Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Gmundens Wirtschaft heute Norbert Wimmer Nach einer sicheren Urkunde, nämlich dem Verzeichnis der Einkünfte von Öster reich — Rationario Austriae —, weiches unter Rudolf v. Habsburg und seinem Sohne Albert verfaßt wurde, soll Gmunden damals als ein ,.freier Markt" bestan den haben, der seine Einnahmen vom Salzhandel bezog. Die örtliche Lage machte Gmunden näm lich zu einem unentbehrlichen ümschlagplatz für das Salz, das aus dem oberen Trauntal kam, und für die Nahrungsmit tel, die in dieses agrarisch ziemlich un produktive Gebiet gebracht werden muß ten. Diese bedeutende Handelstätigkeit ließ jahrhundertelang den Wohlstand der Be wohner erblühen. Mit der Eröffnung der Salzkammergut bahn Im Jahre 1877 erlosch der Salz handel in Gmunden für immer; so schien die Existenzgrundlage der Bevölkerung gefährdet. Jedoch war zu Beginn des 19. Jahrhun derts der damals kaum bekannte Land strich ,,Salzkammergut" plötzlich in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt und es wurde für das reiselustige Publikum der damaligen Zeit geradezu Mode, das Salzkammergut aufzusuchen. Die Bedeu tung des Tourismus wurde von Gmun dens führenden Männern rechtzeitig er kannt. Fremdenverkehrseinrichtungen wurden geschaffen und gaben der Be völkerung eine neue wirtschaftliche Grundlage. Von Jahr zu Jahr wuchs nun der Fremdenstrom. Die Königin von Han nover und der Herzog von Cumberland verlegten ihren Hofstaat nach Gmunden. Zudem wählten auch andere Adelsfamillen die Gegend zu ihrer Sommerfrische. Gmunden wurde durch so prominenten Zuzug exklusiv genug, um viele Gäste anzuziehen. 1861 wurde Gmunden durch die Statthalterei zur Kurstadt erklärt. Seither ge wann der Fremdenverkehr für die Traunseestadt ständig an wirtschaftlicher Be deutung. Gmunden verfügt heute über 43 gewerb liche Beherbergungsbetriebe mit 1418 und 162 Privatquartiere mit 855 Betten; daneben sonstige Fremdenunterkünfte mit 527 Betten. 162.846 Übernachtungen wurden 1976 ge zählt. Der Fremdenverkehr in Gmunden war und ist bis heute jedoch extrem einsai sonal. 90 Prozent aller Nächtigungen entfallen auf das Sommer- und nur 10 Prozent auf das Winterhalbjahr. Dazu kommt im Sommer noch eine starke Kon zentration auf die Monate Juni bis Au gust. Nicht zuletzt deshalb kann nur ein relativ geringer Teil der in Gmunden wohnhaften 12.270 Menschen ganzjährig vom Fremdenverkehr leben. Industrie, Gewerbe und Handel sind da her eine unerläßliche Ergänzung der Ge samtstruktur. Die Voraussetzungen dafür sind durch eine gute Verkehrserschlie ßung gegeben. Im Zeitalter der Eisen bahnen waren es Gmundner Bürger, die teilweise aus eigener Initiative Eisenbah nen nach Lambach und Vorchdorf schu fen und damit Märkte erschlossen, die für die Wirtschaft der Stadt wichtig waren. Nach dem zweiten Weltkrieg brachte die Motorisierung einen nie geahnten Auf schwung. Der Ausbau der Bundesstraßen und die günstigen Anschlüsse zur Auto bahn, die Gmunden mit der Hauptwirt schaftsachse Linz — Wels — Vöcklabruck verbinden, bewirken eine Reihe vorteil hafter Voraussetzungen. Darüber hinaus ist die Nord-Süd-Verbindung von wirt schaftlicher Bedeutung. Freilich darf nicht übersehen werden, daß trotz dieser gut ausgebauten Verkehrswege die Stadt als Zielpunkt des Touristenverkehrs während der Hauptreisezelt den Verkehrsstrom kaum bewältigen kann und dieses Pro blem sich auf die Wirtschaft nachteilig auswirkt. Eine wesentliche Erleichterung könnte die Nord-Ost-Umfahrung bringen. Die Betriebe der gewerblichen Wirtschaft einzeln anzuführen und deren Produk tionsprogramme oder Leistungen zu be schreiben, würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen. Die Zahl der Mitarbeiter in den einzelnen Betrieben und Wirtschaftszweigen mag aber einen Anhaltspunkt über die wirtschaftliche Struktur der Stadt Gmunden ergeben: In der Größenklasse 100 und mehr Mit arbeiter finden wir Betriebe der Textilund Holzverarbeitung, der Kunst-, Ge brauchs- und Sanitärkeramik, eine Nah rungsmittelfabrik, ebenso eine Zement fabrik, eine Glühlampenerzeugung wie auch eine Schuhfabrik. Zu den Großen in Gmunden zählen aber auch ein Verkehrs und Bauunternehmen, ein Elektrizitäts versorgungsunternehmen und eine Groß handelsgesellschaft. Die Betriebe mit 20 bis 100 Mitarbeitern sind nach Branchen gesehen sehr viel fältig. Es handelt sich meist um Betriebe, die nach dem zweiten Weltkrieg zu Un ternehmen mittlerer Größe gewachsen sind. Von 31 Betrieben dieser Größe sind

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