P. Placidus Fiximiiiner, erster Direktor der Sternwarte Kremsmünster P. Ansgar Rabenalt O.S.B. Geboren am 29. Mai 1721 zu Achleuthen, vier Kiiometer von Kremsmünster. Sein Vater war der Bruder des Abtes Aiexander Fiximiiiner, des Erbauers der Stern warte. Seine phiiosophischen Studien machte er an der Universität Saizburg, wo die Aristoteiische Phiiosophie gelehrt wurde. Von seinem Lehrer Berthoid Vogl — später Abt von Kremsmünster — auf gemuntert, widmete er sich privatim der Leibnizschen Philosophie, Experimentaiphysik und besonders der Mathematik nach Woifs ,,Auszug aus den mathemati schen Wissenschaften" und anderen grö ßeren Werken. 1737 promovierte er zum Doktor der Phiiosophie. Im selben Jahre trat er in das Stift Kremsmünster als Novize ein und erhieit den Namen Piacidus. Die freie Zeit, die ihm neben seinen Ordenspfiichten verblieb, widmete er auch weiterhin dem Studium der Mathe matik und neueren Phiiosophie. 1740 bis 1745 weiite er abermais in Salzburg, um seine theoiogischen Studien und Rechts studien zu absoivieren. 1745 promovierte er dort zum Doktor der Theoiogie. Im Juni desseiben Jahres wurde er zum Priester geweiht. Anschließend wurde er Lehrer des Kirchenrechtes an der 1744 gegründeten Akademie seines Heimat klosters. 1748 wurde er daselbst Dekan der höheren Schulen, ab 1750 trug er auch Geschichte vor. 1756 wurde er Re gens der adeiigen Akademie und stand damit an der Spitze der Unterrichts- und Erziehungsanstalten des Stiftes. Alle diese Ämter bekleidete er bis zu seinem Tode. Erst gegen 1761 wendete er sich der Astronomie zu. 1762 ernannte ihn sein früherer Lehrer, der nunmehrige Abt Berthold Vogl, zum Astronomen des Stif tes. Vor aiiem bemühte sich Fiximiiiner, eine gute astronomische Bibiiothek an zulegen, die Werke de La Landes sind die ersten, die er anschaffte und eifrigst studierte. Seine astronomische Tätigkeit erstreckte sich auf nahezu 30 Jahre bis zu seinem Tode. Er schrieb französisch und iateinisch so gewandt wie deutsch. Er befaßte sich auch mit musikalischen Kompositionen, die alle im Stiftsarchiv aufbewahrt sind. Kurz vor seinem Tode erhieit er noch die freudige Nachricht, daß Kaiser Leopold II. die Dedikation seines letzten Werkes der ,,Acta Astronomica Gremifanensia" angenommen hatte. Seine Verdienste um die Theologie fanden Anerkennung durch seine Ernen nung zum Apostolischen Notar im Jahre 1760. Am 27. August 1791 starb er. Seine astronomischen Beobachtungen machte er auf insgesamt 104 losen Blät tern in Folio. Alle Berechnungen führte er doppelt aus, um Fehler auszuschlie ßen. Die Resultate wurden mit voraus berechneten Tabellen anderer Beobach ter verglichen und die Tabellen dadurch verbessert. Seine Beobachtungen um fassen: De steiiis fixis, de sole, de luna, de Saturno et sateliitibus eius und schließlich die Bahn des neu entdeckten Uranus. Seine laufenden Arbeiten und Beobachtungen schickte er an Maximilian Hell, Johann Bernouiii, Bode und de La Lande. Ais Instrumente für seine Beobachtun gen standen ihm zur Verfügung: ein zweischuhiger Quadrant, ein dreischuhiger Quadrant von Brander, ein parailaktisches Instrument aus Paris, ferner zwei Pendeluhren aus Augsburg und Paris. Nach seinen Angaben wurden vom Me chaniker der Sternwarte verfertigt: ein Passageninstrument, ein vierschuhiger Quadrant, ein neunschuhiger Zenitsektor, ein parailaktisches Instrument, zwei neunschuhige Mauerquadranten. Schließ lich kaufte er noch ein zehnschuhiges achromatisches Fernrohr von Doiiond in London und ein Spiegelteleskop von Brander in Augsburg. Damit war die Sternwarte, an der Fiximiiiner arbeitete, wohl eine der bestausgerüsteten jener Zeit. Fiximillners Beobachtungen im Detail: 1. Bestimmung der geographischen Lage der Sternwarte, um mit anderen Stern warten gemeinschaftliche Arbeiten unter nehmen zu können: Seine Beobachtung der Poihöhe ist nur um zwölf Bogen sekunden im Vergleich mit dem heutigen Wert zu groß. Die geographische Länge bestimmte er mit Hilfe der Sonnenfinsternis am 1. April 1764 und verglich seine Beobachtun gen mit denen von London, Madrid und Berlin. Durch Bestimmung dieser beiden Koordinaten konnte er die bedeutend fehlerhafte Lageeinzeichnung Krems münsters in den damaligen Karten nach weisen und verbessern. Von Kremsmün ster aus wurde dann auch die geogra phische Lage der Hauptstadt Oberöster reichs, Linz, bestimmt. 2. Beobachtungen der Sonne: Aus den Beobachtungen der Sonnenfinsternisse vom 1. April 1764, 3. Juni 1769 und 22. März 1773 wurden die Fehler der Clairautschen und Mayerschen Mond tafeln berechnet und diese Tafein ver bessert. Aus den Beobachtungen der Sonnenflecken wurden die Neigung des Sonnenäquators sowie die mittlere Um drehung der Sonne um ihre Achse be rechnet. 3. Beobachtungen des Mondes: Aus den Finsternissen berechnete er die Fehler der vorhandenen Mondtafein und aus Sternbedeckungen die geographische Lage der Sternwarte Kremsmünster. 4. Kometen: Nur zwei beobachtet, da seine Fernrohre zu iichtschwach waren. 5. Fixsterne: Bestimmte die Positionen mehrerer Fixsterne, die noch in keinem Katalog enthalten waren, und berichtigte u. a. falsche Angaben in Katalogen. 6. Selbständige Berechnungen: a) Berechnung der Sonnenparailaxe aus dem Venusdurchgang 1769: Aus ihm zur Verfügung stehenden Beobachtungen be rechnete er nach einer von ihm erdach ten Methode die Parallaxe zu 8",66 (heutiger Wert: 8",79). b) Berechnung der Bahn des Uranus: Schon Ende 1781 zweifelte er an der von den Astronomen als kreisförmig angese henen Bahn. Auch hier ging Fiximiiiner seine eigenen Wege (enthalten in den ,,Acta Astronomica" und teilweise im Berliner Jahrbuch für 1788 pg 197—199). Selbstverständlich mußte er seine Be obachtungen mehrmals wiederholen und verbessern, bis er Elemente erhielt, die den bis dahin beobachteten drei Opposi tionen entsprachen. Ais weiter zurück liegende Positionen des Planeten, den man zuerst für einen Fixstern angesehen hatte, bekannt wurden, verbesserte Fixi miiiner danach seine eigenen Berechnun gen ein zweites und drittes Mal. Diese teilte er 1784 in den Berliner Ephemeriden für das Jahr 1787 mit. Er berechnete nun selbständige Tafeln, die 1787 mit allen dazugehörigen Unter suchungen in den Wiener Ephemeriden veröffentlicht wurden. Auch Bode ver öffentlichte sie 1789 in seinem Jahrbuch. Fiximillners Tafeln übertrafen alle bis da hin berechneten an Genauigkeit. Er er hieit dafür Anerkennungsschreiben von allen bedeutenden Astronomen der da maligen Zeit. Fiximiiiner war nicht nur ein eifriger Be obachter und genauer Rechner, sondern auch ein scharfsinniger und erfinderi scher Theoretiker. Seine Tätigkeit er streckte sich auf den Bau von Instru menten, ihre Theorie, Mittel, ihre Fehler durch Rechnung zu beseitigen, aber auch auf die genauere Berechnung astrono mischer Erscheinungen und auf die Ge winnung einfacherer Formein für diese
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