Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Vr/'j :■ Zeichner Carl Ritter, in seinem bürger lichen Beruf Beamter des Salzamtes, aber auch leidenschaftlicher Topograph und Zeichenlehrer. Er hat seit etwa 1829 die Stadt Gmunden und ihre Umgebung in jeder nur möglichen Phase und in jedem Detail bearbeitet. Viele dieser Zeichnun gen wurden bei Hafner lithographiert, „gedruckt und zu haben bey Jos: Hafner in Linz", hieß es dazu stets im Untertext. Seine beiden bekanntesten Gmundner Blätter, ,,Vorstadt Seestadtl in Gmunden" und ,,Seeplatz in Gmunden" jedoch er schienen in Wien bei Johann Höfelich. Doch gab es auch in jener Zeit nicht nur Lithographien, nach wie vor wurde ge zeichnet — in Bleistift oder mit Tusche, Pinsel und Feder, wie es sich eben er gab. Ein beliebtes Ausdrucksmittel der Gmundner Lokaltopographen war die Tuschzeichnung. Wir kennen sie selbst verständlich von Ritter, es gibt aber auch von Johann Nep. Miller, einem Maler, der als Hausbesitzer in der Badgasse auf scheint, zwei sehr schöne Blätter des Klosterplatzes, und zwar die „Ansicht des Frauenklosters der Wohlerw. Carmeliterinnen in Gmunden" und eine „Ansicht der Klosterkirche der R. R. P. P. Capuziner in Gmunden" datiert 1839. Diese letz tere Ansicht zeigt auch schon das neu erbaute Amtsgebäude der „k.u.k. Forstund Domänendirektion", das in den Jah ren 1838/39 nach den Plänen des Wie ner Hofbaurates Sprenger erbaut wurde, und welches als die letzte Wohnung des Dichters Matthias Leopold Schleifer eruiert werden konnte. Eine andere Zeichnung, in Bleistift, gibt ein beredtes Bild der Orter Bucht, es ist folgender maßen signiert: „Edibacher pinx. 1819". Es ist selbstverständlich, daß sich auch Verlage, wie das Bibliographische Insti tut Hildburghausen, mit Gmundner An sichten beschäftigten — recht anspre chende Blätter erschienen als Stahlstiche nach Zeichnungen von P. Ahrens. Eine urwüchsige Gestalt im Kunstleben der Stadt Gmunden muß Joseph Eberl gewesen sein, der sich 1818 als bürger licher Tuchscherer in der Stadt nieder gelassen hatte. Er war ein äußerst fleißi ger Aquarellist, der sich systematisch den Sonntag und Montag für seine maleri schen Ambitionen behielt. Er beschäftigte sich mit diversen Ansichten aus dem Salzkammergut, hauptsächlich aber ar beitete er in Gmunden, und er versäumte es auch nicht, lokale Ereignisse gebüh rend darzustellen. Besonderes Interesse erregte ihm 1830 der zugefrorene See, er muß dieses Bild vielfach gemalt haben, denn immer wieder tauchen derartige Blätter auf. Das Ereignis des gefrorenen Sees hat aber nicht nur Eberl — in des sen Haus übrigens Steinfeld, Fischbach und Waldmüller freundschaftlich verkehr ten — zur Bilddokumentation verleitet, solche Blätter, höchst eindrucksvoll in Situation und Farbgebung, existieren auch von F. RabI, einem dilettierenden, wahrscheinlich aus Gmunden stammen den Maler, und von Leopold Ridler. In der Landschaftsgestaltung Gmundens lassen sich für das 19. Jahrhundert vier Hauptmotive nachweisen: das klassische Bild vom Kalvarienberg mit dem ganzen weiten Kreis des umrahmenden Gebir ges, das sich von Fischbach über Ritter, Rode, Libay und Weinmann in vielfacher Variation bis in die Zeit der Landschaftsphotographie größter Beliebtheit bei Künstlern und Publikum erfreute; dann: der Blick vom See auf die Stadt, eine immer reizvolle Ansicht durch die eigen artige, terrassenförmige Anlage des Ortes; die dritte Variante sind die Schlös ser Ort, die in gleicher Weise großen Meistern wie Jakob Alt und unbekannten Liebhabern durch ihren unnachahmlich malerischen Anblick ein beliebtes Vorbild waren. Und es gibt das Panoramabild. Die einmalig schöne Gebirgskette, der Anblick des Sees, die malerische kleine Stadt, die damals noch weitgehend in Gärten und Wiesen eingebettet war, bil deten anscheinend für viele Künstler einen überaus anreizenden bildnerischen Kontrast. Denn im Gegensatz zu sonsti gen sogenannten Panoramen, wie wir sie etwa als Stahlstiche von Salzburg, Bregenz, aus der Schweiz und aus Tirol kennen — die mehr der geographischen Erläuterung dienten, — waren die umfas senden Gmundner Ansichten immer auf die ausgewogene Schönheit des natür lichen Erscheinungsbildes ausgerichtet. Vor allem hinterließ uns Beda Weinmann ein ganz ausgezeichnetes großes Bild, von ihm gezeichnet und gestochen, die Datierung ist zwischen 1820 und 1830 an zusetzen. Selbstverständlich gibt es auch vom schon erwähnten Karl Ritter solche Panoramablätter. Eine besonders reiz volle Darstellung dieser Art — eine sig nierte und mit 1836 datierte Bleistift zeichnung - von Erzherzog Maximilian Este, dem damaligen Herrn auf Eben zweier, wird im Museum aufbewahrt. Erfreulich vor allem für den Lokalhistori ker ist der Umstand, daß viele Zeichner und Maler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die vielfältigen Verän derungen im Stadtbild registrierten, die sich nach dem Ende der Salzhandelsära

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