Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Grenzstein zwischen Landgericht Grafschaft Ort und Stadt Gmunden, gültig bis 1637, früher an der Georgstraße/Ecke Mühlwangstraße, jetzige Aufstellung In Garten Salzamtgasse 1 — links Stadt Gmunden, rechts Grafschaft Ort Aufnahmen: H. G. PrIIIInger Gmunden ein etwas späterer Zeltpunkt zu vermuten. Vor dieser planmäßigen Anlage dürfte hier schon eine ältere Siedlung vorhan den gewesen sein, aber auch das läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Mit sol chen Neuanlagen war nämlich meist auch eine Kirche verbunden. Im FalleGmunden ist es angebracht, jene Herrscherpersön lichkeit als Gründer anzunehmen, die zu nächst vor dem Zeitpunkt in Frage kommt, an dem der Stadtcharakter quel lenmäßig gesichert ist. Denn daß der Landesfürst hinter einem solchen Unter nehmen stand, darüber kann es keinen Zweifel geben. Ottokar ist in der Steier mark als Gründer von Leoben und Bruck an der Mur eindeutig nachgewiesen. Er hat In Südböhmen 1265 die Stadt Budweis anlegen lassen und Im heutigen Niederösterreich 1268 Marchegg. Seine Anlagen zeichnen sich durch strenge Planmäßigkeit mit Parallelstraßen aus. In Leoben und Bruck werden Rechteckplätze von parallelen Straßen berührt. In Budweis zweigen von den vier Ecken eines großen Rechteckplatzes im rechten Win kel je zwei Straßen ab. In Bruck und Leoben sind wichtige Ecken durch Stadt burgen und Klöster gesichert. In Ober österreich stimmt der Grundriß der jun gen Stadt Perg, bis vor kurzem Markt, ziemlich weitgehend mit dem Schema von Bruck und Leoben überein, und diesem Markt hat Ottokar 1269 auch bürgerliche Rechte verliehen. Im Falle Gmunden ist nach der Inter pretation des Grundrisses von Klaar eine gewisse Ähnlichkeit mit Bruck und Leo ben gegeben, auch hier berühren die Traun- und Kirchengasse die Platzanlage. Sie führen auf der anderen Seite aber nicht weiter, wenn man nicht das Obere Tor als eine solche Fortsetzung auffassen will. Außerdem sind die Seiten des Recht eckplatzes sehr unregelmäßig. Wie wir gesehen haben, ist aber die Stadtburg an der wichtigsten Ecke der Befestigung gesichert. Wir müssen uns dazu vor Au gen halten, daß hier die Geländeverhält nisse kaum eine völlig regelmäßige An lage erlaubten. Für diese Zeit (1251 bis 1276) spricht auch, daß sich Initiativen Ottokars auf dem Gebiet des Salzwesens vermuten lassen. Im Jahre 1262 ist ein Salzmeister im Raum Ischl genannt, von dem zu be fürchten war, er könne die Rechte des Mondseer Besitzes an diesem Ort ein schränken. In Ihm Ist wohl entsprechend dem späteren Salzmaier der Verantwort liche für eine landesfürstliche Salzpro duktion zu sehen. Das Kloster Garsten hat um diese Zeit versucht, sich Salz bezugsrechte aus dieser Saline zu si chern. Wir wissen vor allem aber, daß der Salztransport von Aussee über Gmunden In die Zeit vor 1311 zurückgeht. Schließlich hat Bruck, wie gesagt eine Gründung Ottokars, im Handel des Ausseer Salzes nach Osten und Südosten eine ähnliche Stellung eingenommen wie Gmunden im Norden. Es ist aber auch nicht ganz auszuschlie ßen, daß schon Leopold VI., der 1211 die Saline Aussee in seine Regie übernom men und ausgebaut hat, auch den Trans port des Salzes nach Norden organisiert und von der idealen Lage Gmundens da bei Gebrauch gemacht hat. Der Stadt grundriß Gmundens ist so gestaltet, daß die Behauptung, es sei ein älterer Kern vorhanden gewesen, nicht widerlegt wer den kann, und Rechteckplätze hat es auch schon In der Babenbergerzeit ge geben. In diesem Fall ergäbe sich aller dings ein auffällig langes Schwelgen der historischen Quellen. Mit diesen Kombinationen haben wir aber den Boden gesicherter Ergebnisse bereits verlassen und sind in den Bereich der Hypothesen und Vermutungen gekom men. Leider haben wir feststellen müs sen, daß sich die Stadtwerdung Gmundens weitgehend Im dunkeln vollzog, obwohl ansonsten im 13. Jahrhundert die schrift lichen Quellen stark zunehmen. Aus der Zelt, In welche die entscheidende Ent wicklung fällt, fehlen uns zur Gänze ur kundliche Nachrichten. Erst als die Stadt gleichsam fertig dastand, erhalten wir durch zufällige Nennungen von Bürgern mit ihren Rechten und einer Maut die Gewißheit, daß sich vorher ein Werdepro zeß und ein Gründungsakt abgespielt ha ben müssen. Diese Situation gibt unserer Phantasie einen breiten Spielraum für Vorstellungen. Es mag auch einen gewis sen Reiz haben, diesen nachzuhängen und so die Quellenlücke füllen zu wollen. Wir müssen uns nur darüber im klaren sein, daß sich so gewonnene Bilder nicht mehr überprüfen lassen. Gmunden besitzt ein Standardwerk der ober österreichischen Stadtgeschichtsforschung: Ferdinand Krackowizer, Geschichte der Stadt Gmunden in Oberösterreich, 3 Bände Gmun den 1898—1900. Ein kurzer Überblick nach festem Schema, die wichtigsten Daten und die Literatur sind enthalten in: österreichisches Städtebuch hgg. v. Alfred Hoff mann 1. Bd.: Die Städte Oberösterreichs red. v. Herbert Knittler, Wien 1968, Gmunden bearb. v. Man fred BrandlS. 155 ff.

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