Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Von der Ansetz bis zur Wunderburg Gmunden kulturhistorisch betrachtet Elfriede Prillinger Gmunden ist eine winzige Stadt. Sie existiert zwischen steilen Felsufern und einer natürlichen Seeiände; die Ausdeh nung reicht vom Strandbad in Ort bis Engelhof — das bedeutet gleichzeitig: von der Steinzeit bis zu den Römern —, vom Rudolfsbahnhof bis zum Laudachsee und von der Au bis Karbach. Die Stadt entstand zwischen drei mäch tigen Polen: dem Salzamt des Kaisers, dem Rathaus der Bürger und der Pfarr kirche für alle — und nun lebt sie zwi schen drei Bahnhöfen. Sie entwickelte sich als Handelsstadt und wurde zur Kurstadt, baute sich auf dem fließenden Schiffsverkehr unter der Traunbrücke auf und hat nun, nach sie benhundert Jahren, tagtäglich den flie ßenden Autoverkehr auf der Traunbrücke zu bewältigen. Alles fließt also — und niemals kann man sagen: das Ist so und jenes Ist so und dazwischen ist alles geklärt. Nein, es ist nichts geklärt. Nicht einmal der datummäßig genaue Zeitpunkt der Stadtwerdung ist eindeutig geklärt. Denn Gmunden Ist keine nur real zu be greifende Stadt - Gmunden ist ein Zustand. Es lebt zwischen so großen Widersprüchen wie der Zementfabrik und dem Franz-Josefs-Park; es erträgt zwar den harten Sichtbeton neuer Bau ten, läßt jedoch zum Trost Wasser über eine Brunnenfigur von Heinrich Natter plätschern; die Brücke erbebt im Ver kehrslärm - aber der Abendhimmel über dem Höllengebirge leuchtet In einer fast unirdischen Färbung. Ja, Gmunden ist ein Zustand zwischen den Möglichkeiten, zwischen realer Wlrtschaftsexlstenz und träumerischer Hin gabe an eine alle und alles verzaubernde Landschaft, und wegen dieser Zwiespäl tigkeit wird man es nie ganz begreifen können. Ein Zustand entsteht aus diesem und jenem — er bewegt sich zwischen sicht baren Grenzen, verdichtet sich schließlich, und dann wird etwas. Auch Gmunden war einfach ,,geworden", nachdem sich innerhaib einiger Jahr zehnte seine Eignung als Salzmautstelle erwiesen hatte. Da entstand dann ein Bruckturm, Stadtmauern und Tore be grenzten mit einem Male die Ladstatt, eine Kirche wurde gebaut: die Stadt war da und war spätestens ab dem Jahr 1278, nach der endgültigen Auseinanderset zung Kaiser Rudolfs I. mit König Ottokar von Böhmen, eindeutig österreichisch und landesfürstlich — und dem Kaiser 1^^ »ItT 'i'imhWik. • »iti'i -r •. r— ■ffl n ÄS -Jl Ii 11 & "ii H'"'* ^ ^ ■iWät » Kl 's i 3 .H ' - ^ vttl».' 1^ Seeschloß Ort, eines der historisch romantischen Wahrzeichen von Gmunden, im weiteren Sinne des gesamten Salzkammergutes

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