Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Franz Schubert und Steyr Der Stadtplatz zu Steyr in der Biedermeierzeit I Ii m-.- Iii y«Jjf 4;^'. 'i. Liw%}'0} ■, s '^i.'jli'dioriVliTT j Steyr gehört zu jenen Städten Österreichs, die Franz Schubert in seinem kurzen, aber unsteten Leben mehrmals besucht hat. Die ersten Verbindungen Schuberts zur Eisenstadt Steyr reichen in die Zeit vor 1813 zurück, wo Franz Schubert den aus Steyr gebürtigen Albert Stadler (1794 bis 1884) in Wien kennenlernte. Stadler schrieb später das Libretto für Schuberts ,,Fernando". Im Jahre 1814 begann die langjährige Freundschaft des Liederfürsten mit dem Steyrer Dichter Johann Mayrhofer (1787 bis 1836). In der Wipplingerstraße zu Wien hatten beide fünf Jahre hindurch ein gemeinsames Logis. Mayrhofers Gedichte waren es auch, die Schubert zu vielen herrlichen Liedern anregten. Die bedeutendste Verbindung nahm im Jahre 1817 ihren Anfang, als Schubert den aus Steyr stammenden Hofopernsänger Johann Michael Vogl (1768 bis 1840) kennenlernte. Persönliche Bekanntschaft und viele Begegnungen hatte Franz Schubert auch mit dem aus Steyr stammenden Linzer Stadtarzt Adam Haller. Über die erste Zusammenkunft Schuberts mit dem ,,Hofoperisten" Vogl in Wien, die Franz von Schober vermittelt hatte, schreibt Josef Spaun in seinen Aufzeichnungen: ,,Schubert, der seine Lieder immer selbst singen mußte, äußerte nun oft großes Verlangen, einen Sänger für seine Lieder zu finden und sein alter Wunsch, den Hofopernsänger Vogl kennen zu lernen, wurde immer lebhafter. — In unserem Kreise wurde nun beschlossen, Vogl müsse für die Schubert'schen Lieder gewonnen werden. Die Aufgabe war eine schwierige, da Vogl schwer zugänglich war!" Doch nach einer anfänglichen Ablehnung war Vogl doch für die Werke von Franz Schubert zu begeistern. Johann Michael Vogl war es auch, der im Jahre 1819 Franz Schubert in seine Heimatstadt Steyr einlud. Die Eisenstadt litt noch an den Folgen der Franzosen kriege, die die Wirtschaft stark beeinträchtigt hatten. Der Stadtgemeinde bereitete die Bestreitung der Pflichtausgaben große Schwierigkeiten. Oftmalige Überschwemmungen und Großbrände verschlimmerten die finanzielle Lage. Doch die Steyrer ließen sich von diesen Unannehm lichkeiten nicht unterkriegen.AusdauernderFleiß schuf einen neuen, wenn auch nicht üppigen Wohlstand, der sich auch auf die kulturellen Aktivitäten fördernd auswirkte. Vor allem die Pflege der Musik im privaten Bereich, die Darbietungen der Bürgerkorps-Kapelle und die Opernaufführungen im Theater in der Berggasse waren bemerkenswert. Franz Schubert wohnte bei seinem ersten Steyrer Besuch 1819 im Hause des Berggerichtsadvokaten Dr. Albert Schellmann (heute Stadtplalz 34) und war während seines Aufenthaltes mehrmals Gast beim Eisenhändler Josef von Koller (heute Stadtplatz Nr. 11). Bei diesem Besuch bemerkte Schubert: ,,Die Gegend um Steyr ist über allen Begriff schön! — In Steyr hab' ich mich und werd' ich mich noch sehr gut unterhalten!" Wie bei den genannten Steyrer Bürgerfamilien kam es auch bei Silvester Baumgartner (Stadtplatz Nr. 16) und Johann von Dornfeld (Dukartstraße Nr. 1) zu regelmäßigen musikalischen Zusammenkünften. Über den ersten Schubertbesuch In Steyr schreibt Albert Stadler: ,,lm Jahre 1819 machte Schubert mit Vogl den ersten Ausflug nach Oberösterreich und verweilte längere Zeit in Steyr, wo ich (Stadler) damals Konzeptspraktikant beim Kreisamte war. Er (Vogl) wohnte bei Baumgartner. Während dieses Aufenthaltes schrieb er (Schubert) eine Sonate für Fräulein Josefine von Koller (später verehelichte Krakowitzer zu Wels). Vogl hat diese Sonate, wie mir Josef von Koller, Vater dieser sehr musika lischen Dame, mitteilte, bei einem späteren Besuch in Steyr mit sich nach Wien genommen!" Das ,,Forellen-Quintett" ist nach diesem Steyrer Aufenthalt entstanden. Der schon genannte Albert Stadler berichtet: ,,Schuberts Quintour für Pianoforte, Violine, Viola. Cello und Contrabaß mit den Variationen über seine ,,Forelle" ist Ihnen wahrscheinlich bekannt. Er schrieb es auf besonderes Ersuchen meines Freundes Silvester Baumgartner, der über das köstliche Liedchen ganz entzückt war. Das Quintour hatte nach seinem Wunsche die Gliederung und Instrumentierung des damals noch neuen Hummel'schen Quintettes, recte Septuors, zu erhalten. Schubert war damit bald fertig. Die Sparte behielt er selbst, ich besorgte die Auflagstimmen und schickte sie an Baumgartner nach Steyr!" In das Stammbuch von Katharina Stadler schrieb Schubert am 14. September 1819: ,,Genieße stets der Gegenwart mit Klugheit, so wird Dir die Vergangenheit eine schöne Erinnerung und die Zukunft kein Schreckbild sein!" Im September 1822 teilte Schubert Spaun mit, daß er mit Vogl wiederum eine Reise nach Steyr plane. Im Sommer 1823 wohnte Schubert wiederum bei Schellmann. Die Anwesenheit dauerte bis Mitte September. Vom 29. Mai bis Ende September 1825 besuchte Schubert neuerlich seine Steyrer Freunde und wohnte diesmal bei der Familie Baumgartner. Dieser Aufenthalt war durch Ausflüge nach Gmunden, Linz, Steyregg, St. Florian und Kremsmünster unterbrochen. In Steyr trennten sich Schubert und Vogl. Der ,,Hofoperist" reiste mit dem Grafen Haugwitz nach Italien. Der Liederfürst kehrte über Linz nach Wien zurück. Nicht nur durch die Darbietungen der Steyrer Musikschaffenden und Gesangvereine wird die Schubert-Tradition hochgehalten. Am Geburtshaus des ersten Schubertsängers Johann Michael Vogl in der Haratzmüllerstraße ließ der Männergesangverein ,,Kränzchen" 1914 eine Gedenktafel anbringen. Im Schubertjahr 1928 stiftete die Stadt die Michael-Vogl-Blakette, benannte eine Straße auf der Ennsleite nach dem Schubertfreund. Der Männergesangverein ,,Steyrer Liedertafel" feierte am 27. und 28. September 1890 sein 40jährlges Bestandsjubiläum. Aus diesem Anlaß wurde am ehemaligen Baumgartner-Haus (Stadtplatz 16) ein von Viktor Tilgner geschaffenes Relief Schuberts mit der Erinnerung an seine Besuche in Steyr enthüllt. Dr. Volker Lutz Auskünfte über kulturelle Veranstaltungen: Kulturamt der Stadt Steyr, Telefon 0 72 52 7 39 81 / 432 Volkshochschule der Stadt Steyr, Telefon 0 72 52 / 39 81 7 431 Weitere Informationen bzw. Prospekte: Fremdenverkehrsverband Steyr, Telefon 0 72 52 132 29 Alle 4400 Steyr, Rathaus

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