Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

des im Wasser blühenden Sumpfvergißmeinnichts eine schützenswerte Pflan zengesellschaft darstellt (F. Merten, 1962 und 1966). Dr. Merten ferdert für das Westufer des Traunsees zwischen Alt münster und Traunkirchen, einem „Paradies in unserer Kuiturwüste", den abseluten Schutz. Bis zur Vichtau und zum Schwemmkegel des Mühlbaches ist ein Schotterufer mit kleineren Schilfbeständen ausgebildet, eine weiche Uferlandschaft, die von sanf ten Wiesen und bewaldeten Moränenkup pen begleitet wird. Vor dem Steinwinkel sind an der Straße Flyschschichten und Moräne freigelegt. Dort, wo die Straße vor Mühlort am Schwemmkegel des Mühlbaches ansteigt, hat der Yachtklub Traunkirchen seinen Standort. Die Ge meindeväter haben mit der Bräuwiese den Erholungsuchenden eine große Fläche überlassen und damit eine Pio niertat gesetzt, die angesichts der Verhüttelung der Seeufer nicht oft und ein dringlich genug gewürdigt werden kann. Beim Gianzbichl, dessen Schliffkuppe aus Dachstein-Plattenkalk durch das alpine Haus der Familie Dr. Clodi mar kiert ist, wird der Nordrand der Kalk alpen erreicht. Das Ufer felsiger Halb inseln wechselt mit tiefreichenden Buch ten weichen Materials. Die bajuwarische Randschuppenzone der Langbathscholle zeigt einen Wechsel harter Trias- und Jurakaike neben weichen, leicht verwit terbaren Neokom-Mergeln. J. Schadler (1951) weist in seinem geologischen Exkursionsbericht sehr deutlich auf den reizvollen Wechsel der Landschaft hin, in die Traunkirchen, das Neumün ster am See, mit seiner prachtvollen Fischerkanzel, eingebettet liegt. Der Jurafelssporn des Johannesberges mit seinen Eibenbeständen und das von der Straße abgetrennte Vogelkreuzeck wech seln mit den Neokommergeln in der Siegesbachbucht, in der Bahn und Straße durch schwere Steinpflasterung vor Rutschungen geschützt werden. Der Anstieg auf den Sonnstein, den schönsten Aussichtsberg am See, und die Erinne rung an die siegreiche Schlacht gegen die Magyaren im 10. Jahrhundert ma chen diese Bucht berühmt. Nach dem kurzen Kaiser-Franz-JosefTunnel, der eine Juraklippe durchstößt, sind wir am Südrand der bajuwarischen Randschuppenzone angelangt. Das Licht signal an der Steilflanke des Sonn steins, einem vom Höllengebirge losge trennten Schubfetzen, markiert die Trauntalstörung, in welche die Straße mit scharfer Linkskurve einbiegt. Der Wettersteinkalkturm des Sonnsteins ver mittelt zwischen der Tirolischen Stirn des Höllengebirges und dem weit vorgescho benen Traunstein. Die Straße durchbricht den Felssporn in einem kurzen Tunnel, führt am Löwendenkmal vorbei und ent lang der Steinschlagwände unter Lawi nenschutzdächern sowie an den frischen Anbrüchen des Hauptdolomits nach Ebensee. Immer wieder öffnet sich von den ro mantischen Stellen dieser Kunststraße der Blick zum See und zu den Bergen des anderen Ufers, die, einem Fjord gleich, mit steilen Wänden zum See ein fallen. Man sieht, wie störend der Fels sporn des Sonnsteins einer Verkehrs verbindung zwischen Süd und Nord im Wege stand. Und doch war Gmunden aus dieser Situation heraus als Salzum schlagplatz groß geworden, ehe Straße und Bahn vor rund 100 Jahren dieses Hindernis bewältigten. Ebensee mit dem heute modernsten Sud werk staatlicher Salinen und der bedeu tenden Sodafabrik der Solvay-Gesellschaft steht im Zeichen von Salz und Kalk. Der Ort hat nach Errichtung der Soleleitung vom Hallstätter Salzberg zum Traunsee (1595 bis 1605) großen Aufschwung genommen. Nach Zulei tung der Sole vom Ischler und Ausseer Salzberg wuchs er zum größten Salinen ort heran, der heute mit seiner ausge dehnten Erholungslandschaft im Bereich des Feuerkogels, der Langbathseen und des Offensees sowie des Rindbachtales dem Fremdenverkehr sehr aufgeschlos sen ist. Mit seinem Landungsplatz für die Traunseeschiffahrt und dem alten Siedlungskern am bergseitigen Ufer hat sich der Ort heute auch östlich der Trauneinmündung ausgebreitet und wurde so zu einem bedeutenden Brükkenort. Im Mündungsdelta der Traun ist das Ufer so wie im Mündungsbereich des Rind baches stark verschlammt und trägt in der Bucht zwischen beiden Schwemm kegeln große Schilfwiesen. Der Ort Rind bach mit seinem Kulturufer, am Hangfuß der Spitzelsteine und an der Einmün dung des Rindbaches in das Trauntal gelegen, ist in den letzten Jahren durch die Umfahrungsstraße näher an den Ver kehr herangerückt. Das Ostuler des Traunsees ist einheit licher ausgebildet. Abgesehen vom fest verbauten Kuituruler im Stadtbereich von Gmunden (Schiffslände, Krackowitzer-Kai, Seebahnhof, Traunsteinstraße von Traun dorf bis Weyer) ist das Ufer am Fuß des Grünberges zum Teil von Sied lungen besetzt und zeigt eine einheit liche Schotter-Stein-Fazies (M. Pesendorfer, 1975). Mit dem Ausbau und der Verbreiterung der Fahrstraße bis zum Parkplatz und dem Bau der vielen Sied lungshäuser, Pensionen und Bootshüt ten zwischen Weyer, Steinhaus, Ramsau und Hoisn mußte auch das Seeufer verbaut werden. W. Schauberger (1961) hat mit seinen Vorschreibungen für die Ausführung von Seeuferböschungen nicht nur das Gutachten der Naturschutz behörde berücksichtigt, sondern vor al lem damit bewirkt, daß Begradigungen vermieden werden, die seeseitige Be grenzung der Aufschüttung natürlich verläuft und die Böschungskrone abge rundet, also ohne Kante in das Terrain übergeht. Das Seeufer ist so dicht ver baut, daß bis zum Parkplatz im Bereich des ehemaligen zweiten Kalkofens, mit Ausnahme des Badeplatzes am Gschiillort, die Wegstrecke von privaten Badeplätzen eingenommen wird. Dort, wo Lidringbach und Gschiillgraben in den See einmünden, wurde ein Schwemmkegel aufgeschüttet, der im Be reich des Campingplatzes der SeppStahri-Aipenvereinsherberge fest ver baut werden mußte, da Muren und Schiammströme nach starken Regenfäl len diesen Platz immer wieder gefähr den. Im oberen Gschliffgraben, einer auf engsten Raum zusammengepreßten Synklinale aus Kreideflysch und Nierentalschichten, sind eozäne Kalke einge faltet, die als Nummulitenklippen eine geologische Rarität im alpinen Raum dar stellen. Nach anhaltenden starken Regen güssen fließt das weiche Flyschmaterial (alemannisch Flysch heißt fließen) tal wärts, entwurzelt Bäume und schafft ein Bild totaler Zerstörung. In den See hin ein schiebt sich ein Schwemmkegel aus Sandstein, Ton und Schlamm. Die Mure verfrachtet ganze Waldstücke talwärts sowie Münzsteine oder „Bergmandikreuzer", Fossilien der Nummulitenklip pen, die am Seeufer gefunden werden und die weite Strecke des Transports bezeugen. Beim ehemaligen ersten Kalkofen liegt direkt an der Straße der Schober-Stein bruch, ein aus schwarzem Gutensteiner Kalk mit weißen Schichtblättern aus Gips bestehender Fels, der sich bei der Blatt verschiebung wie ein Rammsporn in den Flysch einbohrte. Ab dem Parkplatz im Bereich des ehe maligen zweiten Kalkofens betreten wir

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