Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Städteprobleme in Oberösterreich Dipl.-Ing. Rainer Relnisch Altstadterhaltung — Beispiel Braunau 2 Dr. Volker Lutz Schloß Lamberg in Steyr - Geschichte und Zukunft 11 Architekten Perotti + Greifeneder + Partner und Dipl.-Ing. Schimek Linzer Fußgängerzonen 19 Dr. Sepp Käfer Wels - Wachstum und Wirtschaft 25 Oberösterreich aktuell Landesrat Johann Winetzhammer Gedanken zur Raum- und Bauordnung Ing. Heinz-Peter Türk Aufgabe der Landschaftsplanung im Rahmen der Landschaftspflege Bücherecke 47 49 55 Literaturbeilage Denkmalpflege Dr. Dietmar Assmann Das Kleindenkmal in der Kulturlandschaft 31 Eduard Christoph Heinisch Gedichte 57 Hugo Schanovsky Marginalien zu Kremsmünster 58 Erwin Gimmeisberger Fische für Träume 61 Erna Biaas Die Schottergrube 64 Kuiturzeitschrift Oberösterreich 27. Jahrgang, Heft 4/1977 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine; März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag: Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: Oö. Landesverlag Linz; sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 781 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 178.-; Einzeiverkaufspreis: S 55.—. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) Kunst der Gegenwart Prof. Cari Hans Watzinger Louis Hofbauer oder Voliendung eines Maierlebens im Innviertel 37 Landeskunde Amtsrat Josef Mader Pfarrer Johann Veichtlbauer und das Rieder Volkskundehaus 43 Umschiagbiid: Wappen der Stadt Steyr aus: Wappenbuch der Verordneten in Österreich ob der Enns 1790-1848, Oberösterreichisches Landesarchiv, Landschaftsarchiv, Handschrift 151. Gestaltung: Herbert Frledl

Es ist Aufgabe unserer Zeitschrift, das Thema ,,Oberösterreich" stets lebendig und interessant zu gestalten, immer neue Gesichtspunkte aufzuzeigen. Im ober österreichischen Landschaftsbild gewin nen die Städte an Gewicht und Bedeu tung. Ob wir wollen oder nicht: die Stadt kultur setzt auch in unserem Heimatland neue Schwerpunkte. Deshalb bildeten un sere Städte auch bereits zweimal das Schwerpunktthema unserer Zeitschrift. 1961 behandelten wir im Winterheft „Städtebilder aus Oberösterreich" - noch sehr kultureil orientiert. Im Jahrgang 1975, Heft 4, wurden „Oberösterreichs Altstadtprobleme" zur Diskussion gestellt. Dieses Heft hat sich zum Schwerpunkt thema ,,Städteprobleme in Oberöster reich" gewählt. Die Palette reicht von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Die Erhaltung unserer Altstädte entwikkelt sich immer mehr zu einem Kernpro blem der Denkmalpflege. Mit Schulweis heit und Traditionsbewußtsein kommen wir auf diesem Gebiet nicht mehr durch. Die konventionelle Denkmalpflege muß versagen. Die Redaktion bat deshalb den agilen Stadtbaudirektor von Braunau am Inn, Dipl.-Ing. Rainer Reinisch, um einen Erfahrungsbericht aus seinem Arbeits gebiet, das begrenzt sein mag, jedoch für Oberösterreich Beispielwirkung be sitzen könnte. Wolien wir unsere Alt städte für die Zukunft retten, so werden neue Wege zu beschreiten sein. Die Stadt Braunau am Inn hat sich dieser Aufgabe intensiv angenommen. Eine Möglichkeit der Bewußtseinsbildung für unsere historische Städtekultur sind auch Jubiläen. Steyr wird 1980 sein 1000jähriges Stadtjubiiäum feiern. Im Mittel punkt der Feierlichkeiten wird Schieß Lamberg stehen. Die moderne Industrie stadt anerkennt die Styraburg als ihre beherrschende Silhouette. Einst Herren sitz, ist heute das Schloß eine kultureile Ruine. Durch die Landesausstellung ,,Hallstattzeit in Oberösterreich" soll die ser mächtige Gebäudekomplex zu neuem Leben erweckt werden. Dr. Volker Lutz, Leiter des Kulturamtes des Magistrates Steyr, informiert über seinen historischen Stelienwert. Im höchsten Grade aktuell ist die Frage von Fußgängerzonen in unseren Städten. Die Landeshauptstadt Linz hat lange ge zögert, sich dem internationalen Trend anzuschließen. Das beauftragte Architek tenteam wurde von der Redaktion ein geladen, seine Gedanken und Planungen zum Thema „Linzer Fußgängerzonen" un seren Lesern mitzuteilen. Teile dieses Projektes werden zum Erscheinungster min des Heftes bereits realisiert sein. An deres ist noch Zukunftsmusik. Städte wachsen vor allem durch die Wirt schaft. Das moderne Leben schafft wirt schaftliche Ballungsräume. Wenn in die sem Heft Wels in „Wachstum und Wirt schaft" herausgegriffen wird, ist dies als pars pro toto zu verstehen. Dr. Sepp Kä fer gibt eine journalistische Darstellung. Im Mittelpunkt steht natürlich die Welser Messe. Gemeint sind mit diesem Aufsatz jedoch die wirtschaftlichen Probleme des gesamten oberösterreichischen Ballungs bzw. Zentralraumes. In den Fachsparten wird versucht, wieder eine mögiichst breite Streuung der In teressen zu bieten. In der Sparte „Denkmalpflege" behandelt Dr. Dietmar Assmann ,,Das Kleindenkmal in der Kuiturlandschaft". Wir kehren zu rück in unser bäuerliches Umland, in un sere unmittelbare Heimat, die immer noch unser aller Nährboden ist — leib lich und seelisch. Auch hier kämpft die Denkmalpflege auf einem Extremposten. Es geht darum, ein Kulturbildzu erhalten und zu bewahren, das bereits in höch stem Grade gefährdet erscheint. Es geht darum, Bewußtseinsbiidung zu betreiben. In der Sparte ,,Kunst der Gegenwart" zeichnet unser bewährter Mitarbeiter Pro fessor Carl Hans Watzinger das Porträt eines Malers, der heute vergessen ist, für die Zukunft jedoch wichtig sein wird, wenn wir einmal die Entstehung der Mo derne in Oberösterreich erkennen wollen. Gemeint ist der Impressionist Louis Hof bauer, der zu den Begründern der Innviertler Künstlergilde gehört, in diesem Künstlerkreis auch hoch geehrt, in die österreichische Kunstgeschichte jedoch erst einzuordnen sein wird, in der Sparte „Landeskunde" kommt Amtsrat Josef Mader zu Wort. Er ist Mo tor und Inspirator des Ausbaus des Innviertler Voikskundehauses zu einem zeit gemäßen Stadtmuseum der Stadt Ried im Innkreis. Die Eröffnung dieses neuen ,,Heimathauses" erfolgt noch 1977 — im Dezember. Unser Beitrag soll an die Ur sprünge des lokalen Musealwesens er innern. In „Oberösterreich aktuell" kommt der neue Landesrat für das oberösterreichi sche Bauwesen, Johann Winetzhammer, zu Wort. Er hat das Erbe von Altlandes hauptmann Dr. Erwin Wenzl übernom men. Seine „Gedanken zur Raum- und Bauordnung" sind deshalb im wahrsten Sinne des Wortes aktuell. Ebenfalls sehr aktuell ist der Beitrag von Ing. Heinz Peter Türk über ,,Aufgabe der Landschaftsplanung im Rahmen der Landschaftspflege". Hier wird aufgezeigt, wie sehr unser Bemühen zur Umwelt gestaltung einer gut fundierten Theorie bedarf, um dann auch in der Praxis funk tionieren zu können. Jedes Winterheft unserer Zeitschrift ent hält eine Literaturbeilage. Diese soll ak tuellen Lesestoff bieten — Einblicke in die oberösterreichische Gegenwartsliteratur. Vorschau auf Heft 1/1978: 700 Jahre Stadt Gmunden.

Altstadterhaltung - Beispiel Braunau Rainer Reinlsch Die Stadt Braunau am Inn ist neben Krems an der Donau zu einem Beispieisfall für die Altstadterhaltung in Österreich geworden. Besonders durch ein mehrjäh riges Forschungsprogramm des Bundes ministeriums für Bauten und Technik ist in Braunau mehr geschehen als Fassa denkosmetik und Einzeisanierung: Grundlagenforschung, Detailbearbeitung in Sanierungsverdachtsgebieten, erstma lige Anwendung des Assanierungsgeset zes Wettbewerb über die umweltverbes sernden Maßnahmen für die Altstadt. Beispielhaft für alle anderen Klein- und Mittelstädte Österreichs wird in Braunau versucht, jene Wege der Altstadterhal tung zu erproben, die bei weitestgehender Beibehaltung der Eigentumsstruktur das Antlitz und die Funktion der histori schen Altstadtbereiche retten können. Der Autor, der in vielen Städten und an den Hochschulen seine Erfahrung disku tieren konnte, kann aus diesem Grunde auch eine Aussage machen, die weit über das besondere Beispiel Braunaus hin ausgeht. Nur zum geringen Teil von Zweckpessimismus getragen, stellt er die Fragen: Altstadterhaltung im Retour gang? Überholen uns der Verfall und die funktionelie Aushöhlung? Ist Altstadt erhaltung finanzierbar? Die Hypothek der historischen Altstädte Das Gesicht von Athen wird von der Akropoiis bestimmt, aber was ist diese Stadt ohne diesen Tempelberg: ein unüberseh bares Meer von orthogonal angeordne ten, gleichartigen Wohnkuben. Gleich versteckt und städtebaulich unbedeutend liegen in Saloniki die historischen Relikte der Rotonda oder der Zwöif-Apostel-Kirche. Die neue Küstenbebauung gleicht zum Verwechsein jener von Palermo. Im Gegensatz zur skizzierten Situation befindet sich Österreich, das vom burgenländischen Dorf bis zum Bauernhof ensemble hoch in den Bergen einen Überfluß an unverwechselbarer histori scher Bausubstanz besitzt — dieser Reichtum wird aber zur Hypothek, wenn man an seine Erhaltung denkt. Mit Wehmut und doch immer wieder auch einem nicht wegzuleugnendem Verständ nis für die Intentionen der Eigentümer I ■4t .-i?

j it s s n » ' '.«1! Die einstmals gegen den Inn und die Enknach — Schiffsbauer- und Ländeaniagen — gerichtete Enknachseite von Braunau am Inn. Diese Häuserfront ist in ihrer Erhaltung durch Jahrzehnte vernachlässigt worden, im Zuge der Bemühungen um das äußere Stadtbild ist heute wieder die eindrucksvolle Großform dieser einst wehrhaften Silhouette erkennbar. Foto: W. Baier /x' -'A' ' / /;j t ' t*' ' » / » . w Die Altstadt von Braunau am Inn ist im Bereich der ehemaligen Umwailung als gotische Stadt erhalten geblieben. Die weitere — künftige — Erhaltung der Stadtgestalt wird durch detaillierte Bebauungsvorschriften sichergestellt. Foto: Bundesamt für Eich- und Vermessungssleht man, wie in den Bauernhof ensembles die Silos als Fremdlinge in die Höhe wachsen, wie große Fenster ausgebrochen werden, wie in den Städ ten die alten Gewölbe fallen und reiche Putzfassaden in den Dörfern hinter Allerwelts-Plattenverkleidungen verschwin den. Weniger deutlich sichtbar sind der funktionelle Verfall und die Verfremdung: Die Scheunen und Remisen sind voll gestopft mit utopisch anmutenden Gerä ten in allen Farben, aus Bürgerhäusern neben dem Goldenen Dachl in Innsbruck tönt die Musik des Balkans, denn hinter barocker Zier ist das moderige Wohnen nur mehr für die Gastarbeiter attraktiv und auch die altstadtadäquaten Spezialformen von Handel und Gewerbe ziehen der Wohnbevölkerung in die Neubauvier tel nach oder sterben einen unbemerkten Tod. In dieser so beklagten Phase einer völli gen Umstrukturierung ist besonders durch das Europäische Denkmalschutz jahr 1975 eine Gegenbewegung entstan den, die weit über den traditionellen Denkmalschutz hinaus das Gesicht unse rer historischen Ensembles für die Nach welt erhalten will. In Österreich, wo der Ensembleschutz in die Legistik nur schwer Eingang findet, weil die Funktion des Bürgermeisters als Baubehörde erster Instanz nicht aus gehöhlt werden soll, haben Wien und die Landeshauptstädte unabhängig davon bereits historische Schutzzonen ausge wiesen und beschlossen. Wien dominiert mit 950 Hektaren vor den Landeshaupt städten, die derzeit zusammen 414 Hektar Schutzzonen haben. Für die Klein- und Mittelstädte fehlt noch in weiten Berei chen die gesetzliche Grundlage, aber noch häufiger die Bereitschaft und Ein sicht in die Notwendigkeit der Auswei sung solcher Zonen. Der Schutzzonen atlas des Bundesdenkmalamtes aus dem Jahre 1970 ist zwar ein praktikables In strument, aber einerseits ohne jeder fak tischen Konsequenz und beinhaltet außerdem nur die Hälfte der in Frage kommenden Ensembles. Er gibt jedoch Auskunft, daß die Mittel- und Kleinstädte mit geschätzten 5700 Hektaren an schüt zenswerter Altstadtfläche das eigentliche und gewichtige Problem darstellen. Es sei noch angemerkt, daß das Gesicht unseres Landes ebenso tief im dörflichen und landwirtschaftlichen Einzelgehöft und den Wirtschaftsformen begründet ist und gerade dort Gefahr besteht, daß die ver ändernden Kräfte stärker sein werden als die Bremse der nostalgischen Erhaltung. Das Beispiel Braunau am Inn Die Stadt Braunau am Inn ist wie Krems an der Donau, durch den Bau der Eisen bahnen vom Niedergang der Schiffahrt betroffen, durch viele Jahrzehnte in einen wirtschaftlichen Schlaf gefallen. Durch diesen Umstand wurde die alte Bausub stanz auch nicht wesentlich verändert und blieb als ,,die gotische Stadt" erhalten. Durch die Gründung der Aluminiumwerke Ranshofen-Berndorf AG auf Braunauer Gemeindegebiet und die allgemeine Wohlstandsphase seit dem zweiten Weltkrieg wurde dieser Schlaf unterbro chen und durch Veränderung besonders der erdgeschossigen Geschäftsbereiche so manches an der historischen Gestalt zerstört. Das erste Lebenszeichen einer Gegen bewegung zur Fortschrittseuphorie wurde anläßlich der 700-Jahr-Feier 1960 gege ben, als durch eine Färbelungsaktion und andere nostalgische Aktivitäten erstmals wieder ein Altstadtbewußtsein geweckt werden konnte.

m m I 1 m m I B Baugeschehen 1961 — 1972 Neubauten Um- und Zubauten genehmigte, noch nicht ausgeführte Bauten Portal- und Geschäftsumbauten Die Veränderungen, die in einem einzigen Dezennium In der Altstadt von Braunau erfolgten, sind so umfangreich, daß sie ohne behutsame Steuerung zu einer wesentlichen Veränderung des historischen Gesichtes dieser Altstadt führen würden. Denkmaischutz denkmaigeschützte Objekte in Privatbesitz Öffentliche Gebäude, die denkmaiwürdig sind KjMgoggog geplante Unterschutzsteiiung privater Objekte (Vorschlag des Landeskonservators) sonstige denkmaiwürdige Objekte in Privatbesitz Ensembieschutz (Vorschlag des Bundeskanzleramtes) _____ laut Meinung des Stadtbauamtes nicht besonders erhaltenswerte Ensemble . denkmaiwürdige Bauteile Die Darstellung der denkmaigeschützten und schutzwürdigen Objekte zeigt die Dominanz der nicht geschützten Häuser als Problem der Aitstadterhaitung. Durch einen Heimatverein, dem Stadt verein und einzelne Persönlichkeiten wurde die Aufmerksamkeit für die Quali tät der Altstadt weiter geweckt, so daß 1970 auch in der Gemeindevertretung die Bereitschaft vorhanden war, sich als Musterstadt für die Altstadtforschung des Bundesministeriums für Bauten und Technik zur Verfügung zu stellen. Nicht unwesentliche finanzielle und organisa torische Aufwendungen waren aber dazu von der Stadt selbst zu erbringen. Im nachfolgenden seien die wesentlichen Aktivitäten in Braunau angeführt, um bei spielhaft die Vielfalt der Bemühungen darzustellen;

Das Pfarrhof-Ensemble mit Pfarrhof, Chor regentenhaus und Mesnerhaus (von links nach rechts) wurde in wesentlichen Teilen abgebrochen und In altstadtgerechter Form neu errichtet. Ein im Original aufgefundener Treppengiebel wurde wieder aufgeführt. Fotobericht über Zustand vor und nach der Renovierung. Fotos: W. Baier •mm Ii VJ mi t"' ■ 1' iTilll«'!" HHA' Iii? fil ■ !! 1 ■s. Ii Hl Zweite Fassadenaktion: Seit 1971 wurden durch eine finanzielle Förderung von Bund-Land-Gemeinde nach einem be schlossenen Aufteilungsschlüssel ca. 130 Fassaden saniert und farbig gestaltet. Das Sprossenfenster ist ein integrieren der Bestandteil der Fassade und wird in dieser Aktion verlangt. Die Fassaden aktion ist ein notwendiger Schritt in der Motivierung der Bevölkerung. Ausstellung ,,Braunau wird farbig": Der Farbenplan für die Altstadt wurde 1972 in einer Ausstellung der Bevölkerung vor gestellt und fand nahezu ungeteilte Zu stimmung. Beratung der Hauseigentümer: Die Bera tung über die Förderungs- und Finanzie rungsmöglichkeiten sowie der altstadt gerechten Gestaltung erfolgt im Stadtamt schon vor Planungsbeginn. Ausstellungen: Die Präsentation von Di plomarbeiten verschiedener Hochschulen, die die Altstadt von Braunau betreffen, die Ausstellung ,,Besser wohnen in der Alt stadt" und die Schau ,,Der Vergangenheit eine Zukunft" fanden Beachtung. Konfrontation des Gemeinderates: Die Gemeinderäte als wichtigste Meinungs bildner besuchten anläßlich jährlicher Fahrten Rothenburg ob der Tauber, II Ii ii iE !§ Ii IB IB. Passau, Steyr, Regensburg, Schärding und Krems, wo sie sich ausführlich infor mieren ließen. Teamgespräche mit den Bauausführen den: Zur Verdeutlichung der Ziele in der Altstadtpflege und Stadterhaltung wur den Gespräche mit den Architekten, Bau meistern und Malern geführt, um die al ten Handwerkstechniken wieder zu bele ben. Aufforderung an die Industrie: Für Braunau wurden von der Industrie eine eigene Dachdeckung und mehrere Spros senfenster neuester Bauart entwickelt.

Prämiierung von privaten Altstadtinitiati ven: Jährlich vergibt der Bürgermeister einen Preis für eine vorbildliche private Altstadtsanierung. Grundlagenforschung: Im Zuge der Wohnbauforschung wurde durch die Stu die „Großräumige Erneuerung städti scher Sanierungsgebiete — Modell Braunau" eine detaillierte Grundlagen forschung für die ganze Altstadt erstellt und Sanierungsverdachtsgebiete ausge sondert. Altstadtsymposium: In einem Diskus sionsforum mit gesamtösterreichischer Beteiligung und der Anwesenheit des Bundesministers für Bauten und Technik wurde 1974 die Methodik der Grund lagenforschung behandelt. Sanierungsstudie: Für den sanierungs würdigen Teil der „Altstadt-West" wur den Bestands-, Umbau-, Sanlerungs- und Finanzierungspläne für jedes Haus aus gearbeitet. Bebauungsvorschriften für die Altstadt: Als erweiterte Legende zu einem Bebau ungsplan für die Altstadt wurden bis ins kleinste Detail Vorschriften vom Gemein derat als ,,Stadtsatzung" beschlossen. Mitarbeit der Vereine: In den Bebauungs vorschriften ist die gutachterliche Tätig keit der Vereine bei allen baugenehmlgungspfllchtigen Vorhaben in der Altstadt zwingend beschlossen. Das Denkmalamt wird, wo erforderlich, auch bei nicht ge schützten Objekten zugezogen. Erdgeschoß-Gestaltungsvorschrift: Über die allgemeinen Bebauungsvorschriften hinaus wurde für die Architekten und Baumeister eine Fibel der Gestaltung von Geschäftsportalen herausgegeben. Das Beispiel der Stadt: Einzelobjekte im Besitz der Stadt müssen wegen der Bei spielsfolgen besonders vorbildlich saniert und erhalten werden. Zu nennen sind der Stadttorturm als Musikschule, die Bürger spitalsanlage als Bibliothek und Jugend herberge sowie die Herzogsburg als Museum. Das private Beispiel: Viele beiplelshafte Sanierungen der äußeren Gestalt wurden in Braunau durchgeführt, wie Kinz-Linzerstraße oder Nemmer-Kirchenplatz. Viele Neubauten mit Altstadtgestaltung fügen sich nahtlos in den Altbestand wie MeinI und Sparkasse am Stadtplatz, die Krankenhauserweiterung in der HansSteininger-Gasse und die Pfarrhofbauten. Als potemklnsche Lösung ist das MarleyHaus in der Salzburger Vorstadt durch totale Auhöhlung zum Beispiel geworden. Wettbewerb der umweltfreundlichen Maß nahmen: Da die Altstadtqualität nicht nur in der Wohnung, sondern auch in der Erreichbarkeit, der Organisation des ru henden und fließenden Verkehrs sowie einer Palette von Umweltmaßnahmen liegt, wurde in einen Forschungsauftrag auch ein Wettbewerb integriert, der Pro jekte zu diesem Thema erbrachte. Tief garage, Einbahnregelung und dadurch Vergrößerung der Fußgängerflächen mit Freizelt- und Veranstaltungsangebot war die durchgehende Aussage. Assanierungsgebiet ,,ln der Scheiben": Ein fast zur Gänze verbauter Häuserblock in der Altstadt-West wurde mit Gemeinde ratsabschluß zum Assanierungsgebiet er klärt. Erstmalig in Österreich soll bei der Anwendung des Assanierungsgesetzes Erfahrung gesammelt werden. Im Zuge eines Forschungsauftrages wird eine Do kumentation gemacht und Anregungen für den Gesetzesgeber ausgearbeitet. « a * Stöger-Stadel: Ein kurfürstlicher Bräu-Stadel hat im Laufe der Zeit seine Funktion verioren. Obwohl es sich um ein schützenswertes Objekt handelt, ist nicht allein die Erhaltung, sondern gleich wichtig die Suche nach einer neuen Verwendung im Sinne einer Fievitalisierung nötig. Foto: W. SchieftI Die Kirche eines aufgelassenen Kapuziner klosters diente in den vergangenen Jahr zehnten als Theater und Depot. In diese einfache, jedoch monumentale Raum konzeption wird ein Stadtsaal eingebaut, der die historische Substanz weitgehend bewahren soll. Im Jahr 1979 wird hier die geplante Landesausstellung über die Bildhauerfamilie Zürn ihren Platz finden. Foto: W. Baier

Die Problematik der Aitstadterhaltung Altstadterhaltung wird hier als Erhaltung und Erneuerung in oder außerhalb er klärter Schutzzonen verstanden, wobei die überkommene Gestalt und Funktion wesentliche Richtmarken darstellen. Diese Zielvorstellungen sind heute kaum mehr Gegenstand einer kritischen Aus einandersetzung. Besonders im eigent lichen Denkmalschutz, aber auch im weit läufigen Bereich der Altstadterhaltung liegen die Probleme nicht bei der Zieiformulierung, sondern fast ausschließlich In den mangelnden Möglichkeiten der Zielerrelchung. Wie die historische Alt stadt von morgen aussehen und funktio nieren soll, Ist heute bekannt. Einen Be weis liefern die fast deckungsgleichen Resultate der Wettbewerbsprojekte für die Altstadt von Passau und die Überein stimmung der Ergebnisse des UmweltWettbewerbes von Braunau. Die Zielerreichung der Altstadterhaltung stößt aber auf geradezu unüberwindlich erscheinende Hindernisse, die nur unvoll ständig angedeutet werden können. Die konkrete Sanierung stößt im Grunde nir gends auf Gegenliebe: Der Hauseigen tümer sieht kaum einen wirtschaftlichen Vorteil und die Förderungsmöglichkeiten erscheinen ihm undurchsichtig, die Mie ter glauben ihrerseits nicht an mögliche Eigeninitiativen im fremden Objekt; für die Architekten, Baugenossenschaften und Unternehmer Ist die Aufgabenstel lung zu kleintellig und bringt durch den Kontakt mit den Bewohnern viele Schwie rigkeiten, die beim Neubau bisher nie be wältigt werden mußten; auch für die Be hörden ist Altstadterhaltung eine zähe und für den Politiker eine wenig attrak tive Tätigkeit. Es Ist daher nicht ver wunderlich, daß die Mittel der Wohnungs verbesserung statt in die historischen -ini— ini iQt ^oi rnt~ -toi [Qi lorIm! äsQUiBlSl I □ ETon noD' i I iTÖ-fi: irö~fi [SPARKASSE BRAUNAU] j . Bildbericht über die Sparkasse vor und nach der Renovierung: Die Neurenaissancefassade einer ehemaiigen Bürgerschule war in der kieinteiiigen Abfolge der Stadtplatzhäuser ein störender Klotz, obwohl das Bauwerk an anderer Steile durchaus Ensemblewert gehabt haben könnte. Der Neubau der Sparkasse stellt sich in drei Einzeifassaden dar und nimmt damit die historische Formensprache des Stadtplatzes deutlich auf. Foto: W. Neumeister [ ü Ii II ü ttiiii - - . I . » -• .* 0 n n i n n Mpgit|ii fl nHIn n n n nSfi saafi SPARKASSE BRAUNAU

CD ^ r~j cvi cö Die Sanierungskosten per Quadratmeter im Bereicti Altstadt-West (Stand 1975). Die Gesamtsanlerungskosten von ca. 57 Millionen Sctiilling für das ca. 1 fia große Erneuerungs gebiet lassen sicti auf vergleictibare Altstadtberelcfie übertragen. Der fast zur Gänze verbaute Block „In der Sctielben" wurde mit Gemeinderatsbescfiluß zum Assanierungsgebiet erklärt. Erstmals soll an diesem Beispiel das Assanierungsgesetz 1974 In seiner praktiscfien Anwendung erprobt werden. Sämtlicfie Pläne dieses Aufsatzes stellte der Autor In dankenswerter Welse zur Verfügung.

/ ■ . i ;« i\ « »W« Das dargestellte Gebiet Altstadt-West wurde Im Zuge der Grundlagenforsctiung bis ins kleinste Detail durchleuchtet und In einer konkreten Entwurfsphase wurden für alle Häuser Sanierungs-Umbau- und Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet. Der Im Vordergrund sichtbare Block „In der Scheiben" soll Im Zuge der Assanierungs maßnahmen, wie dargestellt, Im Inneren einen Hof und dadurch die angrenzenden Wohnungen Licht und Sonne bekommen. Altstädte in die abgewohnten Genossen schaftsbauten fließen, wo dies großmaß stäblich bearbeitet werden kann, und auch erklärlich, daß das Assanierungs gesetz noch keinen Eingang findet. Auch Ist es heute noch üblich, die Mittel der Wohnungsverbesserung ungehindert zur Verbesserung von Wohnungen bereitzu stellen, die In fernerer Zukunft im Zuge einer Entkernung und Assanierung ab gebrochen werden sollten. Gesamtösterreichisch gesehen sind je doch die ca. 7000 Hektar historischer Altstadtbereiche die untere Grenze des unbedingt zu Erhaltenden. Wie die Kal kulationen In Braunau zeigen, Ist der Wertzuwachs der Altstadtobjekte gerin ger als die Investitionen zu deren Sanie rung: Das bedeutet, daß das öffentliche Anliegen der Erhaltung des historischen Gesichtes auch Kosten verursacht. Bis heute sind umfassendere Kostenmodelle noch nicht ausgewertet und auch noch nicht klargestellt, ob die Öffentlichkeit sich dieses historische Antlitz etwas ko sten lassen wird. Wer die Veränderungen in den Altstädten beobachtet, kann die negativen Beispiele nicht übersehen. Neben der Aufgabe der Ortsbildpflege, die in den Händen der Bürgermeister noch deutlicher zu erfüllen sein wird, muß für ganz Österreich die Bewältigung der Aufgabe der Altstadt erhaltung trotz der Schwierigkeiten durch die kleinteilige Eigentumsstruktur und trotz der Partnerschaft einer überalterten Wohnbevölkerung auf der finanziellen, fachlichen und organisatorischen Seite über Einzelbeispiele hinauskommen. Wenn man die umfangmäßig geringe Be deutung der Denkmalpflege besieht, er scheint es geradezu ausgeschlossen, dem komplizierten und bevölkerungs nahen Sachbereich der Altstadterhaltung dieser funktionierenden übergeordneten Institution aufzulasten. Es zeigen sich auch derzeit noch keine praktikablen al ternativen Wege, besonders vielleicht deshalb, weil der Fachbereich der Alt stadterhaltung und Stadterneuerung ne ben der Denkmalpflege noch nicht würdig befunden wurde, als selbständiger Ge genstand der Lehre an den Universitäten anerkannt zu werden. Die dilatorische Befassung in anderen Fachbereichen wird weder den theoretischen Unterbau noch den Informationsstand für die Entschei dungsträger bereitstellen können, um ver hindern zu helfen, daß die Altstädte Österreichs zu ministrukturierten Geister städten werden: Museen, Jugos und Ju weliere. Das aktive Beispiel der Stadt Braunau basiert auf einer glücklichen personellen Konstellation, finanziellen Anstößen der Ministerien und der Breitschaft, über die Pläne hinaus den personal- und zeitauf wendigen Weg zur Bevölkerung nicht zu scheuen. Erkenntnisse der Motivations technik und politisch-praktisches Finger spitzengefühl sind Voraussetzung für den Erfolg und aus diesem Grunde ist das Modell Braunau zwar beispielhaft, aber nur bedingt in andere vergleichbare Städte zu übernehmen.

Steyr und seine RechtsaitertümeiDie älteste Urkunde im relctitialtigen Arctilv der Stadt Steyr Ist der Freiheitsbrief vom 23. August 1287, das sogenannte „Große Privlleglum", durch das keine völlig neue Rechtsgrund lage geschaffen wurde, sondern altes Gewohnheitsrecht bzw. frühere Begünstigungen bestätigt und schriftlich festgehalten worden sind. Schon vor dieser Bestätigung durch den Landes fürsten, Herzog Albrecht I. (1283 bis 1308), hat die Stadt Steyr stadtrechtllche Bestimmungen besessen, wird sie doch bereits 1180 und 1252 als städtische Siedlung bezeichnet. Mit seinem Freiheitsbrief steht Steyr im Lande ob der Enns an dritter Stelle. Auf das Privileg für die Stadt Enns (1212) folgt das Freistädter Stadtrecht aus dem Jahre 1277. Nach Steyr kommen die übrigen vier landesfürstlichen Städte: 1301 Gmunden, 1328 Wels, 1336 Linz und 1353 Vöcklabruck. Die Pergamentsurkunde Ist 565 mm breit, 390 mm hoch, der Text in lateinischer Sprache verfaßt und umfaßt 25 Zeilen. Das große Reitersiegel, welches 90 mm Durchmesser hat, hängt an grünen, roten und gelben Seidenfäden, der Herzog sitzt auf dem nach rechts springenden Pferde, hält in der rechten Hand eine Fahne mit dem Pantherwappen, in der linken den österreichischen Bindenschild. Auf der tief herab wallenden Schabracke des Pferdes ist am Hals auch der Panther angebracht. In der Urkunde wird auf frühere Rechte hingewiesen: ,,Diese Freiheiten bestätigen wir Ihnen von neuem und bestätigen sie für immer; niemand tue etwas gegen das, was wir bewilliget, geschenket, erneuert und bestätigt habenl" Eine Freiheit, die zum erstenmal In einer Stadtrechtsurkunde aufscheint, später aber weiter verwendet wird, lautet: ,,Wer Immer teilnimmt an der Freiheit des Handels oder den Rechten der Stadt soll auch die bürgerlichen Lasten mit tragen!" Weitere Bestimmungen beinhalten die Eximierung der Stadt Steyr vom Landgericht der Herrschaft Steyr, die freie Wahl des Stadtrichters, den Schutz des Weinhandels, das Stapel oder Niederlagsrecht von Waren, die Mautfreiheit in bestimmten österreichischen Orten usw. Im Heimathaus Steyr wird das Steyrer Stadtrichterschwert aufbewahrt. Die Länge dieses Symbolschwertes beträgt 130 cm, davon kommen auf den Griff 31,5; die oben 4,5 und unten 3 cm breite Klinge ist 90 cm lang. Der sechseckige Knauf, In sechs Feldern abgeteilt, Ist mit Maskerons, der ganze Griff mit reichen Ornamenten bedeckt. An seiner Vorderseite ist der Panther von Steyr, an der Rückseite.der Doppeladler angebracht, auf dessen MIttelschlld die Worte stehen: ,,J. S. Schrottmilner k. k. STATR(ichter) 1750." Am Rand der Scheide steht: ,,Georg Wernberger S(tadt)R(ichter), renovirt 1642" (Georg Wernberger war Stadtrichter von 1641 bis 1645, Sebastian Schrottmüllner von 1748 bis 1755 gewesen). Von der mächtigen Parierstange biegen sich zwei Schlangen gegen die Scheide zu, den Bug zieren zwei vergoldete Löwenköpfe und ein Maskeron. Auf der oberen Verzierung der Scheide hält unter der Schrift ,,S(tadt) Steir" eine weibliche Herme mit erhobenen Händen eine Maske, zu deren Seite je ein Vogel sitzt. Dieses Stadtrechtsaltertum war ein feierliches Insignum des Stadtrichters, Zeichen seiner Gewalt über Leben und Tod im Dienste der Gerechtigkeit. Es wurde Ihm bei Ausübung seines Amtes vorangetragen oder bei Gerichtsverhandlungen vor Ihm auf den Tisch gelegt. Der Stadtrichter von Steyr hatte seit 1523 den Blutbann besessen. Das Stadtrichterschwert von Steyr Ist In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden, hat auffallende Ähnlichkeit mit dem der Stadt Krems (1549), der Stadt St. Pölten (1579), dem von Bruck an der Leltha (1582) und Radkersburg. Diese Rechtsaltertümer zeugen von der Größe und Bedeutung der ehemals landesfürstllchen Stadt Steyr, die sich über die Magistratsverfassung von 1786 und den Änderungen des 19. Jahrhunderts zur jetzigen autonomen Stadt entwickelt hat. Dr. Volker Lutz ; fl, t •; im l / « * ■ i *«I' •i ' mm Das Stadtrichterschwert von Steyr ist in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden und wird Im Heimathaus aufbewahrt. Äuskünfte über kulturelle Veranstaltungen: Kulturamt der Stadt Steyr, Tel. 0 72 52/39 81 / 432 Volkshochschule der Stadt Steyr, Tel. 0 72 52 / 39 81 / 431 Weitere Informationen bzw. Prospekte: Fremdenverkehrsverband Steyr, Tel. 0 72 52 / 32 29 Älle 4400 Steyr, Rathaus

Schloß Lamberg in Steyr - Geschichte und Zukunft Volker Lutz Im Jahre 1980 wird die erste Nennung der Styraburg vor eintausend Jahren feierlich begangen werden. Einen der Höhepunkte der umfangreichen Veran staltungsreihe wird die große Ausstellung des Landes Oberösterreich „Die HallstattZeit — ein europäisches Phänomen" Im bis dahin renovierten und für diesen Zweck adaptierten Schloß Lamberg dar stellen. Die Styraburg, das heutige Schloß Lam berg, auf dem Konglomeratfelsen an der strategisch günstigen Lage im Winkel zwischen den Flüssen Steyr und Enns ist zweifellos älter und hat wie die Ennsburg sicherlich schon vor 900 als Sicherung des Flußüberganges gedient. Sie wurde wahrscheinlich im ,,bellum pessimum", der vernichtenden Niederlage gegen die Ungarn im Jahre 907 bei Preßburg, zer stört und in der Ottonischen Kolonisation nach der Lechfeldschlacht, der endgülti gen Beendigung der Ungarneinfälle, wie der errichtet. Im Schütze und In der unmittelbaren Um gebung entwickelte sich die erste Steyrer Siedlung, die nicht mehr besteht und de ren Lage wir im heutigen Schloßpark ver muten. Erst später wurde auch die untere Uferterrasse der Enns zwischen Styra burg und der im 13. Jahrhundert erstmals genannten Pfarrkirche, das Gebiet der jetzigen Altstadt, besiedelt. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts waren Burg und Herrschaft an das reiche, aus dem Chiemgau stammende und mit allen bedeutenden Adelsgeschlechtern der Zeit in verwandtschaftlicher Verbindung ste hende Grafengeschlecht der Otakare ge kommen, die ihre Burg zu Steyr zu einer großen Residenz ausbauten. Die Bau geschichte der mittelalterlichen Burg ist nicht bekannt. Die Dienstmannen der Otakare, die dem rittermäßigen Adel angehörten, bewohn ten Häuser im Räume der ,,Hofgasse" (der nördlichen Berggasse) und der un teren Enge. .-IT \lil' iNtT. st* acCK;*. Rechts oben: Die Styraburg — Ausschnitt aus der bekannten Stadtansicht von Hans Lauten sack aus dem Jahre 1554. Rechts unten: Schloß Steyr mit Hofgarten im Jahre 1713 nach einer Zeichnung von F. Kulstrunk. 1>T•T ,HBlII .-«Äiti

Aus dieser Zeit stammt der wuchtige Berg fried, im Volksmund nicht zutreffend ,,Rö merturm" genannt, der in seinen Grund mauern sicherlich das äiteste Gebäude im Bereich der Stadt Steyr darstellt, doch konnten bisher keine romanischen Bau elemente festgestellt werden. Im ersten Stock dieses Südwesttraktes der mittel alterlichen Burg, links neben dem heuti gen Portal in der Berggasse, soll auch die Burgkapeile gelegen haben. Nach den historischen Berichten ist mit Recht anzunehmen, daß eine solche schon ge gen Ende des 12. Jahrhunderts in der Burg Bestand gehabt hat. Die Lokalisa tion wird bestätigt durch die Stadtansicht von Woifgang Hauser aus dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, wo die ser Trakt der Burg mit einem Kreuz auf dem Dachfirst versehen war. Im Bereich dieser Kapelle wurde 1956 ein reizvolles gotisches Türgewände freigelegt. Die heutige Schloßkapelie ist also nicht ein Umbau der alten Burgkapelle, son dern ein Neubau nach dem Brand von 1727, wofür auch die ausschließlich ba rocke Einrichtung Beweis sein mag. Die Bedeutung der Burg wurde geschmä lert, als die Otakare ihre Residenz 1122 verlegten, 1192 ausstarben und die Feste an die Babenberger und später an die Habsburger fiel. Als Königin Elisabeth, die Witwe nach Albrecht I., in der Burg wohnte, brach 1302 in dem Steyrer Vorort Ennsdorf ein Brand aus, der auch die Styraburg stark beschädigte. Den notwendigen Wieder aufbau leitete wahrscheinlich wie in den späteren Jahrhunderten ein landesfürstiicher Baumeister. Burg und Stadt litten vor allem durch kriegerische Handlungen im 15. Jahrhun dert. In den Pfingsttagen des Jahres 1416 eroberte Aibrecht V. die Styraburg, da sie der damalige Inhaber Herzog Ernst nicht abtreten wollte. Königin Elisabeth, die Tochter Kaiser Si gismunds und Gattin Albrecht V., hatte von 1432 bis 1440 die Burg als Morgen gabe inne. Während dieser Zeit wurde die Burg renoviert und neu befestigt. Doch sorgfältig scheinen diese Arbeiten nicht durchgeführt worden zu sein, denn Kaiser Friedrich IM., der in der Zeit von t p

Schloß Lamberg, wenn auch seit 1824 um ein Stockwerk niedriger, dominiert noch immer die Altstadt von Steyr. Wappen der Herren von Lamberg am südlichen Rondell. Das Wappentier ist der Hund. Die Leiter wurde von den Scaiigern übernommen. r n ■ l ...I...... ■ «Ü I.. i! r • » ' -~s. Der,,Römerturm", dessen steiles Giebeldach 1824 abbrannte, besitzt in seiner heutigen Bauform als Abschluß eine mit Zinnen gekrönte Plattform. Linke Seite: Schloß Lamberg in seiner markanten Lage am Zusammenfluß von Steyr und Enns. — Luftaufnahme H. Wöhri, gemäß Luftfahrtgesetz, BGBi. Nr. 253/57, mit Zahl 2721 zur Verbreitung freigegeben. 1440 bis 1455 Burg und Herrschaft Steyr nicht vergeben hatte, war gezwungen, die Feste, die ,,Von Alter wegen am Gebäu fast abgegangen war", teilweise zu er neuern und stärker zu befestigen. Weiteren Schaden erlitt die Anlage durch die einjährige Belagerung 1467/68, als Kaiser Friedrich III. die von Albrecht VI. im Jahre 1463 an den Kanzler Jörg von Stein verpfändete Burg und Herrschaft wieder In Besitz nehmen wollte. Jörg von Stein erstürmte Steyrdorf, verdrängte die kaiserliche Besatzung, die unter dem Be fehl Herzog Albrechts von Sachsen stand, aus der Burg und zwang diese nach einem Gefecht bei der Stadtpfarrkirche zum Abzug. Im Spätherbst 1468 konnte dann der kaiserliche Feldobrist Ulrich von Grafeneck, der die Feste von der heutigen Promenade aus berannte, die Styraburg zurückerobern. Erst unter Johannes Beckenschlager, dem Erzblschof zu Gran und späteren Erzblschof von Salzburg, dem Fried rich III. Burg und Herrschaft um elnhundertausend Gulden Pfandpreis überlas sen hatte, wurden die durch die verschie denen Belagerungen verursachten Zer störungen weitgehend beseitigt. Der Erz blschof, Inhaber der Herrschaft zu Steyr von 1476 bis 1489, ließ auch im südwest lichen Burggelände einen ,,Hofgarten", den heutigen Schloßpark, anlegen. Kaiser Maximilian I. beauftragte den ,,obersten Baumeister in Österreich", Hans Geyer, die Burg umzubauen. Geyer war auch an der Neugestaltung der Hof burg zu Wien beteiligt und errichtete zwischen 1510 und 1515 für seinen kai serlichen Herrn den Jagdsitz Neubau bei Hörsching. Der damalige Pfleger Johann Hilleln hatte hinsichtlich der Neugestal tung der Styraburg die Abrechnungen der Herrschaft vorzulegen und Hans Geyer zielführend zu unterstützen. Kaiser Maximilian überzeugte sich selbst bei mehreren Besuchen vom Fortgang der Bauarbelten. Damals wurden der ,,Römerturm" renoviert und weitere Ge bäudetrakte errichtet. An die mittelalterliche Burg erinnern noch heute der 35 Meter breite und sieben Meter tiefe Burggraben, der gotische Tor bogen am Fuße des Schloßberges, Reste der Burgmauer in der Berggasse, ein schönes Türgewände im Osttrakt und ein unterirdischer Gang zum Hause Enge Nr. 16. (Diese Verbindung war während der Burggratschaft von Adam Hoffmann — gestorben 1573 — restauriert, 1838 entdeckt und im zweiten Weltkrieg frei gelegt worden. Es ist anzunehmen, daß dieser Gang aus dem frühen 14. Jahr hundert stammt, als Peter Panhalm gleichzeitig Pfleger der Burg Steyr, Stadt richter und Besitzer dieses Hauses war.) Um die Burg vor Brandschäden zu be wahren, wurde im 16. Jahrhundert ver fügt, die Häuser in der Stadt und in der Umgebung der Burg mit Ziegeldächern zu versehen. Die aus dem Jahre 1554 stammende Stadtansicht von Hans Lautensack und eine 1571 verfaßte Beschreibung vermit teln uns das Aussehen der Styraburg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Burggraf Adam Hoffmann (1564 bis 1573) begann die Erweiterung der Wehranla gen, Arbelten, die von Ferdinand Hoff mann fortgeführt wurden. Im Jahre 1576 wurde die über den Burggraben führende Schlagbrücke untermauert. Siegmund von Lamberg, Burggraf in der Zeit von 1614 bis 1631, ließ 1616 die Burgkapelle und ein Gebäude am Rande des Hofgartens durch Malereien verschö nern. Im Hofgarten wurden weitere drei hundert Bäumchen gepflanzt und dieser mit einer hohen Mauer umgeben. In der Kapelle selbst wurde ein neuer Altar er richtet. Im Jahre 1666 erwarb Johann Maximilian von Lamberg Burg und Herrschaft von Kaiser Leopold als Famillenelgentum. Mit diesem Besitzwechsel waren weitere bau liche Veränderungen verbunden. So wurde im Burghof ein Brunnen errichtet und mit einer Steinfigur des Lambergschen Wappentieres, dem Hund, ge schmückt. 1667 wurde ein Turm, wahr scheinlich der aus dem Nordtrakt vor springende ,,Uhrturm", erbaut. 1687 wurde auf Initiative von Franz Josef von Lamberg das schöne Gartenhaus im Schloßpark errichtet, darüber hinaus die noch recht mittelalterlich anmutende

Rechts: Die stimmungsvolle Schloßkapeile ist nicht nur ein Ort für kultureile Veranstaltungen, sondern bietet auch als Standes amt von Steyr einen entsprechenden festlichen Rahmen. Unten: Nach einer sachgemäßen Renovierung konnte der Pavillon im Schloßpark einer neuen Verwendung zugeführt werden. Darunter: Der sieben Meter tiefe und 35 Meter breite Schloßgraben schützte einst die Burg als Wehrgraben. Seit dem Umbau von 1727 führt eine Arkadenbrücke über ihn. >11 II t'T h»'» «äii "■ T ms Ifff III! I mm i£f i ! '1 Styraburg restauriert und deren Innenräume von den Malern Anton Galllardi und Karl Reselfeld mit Fresken ge schmückt. Für die Lembergs waren damals auch die Maler Degenhart und Mader I tätig. Christoph Matthäus Degenhart malte 1655 ,,den jungen Herrn Johann Philipp Grafen von Lemberg In seiner völligen (ganzen) statur zweimal". Balthasar Mader führte seine Werkstatt in einem Lambergschen Freihaus zu Steyr und geriet daher mit der Steyrer Obrig keit wegen der widerrechtlichen Ge werbeausübung in Konflikt. 1689 lieferte Mader ,,eine gemalte Schlacht". (Der Ent wurf zu einem Aitarbild aus dem Jahre 1677 befindet sich im OÖ. Landes museum und zeigt Maders künstlerische Fertigkeit.) 1710 ließ Anna Maria von Lamberg den an der Straße nach Ghristkindl liegenden Quenghof vom Steyrer Baumeister Georg Aigner durch den Zubau eines Stockes vergrößern. Das Ende der mittelalterlichen Burg brachte der katastrophale Brand im Jahre 1727, der einen Teil der Stadt einäscherte und auch die Styraburg schwer in Mitleidenschaft zog. Der Schaden wurde mit nahezu einhunderttausend Gulden beziffert, m Die Herren vom Lamberg ersetzten die m styraburg durch ein repräsentatives Barockschloß. Für die Errichtung in den Bj Jahren 1728 bis 1731 entwarf der Pas- |H sauer Architekt Domenico d'Angeli die H| Pläne, der Linzer Baumeister Johann Michael Prunner hatte die Bauaufsicht Der Grundriß des Neubaues übernahm die mittelalterliche Grundstruktur. Wie bei der Styraburg umgeben drei Haupt flügel den Hof. Im Westen schließen sich Kanzlei- und Wirtschaftsgebäude an. Da mals erhielt der nördliche Trakt einen repräsentativen Hallenvorbau in der Art des Johann Lukas von Hildebrandt. Ge genüber entstand die Schloßkapelle mit einer reich geschwungenen Fassade und stilvollen Stukkaturen im Innern. Der Stall wurde als eine barocke dreischiffige Halle auf Säulen errichtet, die lange Ost-

front durch ein prächtiges Portal und den Chor der Schloßkapelle belebt. Der ehemalige Graben, nunmehr als Wildgarten verwendet, wurde mit einer Arkadenbrücke überbaut, die gegen den Schloßpark mit einem dachlosen Rondell, geschmückt mit reichen Fensterkörben von der kunstfertigen Hand des Steyrer Schmiedes Georg Eder, abgeschlossen wurde (Eder war 1687 auch am Fisch behälter In Kremsmünster beschäftigt ge wesen.) Der heutige Schloßpark muß früher mit Plastiken geschmückt gewesen sein, denn am 17. September 1770 erhielt der bür gerliche Bildhauer Josef Schuster für das Ausbessern sämtlicher Im Hofgarten be findlichen Statuen einen Betrag von sechzig Gulden. Prächtige Ausgestaltung erfuhren die In nenräume des Schlosses, vor allem die Fürstenzimmer, die Bibliothek und die Kapelle. Der Steyrer Franz Xaver Gürtler malte 1770 das Altargemälde ,,Christus am Kreuz" für die Schloßkapelle. Dieses Bild kam nach der Profanierung Im Jahre 1938 In die Franz-Xaver-Kapelle der Vorstadtpfarrklrche St. Michael. Verdienste um die Barocklslerung der Styraburg bzw. um den späteren Umbau erwarben sich die Familienmitglieder Jo hann Philipp von Lamberg (Bischof von Passau, 1689 bis 1712) und Josef Domlnlcus von Lamberg (Bischof von Passau, 1723 bis 1761). In den Jahren 1747 bis 1750 veranlaßte Alolsla von Lamberg (geborene von Har rach) die Herstellung der Fassade des Quenghofes mit Ihren reizvollen Eckgie beln und dem sehenswerten Einfahrtstor. Schweren Schaden erlitt das nunmehrige Schloß Lamberg durch den Stadtbrand vom 21. Juni 1824. Die Beeinträchtigun gen wurden durch katastrophale Regen güsse am 15. Juli 1824 vergrößert. Das Schloß, das bisher zweistöckig war, wurde nunmehr In einem einstöckigen Bau wiedererrichtet. Der „Römerturm", dessen steiles Giebeldach von den Flam men vernichtet worden war, erhielt als Ab schluß eine mit Zinnen gekrönte Platt form. Die Styraburg als Residenz und Regie rungssitz der mächtigen Otakare war Mit telpunkt des politischen und kulturellen Lebens und wird auch In zwei mittelhoch deutschen Epen — ,,Blterolf und DIetlelb" sowie „Laurln oder der kleine Rosen garten" — erwähnt. Im späten 12. Jahrhundert war die ein stige Bedeutung der Styraburg erloschen. Die ehemaligen Dienstmannen der Ota kare zogen In die Stadt und fungierten hier als Ratsherren und Richter. Schloß und Herrschaft dienten den Gattinnen der Landesfürsten aus dem Geschlechte der Babenberger und Habsburger als Morgengabe und Witwensitz und wurden von Burggrafen bzw. Pflegern verwaltet. Die Beamten der Herrschaft Steyr hatten zunächst auch die Oberhohelt über die Stadt Steyr Inne, doch die reichen und selbstbewußten Bürger verminderten bald die Rechte und den Einfluß der Burggrafen, so daß sich die Stadt mehr und mehr von der Herrschaft trennte. 1378 wurde den Burggrafen auch die Jurisdiktion über Steyr entzogen. Da keine Verträge abgeschlossen wurden bzw. erhalten blieben, gab es bis In das 17. Jahrhundert dauernd vor allem über den Bereich des Burgfrledens Streitig kelten. Die Burggrafen bzw. Pfleger stammten vornehmlich aus dem Adel: 1284 Walter von Selsenegg, 1287 Hans von Neidegg und Im 14. Jahrhundert Wilhelm von Rohr, Johann und NIklas Scheck, Relnprecht von Wallsee, Albrecht von Otten stein und Rudolf von Wallsee. Bei der habsburglschen Teilung von 1379 kamen Burg und Stadt Steyr an Herzog Albrecht III. Im Jahre 1395 stritten Wil helm und Albrecht IV. um den Besitz. 1429 wurde ein neues Urbar der herr schaftlichen Besitzungen angelegt. La dislaus Posthumus wollte 1457 mit Ge walt die Burg an sich bringen, ein Be ginnen, das Ihm mit Hilfe des Kriegsvol kes unter Heinrich von Liechtenstein ge lang. Die Habsburger gaben später, um Ihre stets leere Geldkasse etwas aufzufül len, Burg und Herrschaft als Pfand wel ter, so Im 15. Jahrhundert an Hugo von Werdenberg, an den Landeshauptmann Relnprecht von Wallsee, den Erzblschof von Gran Johann Beckenschlager, an Kaspar von Rogendorf (1490 bis 1493), Martin von Polhelm (1493 bis 1498), Kas par von Volkensdorf (1500 bis 1503), dann neuerlich an Kaspar von Rogendorf (1503 bis 1507) und später an dessen Söhne Wolfgang und Wilhelm (bis 1532). Mit den Herrschaftsinhabern gab es dau ernd Streitigkelten, well diese meist Ihre Rechte überschritten und Ausschreitun gen Ihrer Bediensteten Schaden anrich teten. Diese Unannehmlichkeiten für die Stadt gipfelten In der Zelt der Rogendorfer, denn der Pfleger Eberhard Marschall von Reichenau (Amtszelt 1519 bis 1529) war ein besonders streitlustiger Mann. Von 1532 bis 1610 hatten durchwegs die Freiherren von Hoffmann zu Grünbichl und Strechau die Burggrafschaft Inne. Hans Hoffmann (1532 bis 1564) war eif riger Katholik und verfolgte zunächst die Anhänger des neuen Glaubens, bis er schließlich 1557 selbst Protestant wurde. Im ersten Jahr seiner Pfandschaft hatten die Güter der Herrschaft durch die Plün derungen streifender Türken viel zu er leiden. Da Hans Hoffmann Kämmerer und Rat Ferdinands I. war und sich meist an dessen Hof aufhielt, verwaltete sein Sohn Adam die Herrschaft, der er dann von 1564 bis 1573 selbst vorstand. Nach Adam Hoffmann war dessen Bruder Ferdinand von 1573 bis 1584 Pfandinha ber und Burggraf zu Steyr. Er forderte durch seinen Rentmeister Im Jahre 1576 die Stadtverwaltung auf, zur Befestigung der Schloßbrücke einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Auf Hans Adam von Hoffmann (1584 bis 1594) folgte Ludwig von Starhemberg (1595 bis 1600). Während dessen Burg grafschaft starb Im Mal 1595 In der Styra burg Herzog Johann Friedrich von Sach sen, der anfänglich zu Wiener Neustadt, dann In einem Bürgerhaus In Steyr und schließlich In der Burg gefangen gehal ten worden war. Ein Jahr später brach Im Hof der Burg ein Bauernaufstand aus, der erst Im nächsten Jahr niedergewor fen werden konnte. 1600 wurde wieder ein Vertreter des Ge schlechtes der Hoffmanns, und zwar Hans Friedrich, Burggraf. 1601 starb auf der Burg der gefangene Wolwode der Moldau Alexander. Im Jahre 1606 wurde zwi schen der Herrschaft und der Stadt Steyr ein Vertrag über strittige Punkte des Burgfrledens und der Jurisdiktion abge schlossen, eine endgültige Lösung der Probleme stellte diese Vereinbarung aber nicht dar. Auf Georg von Stubenberg (1610 bis 1614) folgten die Herren von Lamberg. Sie sollten Burg und Herrschaft als Burg grafen, Pfandinhaber und später als Eigentümer über drei Jahrhunderte lang Innehaben. Georg SIegmund von Lamberg war In dritter Ehe mit einer Tochter aus dem Veroneser Geschlecht der Scallger ver heiratet. Da diese Dame die letzte Ver treterin Ihrer Familie war, erhielt Georg SIegmund die Erlaubnis, Ihr Familienwap pen, die weiße Leiter, In seinem eigenen zu führen. Das den Lembergs eigene Wappen war ein schwarzer Hund auf goldgelbem Grund. Das ursprüngliche Wappen der Lembergs war nach Hohen eck ein durch die Mitte gespaltener Schild, dessen hinterer Teil rot, der vor dere aber In zwei blaue und zwei weiße Balken geteilt war. SIegmund war Burggraf von 1614 bis 1631. Als Im Jahre 1616 die ersten Ka puziner nach Steyr kamen, wies er Ihnen als provisorische Wohnstätte bis zur Fer tigstellung Ihres Klosters ein Haus Im Hofgarten an. Im Bauernkriegsjahr 1626 umfaßte die Burgbesatzung nur einhundert Soldaten, die sich ursprünglich gegen die aufstän dischen Bauern verteidigen wollten, über Befehl des Statthalters Herberstorff sich aber auf dem Wasserwege nach Enns ab setzen mußten. Die Bauern nahmen kampflos das Schloß ein und verjagten den Rentmeister. Johann Maximilian von Lamberg folgte als Burggraf und erhielt 1641 die Besit zungen als Pfandherrschaft. Er war Kam merherr Kaiser Ferdinands I., nahm 1634 an der Schlacht bei Nördlingen gegen die Schweden teil, wurde Reichshofrat und 1636 mit Familie und Nachkommen In den Grafenstand erhoben, erhielt 1641 die Würde eines Reichsgrafen, arbeitete als kaiserlicher Beauftragter am Westfäli schen Frieden mit und unterzeichnete ne-

I mii iiiif IIIIII ! ben Graf Trautmannsdorf den Abschluß des Dreißigjährigen Krieges. Johann Maximilian stieg weiter Im kaiser lichen Dienst auf: Hofmeister, Obersthof meister, Geheimer Rat, Gesandter In Spa nien, Träger des Ordens des Goldenen Vlieses, Obersterbiandkämmerer ob der Enns und Obersterbiandstaiimeister in Kärnten. Am 26. September 1666 wurden Johann Maximilian Reichsgraf von Lamberg Burg und Herrschaft gegen Nachlaß einer kai serlichen Schuidenforderung als Famiiieneigentum überlassen. Nach seinem Tode (1672) trat sein ältester Sohn Franz Josef das Erbe an. 1675 wurde eine ge naue Grenze zwischen Stadt und Herr schaft fixiert, die auf der Markstein beschreibung von 1651 beruhte. Endlich waren nun die Jahrhunderte andauern der Streitigkeiten zwischen Herrschaft und der Stadt Steyr beendet. Ais 1680 die Pest in Wien wütete, nahm der kaiserliche Hof für kurze Zeit Auf enthalt in der Burg. Franz Josef Lamberg wurde 1686 zum Landeshauptmann ob der Enns ernannt. 1694 erhielt er wie sein Vater den Orden des Goldenen Vlieses. 1707 wurde das Geschlecht der Lamberge In den Reichs fürstenstand erhoben. Als Franz Josef am 12. November 1712 starb, folgte der dritt geborene Sohn Franz Anton in der Herr schaft Steyr. In seine Zeit fielen der ver heerende Brand von 1727 und der Neu bau der Styraburg als Schloß. Sein Sohn Johann Nepomuk Friedrich war der letzte aus der ersten Lambergschen Linie. Die Herrschaft Steyr kam 1797 an die zweite Linie, welche von Kaspar, dem dritten Sohne Johann Maxi milians, abstammte, und zwar an Kaspars Urenkel Karl Eugen. Dieser wurde 1801 in den obderennsischen Adel aufgenom men. Karl Eugen war keine ruhige Besitzer schaft vergönnt. So mußte er die Schä den anläßlich der Einfälle der Franzosen in den Jahren 1800, 1805, 1809 und des großen Brandes von 1824 beheben. Trotzdem vermehrte er die Bibliothek und die Kupferstichsammlung durch wert volle Erwerbungen. Sein Sohn Gustav, Fürst von Lamberg, Freiherr zu Ortenegg und Ottenstein, be saß neben der Herrschaft Steyr die Herr schaften Götzendorf im Mühlkreis, Allhartsberg und Planken in Niederöster reich, Kitzbühel, Löwenberg, Kapsberg und Münichau in Tirol und ausgedehnte Besitzungen in Böhmen. Die nächsten Herren auf Schloß Lamberg waren Rudolf von Lamberg (1862 bis 1880) und Franz Emmerich von Lamberg. Um die Jahrhundertwende betrug der Besitz der Herrschaft 35.000 Hektar. Nicht nur die Styraburg der früheren Jahrhunderte war ein Zentrum der Kul tur, sondern auch spätere Inhaber und Besitzer, besonders die Herren von Lam berg, waren den schönen Künsten, wie die Umbauten zeigen, aber auch den Wissenschaften aufgeschlossen. Die Freude an schönen und wertvollen Bü chern scheint allen Vertretern dieser Fa milie eigen gewesen zu sein.

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