Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

Marginalien zu Kremsmünster Hugo Schanovsky Für den Hausgebrauch Laßt uns lachen wenn sie sagen daß ohnehin alles lächerlich ist Laßt uns lachen wenn sie sagen daß uns das Lachen vergehen wird Laßt uns lachen wenn sie sagen daß jeder der lacht eingesperrt wird Aber wenn sie sagen Fit lach mit Lachen ist gesund dann laßt uns weinen Kakanien Das Land in dem es langsam finster wird zündet die Lichter zur Mittagszeit an Der Adler mit der goldnen Doppelschwinge verdeckt die Sonne und die trübe Heiterkeit Morgen bleibt als Beruf akademischer Henker möglichst in Lederhosen und mit Zitherspiel Noch ist alles im Haus Es vergeht kein Tag an dem nicht das Glas zum Wohle erhoben wird Christophorus (Marienkapelle) Bärtiger alter Mann, müde von der Verantwortung auf den Stock gestützt, mit den Augen die Furt suchend, die Rechte rafft den Kittel, barfuß bis zu den Knien wird er waten über den gelbbraunen Stein, die kühlen Fliesen, hinüber zur Pieta, wo die Mutter tröstend den sterbenden Leib des Sohnes umfängt. Das Knäblein, fröhlichnackt, ein Jockey sitzt nicht so leicht im Sattel wie es auf der Schulter des Alten, das Patschhändchen kindlich ins Haar gekrallt. Halt suchend auf seinem erhöhten Platz. Ich denke, der Kleine weiß längst den sicheren Weg hinüber, zwei Fingerchen seiner rechten Hand zeigen zum Himmel. Das letzte Abendmahl (Francesco Innocenzo Torriani) Das sehen die meisten Betrachter nicht: Den gedeckten Tisch mit dem goldbrarm gebratenen Lamm, die weißen Brote, die roten Paradeiser, die bläulich schwarzen Oliven, die grüne Arti schocke, die leuchtende gelbe Zitrone— den Weinkrug, den halbleeren Brot korb, das weißgraue Kätzchen zu Füßen der Apostel. Alle Blicke richten sich auf Jesus.

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