Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Historische Kunst Die Statt Gemünd am Draunsee sampt der umbiigenden Gelegenheit Gmundner Ansichten seit 1594 Eifriede Priilinger In der Zelt zwischen 1572 und 1617 er schien in Köln ein interessantes sechs bändiges Werk; „Civitatis orbis terrarum". Herausgeber dieser wertvollen topographischen Ansichtensammiung wa ren der Dechant des Kölner Marienstiftes Georg Braun und der Maier und Radierer Franz Hogenberg, denen sich als Mitar beiter neben anderen auch der Miniatur maler und Zeichner Georg Hoefnagel zu gesellte. im fünften Band dieser Publika tion, datiert 1598, findet sich eine An sicht der Stadt Linz und eine von Gmunden. Beide Blätter sind von dem erwähn ten Georg Hoefnagel 1594 in Kupfer ge stochen worden, als Vorlagen dienten Zeichnungen des niederländischen Ma lers und Zeichners Lucas von Valckenborch, der 1581 im Gefolge des Erzher zogs Matthias nach Linz gekommen war und hier verschiedene Zeichnungen und Porträts gemacht hatte. Von Vaickenborch und Hoefnagel stammt also die erste verbürgte Ansicht der Stadt Gmunden. Sie ist vornehmlich eine topo graphische Darstellung der mittelalter lichen Stadt, doch muß der Künstler vom Anblick des Gebirges sehr beeindruckt gewesen sein, weil er den Traunstein, entgegen jeder perspektivischen Wahr scheinlichkeit, mit alier Macht in das Bild einzubauen trachtete, und Schloß Ort muß dieser Maier schon als absolut zum Gmundnerischen Gesamt bild gehörig empfunden haben. Ein wenig abgewandelt, versehen mit den damals üblichen allegorischen Figu ren, fand der Hoefnagelsche Kupferstich einige Jahrzehnte später Eingang in den ,,Thesaurus phiiopoiiticus", dem „Politi schen Schatzkästlein", einer Publikation, die zwischen 1623 und 1631 bei Eberhard Kieser in Frankfurt erschienen war und die neben der Darstellung berühmter europäischer Städte auch die beiden Stadtansichten von Linz und Gmunden enthielt. Als Besonderheit dieser Publi kation können die Sinnsprüche ange sehen werden, die der Dichter Daniel Meißner (gest. 1625 in Frankfurt) den einzelnen Blättern in lateinischer Sprache und in deutscher Übersetzung beigege ben hatte. Das Werk erfreute sich — vielleicht auch wegen dieses poetischen und allegorischen Beiwerks — großer Be liebtheit und erfuhr während des 17. Jahr hunderts noch zwei Auflagen. Die nächste Ansicht der Stadt Gmunden stammt von einem unbekannten Maier und befindet sich als Pergamentmalerei im Waidbuch des Saizamtes Gmunden aus den Jahren 1630 bis 1634. Das vier teilige Blatt zeigt Ansichten von Halistatt, Gosaumühie, Ebensee und Gmun den, als Mittelstück ein Porträt Ferdi nands II., und ist folgendermaßen be titelt: „Gegenwertige Absätz sein die Vier Haubtstukh des gantzen Saitzweesens in Österreich ob der Enns. 1. Saitzberg zu Haalstatt. 2. Waldweesen. 3. Pfannhaußweesen. 4. Saltzverschleuß zu Wasser unnd Landt." Die wesentliche Gestaltung der Stadt kommt auf diesem Bild beson ders gut zur Geltung. Vielleicht durch seine Zusammenarbeit mit dem Stecher und Drucker Eberhard Kieser angeregt, nahm auch Matthäus Merian Gmunden in seine „Topographia provinciarum Austriacarum" auf. Dieser Band war in einem großen, 31 Teile um fassenden Werk enthalten, das Merian und seine Nachfolger ab 1642 mit ins gesamt 2142 in Kupfer gestochenen Orts und Stadtansichten herausgaben. Der auf Österreich bezügliche Band erschien im Jahre 1649. Merian muß ebenfalls einen wesentlichen Eindruck vom Gebirge empfangen haben, denn trotz seiner verläßlichen topogra phischen Darstellung der Stadt verzichtet auch er nicht auf den Traunstein; er stellt ihn als einen imaginären Ausbiickspunkt direkt in den Vordergrund, daneben ein Stückchen Grünberg mit der Himmel reichwiese. Auch in der zweibändigen, ausschließlich oberösterreichischen Publikation, der „Topographia Austriae Superioris Modernae" mit dem Untertitel: ,,Das ist Contrafee und Abbildung aller Stätt, Glöster. Herrschafften und Schlösser deß Ertz-Herzogthumbs Oesterreich ob der Ennss, weiche theiis nach freyem Aug, theils nach der Perspectivae Kunst ad ,,Gmunden" Kupferstich von Lucas von Vaickenborch — Georg Hoefnagel, 1594

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