk schlammes sowie in den Buchten von Traunkirchen, Altmünster und Gmun den durch die Einleitung der Abwässer in den See Gütewerte der Stufen III und IV erkennen ließ, so hat sich heute das Bild gebessert und die berechtigte Hoffnung durchgesetzt, daß uns in Zu kunft der Traunsee mit Hilfe der Abwasserleitungen und Kläranlagen als Reinwassersee erhalten bleiben kann (siehe Gütebild, Flg. 4). Wetter und Kiima am See sind durch ständig wechselnde Übergänge charak terisiert. Das mitteleuropäische Über gangsklima mit Niederschlägen zu allen Jahreszelten wird durch lokale Wetter erscheinungen beeinflußt. Die Stau wirkung in Alpenrandlage, der Wechsel von Flach- und Steilufer sowie die Lage des Sees in einer Föhngasse sind be deutende meteorologische Faktoren, die den Wetterablauf bestimmen. Einer Jännerisotherme von — 1 bis — 2 Grad Celsius steht eine Juliisotherme von -F 12 bis + 14 Grad C gegenüber. Dabei wirkt der See ausgleichend auf seine Umgebung, kühlt die heißen Sommer, mildert die kalten Winter und versorgt die Luft mit Feuchte. Erst spät — wenn überhaupt — friert der See nach Abgabe der gespeicherten Wärme zu. In den Jah ren 1624, 1684, 1830, 1880 sowie in unserem Jahrhundert besonders im Jahre 1963 war die Eisdecke so tragfähig, daß sich Menschen mit Hand- und Pferdeschlitten, mit Salzfrachten, Schlitt schuhen, Fahrrädern und sogar mit

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