Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Panoramablick auf Rathaus und Stadtplatz von Gmunden 1978 (der gleiche Blick ist bei Jakob Alt vor 150 Jahren noch vom Christofsturm rechts dahinter begrenzt) «OB' :1 1 k - ' ö I ■ « :c I Vr-kV-jfe-if ■ ältesten Straßennamen; die Traungasse, die Kirchengasse, die Badgasse. Um gleich bei dem „Bad" zu bleiben; es bestand schon im frühen Mitteialter als feststehende soziale Einrichtung, die als kaiserliches Lehen vergeben wurde. Aus dem Jahr 1499 existiert sogar eine Urkunde Maximilians I., der das Bad der Liebfrauen-Bruderschaft übertrug. Das Haus selbst — Badgasse 12 in heutiger Lesart - ging im 17. Jahrhundert in Pri vatbesitz über, doch waren seine Besitzer durchwegs Stadtbader und Wundärzte. Erst zu Ende des 18. Jahrhunderts ver schwand das Stadtbad, aber der Name blieb der Gasse trotz verschiedener Umbenennungsversuche erhalten. Die „Kirchengasse" geht ebenfalis in den Beginn der städtischen Entwicklung zu rück. Schon in den ersten Gmundner An sichten aus dem 16. und 17. Jahrhundert sieht man sie in gerader Linie vom Stadt platz zur Pfarrkirche aufsteigen — diesem schönen Bau, der trotz verschiedener Umbauten die mittelalterliche Herkunft nicht verleugnen kann. Sogar Thomas Schwanthaler beugte sich dieser Archi tektur und setzte im Jahr 1678 seinen wunderschönen Dreikönigsaltar In so subtiler Weise in den gotischen Chor, daß Bau- und Schnitzwerk eine wohl tuende Einheit bilden, die heute noch je den Betrachter erfreut. Vielleicht ist die ,,Traungasse" die ur sprünglichste dieser alten Gassen. Die steile Böschung zur Traun Ist ihr Terrain, die hohen Salzfertigerhäuser sind fast wie in Hallstatt dem Abhang aufgesetzt, und im Inneren der Gebäude finden wir gelegentlich schöne Höfe mit offenen Bö gen, mit Erkern und schönen Steinge wänden. Im ,,Fleischhauerhaus" aus dem 15. Jahrhundert gibt es einen dreiseitigen Arkadenhof von besonderer Schönheit, aber auch in dem großen Patrizierhaus, das die Traungasse mit dem Marktplatz verbindet, Ist seit kurzem ein großer, langgestreckter Hof mit einer Doppel reihe von Arkaden frei zugängiich ge macht worden. In diesen Häusern wird der Ausdruck ,,Hofstatt" verständlich, womit die alten Bürger der Stadt ihren gesicherten Be sitz nachweisen mußten, um rats- und stimmberechtigt zu sein. Fast die ganze Altstadt besteht aus solchen Hofstatten, und in vielen der Häuser sind die um bauten Höfe in der ursprünglichen Form noch vorhanden. Manche davon sind uns so bekannt, daß wir sie ohne Kommentar erieben und erst einen besonderen An stoß brauchen, um die eigenartige Schön heit und die Geschlossenheit des archi tektonischen Bildes wieder bewußt zu sehen. Denn wie oft geht man nur so gedankenlos hin, holt ein Stück Karton beim Buchbinder und denkt im Vorbei gehen höchstens; wie schön, dieser Blu menstock auf dem Mauervorsprung — ohne welter zu beachten, daß hier ein Hof aus dem 15. oder 16. Jahrhundert seine ganz besondere aparte Schönheit samt Arkaden, Säulen und reizvollem Lichteinfall bis in unsere Zeit herüber gerettet hat und nun ein ruhiges Eiland in einer lärmenden, hastigen Welt gewor den ist. Zögernd beginnen auch in Gmunden die Versuche, diese schönen innenhöfe wirt schaftlich zu nutzen, in einem der äitesten Gasthäuser, dem ehemaligen Gast hof „Zur Sonne" (heute „Sonnenhof"), ist das mit großem Gewinn geschehen, und es ist sehrzu hoffen, daß das Beispiel Schule macht und Gmunden erkennt, wie sehr der fremde Besucher gerade die Charakteristika einer gewachsenen Stadt sucht und schätzt. Auch in dem großen Viereck zwischen Kirchengasse, Traungasse und Markt platz gibt es solche Höfe und Gärten. Ein kleines Gärtchen mit romantisch um wachsener Mauer verbindet das Haus Nr. 7 der Kammerhofgasse mit der Salzkammergut-Apotheke, es ist ein liebens werter kleiner grüner Fleck inmitten der steinernen Häuserwelt; der ,,Haashof", an sich schon reizvoll mit seinen offenen Arkaden und der steilen Stiege, geht in einen verträumten, verwunschenen Gar ten über, der ehemals bis zum Marktplatz hinaufgereicht haben muß. Und im ,,Guschlhof" erlebt man staunend den unerwarteten Anblick eines neunteillgen gotischen Fensters — ähnlich wie im Kammerhof — und erfreut sich an selbst verständlichen, ungeplanten Proportio nen, deren geheime Zusammenhänge unsere Zeit erst mühsam wiederzufinden trachtet. Dann tritt man wieder heraus aus diesen

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