Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 3, 1977

Oberösterreich aktuell Die Wirtschaft Oberösterreichs und die Wirtschaftsförderungspolitik der oberösterreichischen Landesregierung Landesrat Rudolf Trauner 1. Bestimmungsgründe und Ziele der regionalen Wirtschaftspolitik Der regionalen Wirtschaftspolitik fällt die Aufgabe zu, über gesamtstaatliche Maß nahmen hinaus subsidiär jene wirt schaftspolitischen Agenden zu bewälti gen, die wegen der besonderen Struk turverhältnisse, der regionalen Differen zierungen oder der Individualität der Region oder Branche auf Landesebene erfüllt werden müssen, weil das Förde rungsinstrumentarium des Bundes seiner Ausgestaltung und Zielsetzung nach, wie die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, nur bedingt für die Be wältigung derart spezifischer Probleme geeignet erscheint. Dessenungeachtet wäre ein Überdenken der Förderungstätigkeit und der Finanzie rungseinrichtung des Bundes empfeh lenswert und ein größeres Engagement sowie eine mit dem Land Oberösterreich besser koordinierte Wirtschaftsförderung im Interesse der heimischen Wirtschaft zu suchen. In den letzten Jahren hat das Instrumentarium des Landes Oberösterreich zur Steuerung des regionalen Wachstums und zum Ausgleich von Kon junkturschwankungen sowohl eine starke qualitative als auch quantitative Auswei tung erfahren. Ziel dieser verstärkten regionalpoliti schen Aktivitäten ist es, die wirtschaft lichen Verhältnisse in Gebieten, in denen die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Verhältnis zum Landesdurchschnitt we sentlich zurückgeblieben sind oder in denen ein derartiges Zurückbleiben be fürchtet werden muß, durch den Ausbau gut ausgestatteter zentraler Orte sowie durch die Erhaltung oder Schaffung einer ausreichenden Anzahl von gesicherten Erwerbsmöglichkeiten zu verbessern und die Krisenfestigkeit der oberösterreichi schen Wirtschaft weiter zu erhöhen. 2. Entwicklung der oberösterreichischen Wirtschaft Die Wirtschaftsentwicklung und das Wirt schaftswachstum unseres Bundeslandes werden sowohl von naturräumlichen Gegegebenheiten und historischen Entwick lungen als auch von sozio-ökonomischen Einflußfaktoren bestimmt. In nicht ganz zwei Jahrzehnten (zwischen 1938 und 1955) ist es Oberösterreich ge lungen, sich von einem Agrarland mit relativ bescheidenem Industrialisierungs grad zu einem der wichtigsten Produk tions- und Dienstleistungsgebiete Öster reichs zu entwickeln. Die Industriebeschäftigung hat sich in diesen 17 Jahren in Oberösterreich an nähernd vervierfacht, während sie sich im Bundesdurchschnitt nur verdoppelt hat. Dieser rasche Industrialisierungsprozeß wurde gegen Ende der fünfziger Jahre abgeschlossen und Oberösterreichs Wirt schaft folgte seither dem gesamtöster reichischen Wachstumspfad. In den letzten 20 Jahren stieg der Geld wert der in Oberösterreich erzeugten Gü ter und Leistungen (das nominelle In landsprodukt) auf das 6,2fache, im ge samten Bundesgebiet auf das 5,9fache. Unser Bundesland ist heute ein Industrie land mit einer hohen Agrarquote und einem durchschnittlich entwickelten Dienstleistungssektor. Aufgrund einer eingehenden Analyse der Wirtschaftsstruktur und -funktionen las sen sich unter Berücksichtigung natur räumlicher Komponenten sechs Wirt schaftsräume abgrenzen. Es sind dies: — oberösterreichischer Zentralraum, — Vöckla-Ager-Zone, — oberösterreichisches Seengebiet, — Krems-Steyr-Enns-Zone, — Inn- Hausruckviertel, — Mühlviertel. Die Wirtschaftskraft des Landes konzen triert sich im oö. Zentralraum. In diesem wirtschaftlichen Kernraum, der aus den Städten Linz, Wels und Steyr gebildet wird, werden rund zwei Drittel der ge samten oö. Wertschöpfung hervorge bracht und sind 60 Prozent der unselb ständig Erwerbstätigen in der gewerb lichen Wirtschaft beschäftigt. Mit einigem Abstand folgen das InnHausruckviertel und die Vöckla-AgerZone mit jeweils rund 10 Prozent Anteil an der gesamten industriellen Produk tion Oberösterreichs sowie das oö. Seen gebiet mit 7 Prozent, das Mühlviertel mit 3,3 Prozent und die Krems-Steyr-EnnsZone mit etwa 2 Prozent. Betriebe und Betriebsstruktur der gewerblichen Wirtschaft von Oberöster reich nach Sektionen Die gewerbliche Wirtschaft unseres Bun deslandes ist klein- und mittelbetrieblich strukturiert. 99 Prozent der oö. Betriebe haben weniger als 100 Mitarbeiter, wobei Sektionsweise Betriebsstruktur (August 1976) Betriebe mit Beschäftigten Summe der Betriebe Anzahl d. unselbst. Erwerbst. Sektion 5-19 20-99 100-499 500 u. m. Gewerbe Industrie Handel GKV Verkehr Fremdenverkehr 5.796 598 *) 4.629 110 1.590 3.402 4.839 342 4.095 252 846 2.035 3.317 359 1.577 199 284 498 83.684 143.601 44.598 9.317 8.909 10.508 14.791 2.070 10.697 642 2.803 6.008 00. gewerbliche Wirtschaft 16.125 12.409 6.234 1.846 37.011 300.617 Struktur 43,6 % 33,5 % 16,4 % 100 % ) mit Sageindustrie

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