Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Bewegungsmechanik gehören Staufen, Schafberg, Höllengebirge, Traunstein, Kremsmauer und Sengsengebirge zur Staufen-HöUengebirgs-Decke, einer Schubeinheit, deren Stirn Im Norden, als Tirolische Linie bezeichnet, einer Riesenmauer aus Kalk gleicht. Nach dem Süden hin laufen sanftere Hänge aus. Während das Höllengebirge an den zu engen Schuppen gerafften Schich ten der dolomitischen Langbathscholle gestaucht erscheint, wurden die Schicht stöße Im Bereich des Traunsteins mit geschleppt und dieser rund fünf Kilo meter welter nach Nord auf Dolomit (ZIrler Berg) und Flysch (Grünberg) auf geschoben. Die dominierende Stellung dieses Berges Ist auf diesen Nordschub zurückzuführen (R. Moser, 1971). Die Traunstörung, eine der bedeutend sten Querverschiebungen In den Ost alpen, zeigt eine breite und tief reichende tektonlsche Kluft, die von der Traun erweitert, vom Eis des Traungletschers ausgeschürft und nun durch die Geschiebe der Traun zum Teil zugeschottert wird. Spuren der Vereisung sind Im Bereich der Traunseelandschaft vielfach nach weisbar. Die Übertiefung der Seewanne Ist wohl ein Werk des fließenden Elses. Während an den Prallhängen des Ost ufers und an der Schiiffkehie des Sonn steins alte Gietscherstände nachweis bar sind, läßt sich an den Schliffwänden des Miesweges sowie an den Gietscherschfiffen von Rindbach und Rolth die abschleifende Wirkung des Traun gletschers zur Würmeiszelt nachweisen. Noch während der RIß- und Würmeiszelt mündete der kleine Lainaubachgfetscher In den mächtigeren Eisstrom des Traun gletschers, dessen Tiefenerosion wesent lich größer als die seines kleinen Zu bringers aus dem Lalnaubachtal war, so daß nach dem Abschmelzen der Eismassen beider Gletscherströme eine Einmündungs- oder Konfiuenzstufe ent stand, deren Mündungsebene Im Be reich der heutigen Talsohle des Lalnaubachtales etwa 80 Meter über dem See spiegel In die Luft ausstreicht. Der Lalnaubach hat sich In der Nacheiszeit In diese Mündungsstufe klammartig ein geschnitten. Somit stürzt sein Wasser nach anhaltenden Regenfällen über den noch nicht erodierten Teil der Gefälls stufe. Der Lainaubachfaii Ist ein bemer kenswertes Naturdenkmal des Traunseegebletes (H. Seldl, 1955). Maßgebend für die Entstehung des Traunsees von heute war die Vergietscherung zur Würmeiszeit. Das See becken wird Im Norden und Westen von mächtigen Moränenwällen umgürtet, die das Wasser des Traunsees in verschie denen Höhen staute. H. Kohl (1976) hat über den fdoränenstausee am Alpenrand eine grundlegende Arbelt verfaßt, in der er mittels würmzeltllcher Moränen vier hochglaziale Gletscherstände (Wi bis W4) nachweist und feststellt, daß die bis jetzt nicht erkannten Inneren Wälle (W3 und W4) In Eisseen endeten. Der äußerste und höchste Moränenwaif (Wi) Ist durch den Höhenrücken angedeutet, der vom Tastlberg über Schloß Cumberland (503 m) nach Eck, westlich von Alt münster, und In die VIchtau zum Mühl bachberg bei Traunkirchen streicht (630 m). Die Bahn von Gmunden nach Altmünster folgt einem typischen Eisrandtai, das heute als Trockental eine bedeutende Verkehrsmulde darstellt. Der innere Moränenwail (W2) Ist durch die Höhenrücken angegeben, an des sen Innenhang sich die Randsledlun gen der Stadt ausbreiten, von der ,,Luft" über den Kalvarlenberg und Hochkogl nach Schloß Traunsee und mit Unter brechungen bis zum Mühlbachberg. Einschnitte In den Moränen und Trokkentälern lassen Rückschlüsse auf die Abflußverhältnisse aus dem Seebekken zu. So entspricht etwa das Trocken tal von Englhof dem älteren, kleineren Eissee In fast 470 Meter Höhe und die Trockentäler beiderseits des Hochkogls (Tennisplatz, Rennweg, Bahnhofstraße, Sportplatz, Friedhof) entsprechen den Abflüssen eines jüngeren, größeren Eis sees In 455 bis 460 Meter Höhe. Es läßt sich somit die stufenweise Absenkung des Sees und seiner Vorläufer anhand der Abflußrinnen von einst und Trockentäier von heute verfolgen, wobei jedoch die Problematik der zeitlichen Zuord nung bestehen bleibt. Der höchste See spiegel des Traunsees mit Abfluß In das heutige Trauntal lag bei 450 Metern. Die ses Niveau konnte mittels der Deltabil dungen In der Traunkirchner Bucht fest gestellt werden. Das weitere Absinken des Sees Ist durch zwei Stufenbildungen In 445 bis 440 und 433 bis 429 Meter nachweisbar und durch deutliche Uferbiidungen und Strandsäume In Traun dorf belegt. Die jüngste Absenkung erfolgte Im Postglazial sehr rasch und erreichte nördlich von Gmunden die aus Flyschgestelnen bestehende Felsunter lage, womit die Absenkung des Seespie gels verlangsamt und die Aufschüttung der Ebene Lahnsteln-Ebensee möglich wurde. Wohl mußte die Im 16. Jahrhun dert errichtete Seeklause In Gmunden, später Franzosenwehr genannt, als Schwellanlage für die Salzschiffahrt dem Traunkraftwerk welchen, das bei Ver zicht auf Schwellbetrieb und rechtzeiti ger Öffnung der Hochwasserschleusen den Seespiegel bei 422 Meter Höhe zu halten In der Lage wäre. An die Tat sache, daß bei Rückschreiten der 12 Me ter hohen Traunfallstufe bis zur Seeaus mündung eine ruckartige Splegelabsenkung eintreten würde, wollen wir vorerst nicht denken. Im Zusammenhang mit der Vereisung des Traunseebeckens sollen drei Phäno mene erörtert werden, die als Natur denkmäler im Stadtbereich Gmundens be sonders interessant sind. Der äußere Würmmoränenbogen (Wi) zeigt Im Bereich der Gumberland- und Tastlbergmoräne einen nordöstlich ver laufenden Lobus, In den der Krottensee eingebettet liegt. Über diese abfluß lose Wanne verfaßte Dr. H. Hehenwarter (1962) Im Auftrag der Stadtgemeinde Gmunden ein Gutachten unter dem Titel ,,Der Krottensee bei Gmunden" und bezeichnete diese Vertiefung überein stimmend als Toteisioch mit zum Teil verlandetem Pingen- oder Söifsee. F. Merten (1965) hat sehr eindringlich die Unterschutzstellung des kleinen Sees In Stadtnähe mit dem Hochmoor und seinen botanischen Raritäten gefor dert. Auch eine Im Jahre 1972 vom österreichischen Naturschutzbund ver faßte Resolution blieb bis heute ungehört (R. Moser, 1972). Durch teilweise Verbauung und Anlage einer Schutt deponie am Westufer des kleinen Sees Ist dieses Naturdenkmal arg bedroht. Wenn Merten wörtlich schreibt: „Der Krottensee ist eine Weit für sich, wie sie in dieser Seltsamkeit und in ihrer Eigen art in ganz Österreich nicht zu finden ist", dann Ist meine Frage berechtigt, die da lautet: ,,Was muß an Zerstörung noch geschehen, damit In dieser Frage end lich etwas geschieht?" An der Ecke Danglstraße-Sternstraße befindet sich Inmitten der Würmmoräne (W2) ein Fiyschbfock, den die Stadtge meinde Gmunden über Wunsch des Wie ner Geologen G. Götzinger (1928) von Humus befreit und mit einer einfachen Umzäunung versehen hat. Ist der etwa 12 Quadratmeter große Block eine durch Erosion freigelegte Klippe des anste henden Flyschuntergrundes, dann liegt hier ein Geologisches Eenster Im Würm-

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