Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

Pranger von 1759 in St. Leonhard bei Freistadt, nach seiner Renovierung 1963. Foto: H. Haider ,,Franzosenkreuz", Biidstock in Herzogreith zur Erinnerung an den Rückzug der Franzosen 1810. Foto: H. Haider Bildstock in Langfiriing bei St. Leonhard bei Freistadt, genannt ,,Rotes Kreuz". Foto: H. Haider ren Kapellen besitzen eine Meßlizenz, von der in letzter Zeit allerdings — vor allem wegen des immer stärkeren Priesterman gels - immer weniger Gebrauch gemacht wird. Bereicherung der Kulturlandschaft Der Begriff,,Kulturlandschaft" wurde vom bedeutenden Geographen O. Maull fol gend definiert: ,,Kulturlandschaft Ist der unter dem Einfluß der Kulturkräfte aus der Naturlandschaft geschaffene, in Wohn-, Wirtschafte- und Verkehrsraum gegliederte Lebensraum des Men schen"'". Das Wesen und die Höhe die ser Kulturkräfte, die hier nicht weiter um schrieben werden, aber sicher an das je weilige Volkstum gebunden sind, hält Maull für ausschlaggebender als die Aus gangsform. Die meisten Kleindenkmaie sind auch als ,,Flurdenkmale" anzusprechen, die we sentlich das jeweilige Landschaftsbild be stimmen. Gewisse Formen und Ausge staltungen von Kleindenkmalen sind an bestimmte Gegenden gebunden, andere wieder über weite Gebiete hin zumindest ziemlich ähnlich. Einzeluntersuchungen'^ haben hiefür bereits schöne Beispiele er bracht. Grundsätzlich erkannte dies schon der Altmeister der Tiroler Volks kunde, H. Wopfner, wenn er bezüglich der Kapellen schreibt: „Abgesehen von ihrem Stil und ihrer Wertung als Denk mäler der Kunst, auch der Volkskunst. bietet es manchen Reiz, die Mannigfal tigkeit ihrer Formen in den einzelnen Landschaften zu beobachten .. Als keineswegs unbedeutender Bestand teil einer Kulturlandschaft sind Verände rungen, insbesondere die Entfernung von Kieindenkmalen, zugleich ein negativer Eingriff in die Landschaft. Ein granitener Biidstock, wie zu vielen Hunderten im Mühlviertel und im Donauraum verbreitet, ist eben an eine Granitlandschaft gebun den; die für Kärnten typische Form des Bildstockes mit seinem steilen Zeltdach gehört nicht nach Oberösterreich. Umge kehrt können natürlich neue Formen ent stehen, wie dies ja auch früher immer der Fall war. Auch gewisse Veränderungen am Objekt selbst — z. B. aus einem Bild stock wird ein Kapellenbildstock, dann durch das Vorziehen des Daches eine Laubenkapelle und schließlich ein völlig gemauerter Kapellenbau — sind in vielen Fällen nachzuweisen und keineswegs von vornherein abzulehnen. Wesentlich dabei ist die Anpassung an die jeweils volks tümliche Bauform — eine Forderung, die auch für das allgemeine Bauwesen Im mer zu stellen ist". Dokumentation und Erhaltung der Klelndenkmale Erfreulicherweise wird den Kleindenk malen aller Art seit einigen Jahren wie der wesentlich mehr Beachtung ge schenkt. Einzelaktionen verschiedenster Weise nehmen sich der Erhaltung und Erneuerung so mancher desolater Ob jekte an. Nicht uninteressant sind in die sem Zusammenhang Berichte aus älterer Zeit. So schrieb z. B. J. Fließer (von 1946 bis 1955 Diözesanbischof von Linz) im Jahre 1942: ,,Wir brauchen nur die illu strierten Beilagen unserer Zeitungen, un sere Zeitschriften, die Albums der Amateurphotgraphen durchzublättern, um zu sehen, daß auch die Menschen, die sonst auf Religion wenig halten, aus rein ästhe tischem Empfinden heraus unsere Feldkapelien, Wegkreuze als eine prächtige Bereicherung unserer Landschaft schät zen. Nicht alle Landstriche verfügen über diesen kostbaren Schatz. Leider wirken aber gar viele dieser Kapellen und Feld kreuze nur so von weitem gesehen ... wirklich erfreulich und erbaulich. ... Das Dach in trostlosem Zustand, das Ge mäuer verfallen, der Mörtel zerbro chen ..."'® Es folgen fünf „Grundsätze für die Einrichtung der Kapellen", die auch heute noch ihre Gültigkeit haben. Zur genaueren Erhebung der Kleindenk male wurde 1973 beim Verein für Volks kunde am österreichischen Museum für Volkskunde in Wien die ,,Arbeitsgemein schaft für Bildstock- und Flurdenkmalfor schung" gegründet. Eine erste systema tische Erfassung in unserem Bundesland wurde im selben Jahr eingeleitet. Nach der Konstituierung der ,,Projektgruppe Raumordnung"" am 26. Juni 1973, einer

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