Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

Oomgasse Arbeit, zu einem Vortrag usw. Er erwar tet gar nicht, daß er sich unterwegs spe ziell wohl fühlen müsse. Für Sehenswür digkeiten oder Schaufenster hat er wenig oder keine Zeit. Umwegpassagen meidet er, sogenannte „Straßenmöbiierung" (quergestellte Schaukästen, Sitzbänke und Blumentröge) empfindet er als Hin dernisse, desgleichen Menschenansamm lungen, die seinen schnellen und direk ten Lauf hemmen. Die Relation zwischen Gefühl und Umwelt spielt kaum eine Rolle. Sie kommt erst in der Freizeit, in den Ferien, beim Einkaufsbummel und beim Flanieren zu ihrer Bedeutung. Dann nämlich ist ein belebtes Stadtzentrum er wünscht, mit zahlreichen Passanten, Bummlern, Betrachtern von Schaufen stern und Sehenswürdigkeiten, Gästen in den Gartenwirtschaften. Ein extremes Beispiel sind die überfüllten südlichen Ferienorte in der Saison. Es ist den mei sten Menschen wohl in Gegenwart ande rer, das gleiche Verhalten zeigender Per sonen. Mit dieser psychologischen Vor aussetzung steht und fällt eine Fußgän gerzone. Die Festlegung des Planungs gebietes wurde vor allem durch verkehrsplanerische Überlegungen bestimmt. Die Verkehrserschiießung ist zwar nicht die alleinige, aber eine wichtige Voraus setzung in der Realisierung der Stadt erneuerung Fußgängerzone. Ein Fußgän gergebiet braucht ein leistungsfähiges öffentliches Verkehrsmittel und Parkgara gen. Beides ist im Planungsgebiet vor handen. Durch die Verlängerung der Straßenbahnlinie nach Auhof wird die Attraktivität des öffentlichen Nahver kehrsmittels sogar noch wesentlich ge steigert. Nach Eröffnung der Auhoflinie haben noch mehr Linzer die Möglichkeit, mit der Straßenbahn direkt, ohne Umstei gen, Ins Zentrum zu gelangen. Einige Straßen dieses Gbietes kann man schon jetzt als fußgängerfreundlich bezeichnen. Diese Situation wurde ausschließlich durch Umorganisation des Verkehrs er reicht. Unsere Aufgabe wird es sein, durch geeignete weitere Maßnahmen die „Fußgängerfreundlichkeit" zu verbessern. Wir unterscheiden dabei zwischen zwei Gruppen von Bereichen: Abschnitte, in denen der Verbesserung gewisse Gren zen gesetzt sind, nennen wir,,fußgänger freundliche Zonen", und jene Bereiche, in denen wir ideale Bedingungen für Fußgänger erreichen können, nennen wir „Fußgängerzonen". Fußgängerzonen wären z. B. Teile des Taubenmarktes und Bereiche der Bethlehemstraße, der Spittelwiese und der Harrachstraße. Während in der Landstraße im wesentlichen nur die Verbesserung der Funktion und die Verschönerung des Erscheinungsbildes des Straßenraumes möglich sind (Erneu erung des Bodenbelages und die da durch erreichte wesentliche Verbreite rung der Gehflächen für Fußgänger usw.), eröffnen sich bei den vorher angeführten Standorten eine Fülle von Möglichkeiten der Ausgestaltung. Diese ,,Stadtoasen", weiche die Funktion von Fußgängerruhepiätzen und Treffpunkten haben, sollten nach unseren Vorstellungen mit entspre chenden Serviceeinrichtungen ausgestat tet sein, wie z. B. Sitzgelegenheiten, Ge päcksaufbewahrung, Telefon, Litfaßsäu len für Ankündigungen, Taxistandplätzen, Fahrscheinautomaten, Briefmarkenauto maten usw. Hier soll der innenstadtbesucher und -bewohner ideale Bedingungen vorfinden zum Verweilen, beim Sehen und Gesehenwerden, Kaffeetrinken, Zeitung lesen usw. Die sogenannte Möblierung sollte möglichst nicht fix eingebaut wer den, sondern sich Veränderungen anpas sen können, im Gegensatz zu den ,,Stadt oasen" sollte der Straßenraum der Land straße weitgehend von Möblierung frei gehalten werden. Die wesentliche Gestal tung in diesem Bereich sollte die Boden pflasterung sein. Als Material schlagen wir Granit in verschiedener Sorte und Bearbeitung vor, mit Rücksicht auf die barocken Haus- und Kirchenfassaden. Die bestehende Straßenbeleuchtung wird entfernt und durch doppelseitige Lichtfluter ersetzt. Bei den Fußgeherruhepiätzen und Treffpunkten sind Stehleuchten angebracht. Der Anlieferungs- und Notverkehr (Feuer wehr, Rettung usw.) benutzt im fußgän gerfreundlichen Bereich der Landstraße die Straßenbahntrasse. In den ,,Stadt oasen" sind dafür entsprechende Flächen freizuhalten. Der Lieferverkehr wird auf noch festzulegende Zeiten beschränkt. Ausschließlich auf der Landstraße, unmit telbar an die Straßenbahntrasse angren zend, werden durch unterschiedliche Bo denflächengestaltung Haltefiächen für die Lieferfahrzeuge ausgewiesen. In den „Stadtoasen" sollen Sauerstoff- und schattenspendende Bäume in sparsamer Anordnung gepflanzt werden. Für die Ko ordination der Planungs- und Ausfüh-

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