Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 3, 1977

Valentin Preuenhueber und Steyr Valentin Preuenhueber war einer der berühmtesten Geschichtsschreiber der Eisenstadt Steyr. Darüber hinaus wird er zu den wichtigsten Historiografen Österreichs gezählt. Valentin Preuenhueber stammte aus der Obersteier mark. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Preuenhuebers Vater mußte wegen seines protestantischen Glaubens 1600 die Heimat verlassen. Der Sohn Valentin blieb zeitlebens dieser Konfession verbunden. Nach einer hochstehenden Ausbildung — wahrscheinlich in Graz — trat er zwischen 1607 und 1612 in den Dienst der Eisenstadt Steyr. 1619/20 wurde er als Schreiber in der ,,Stadtgerichtsregistratur-Expedition" bezeichnet. Im letztgenannten Jahr heiratete er eine reiche Bürgerstochter und stieg zum Sekretär der Eisen gewerkschaft auf. Im Juli des Bauernkriegsjahres 1626 führte er im Auftrag des Stadtrichters Wolf Madlseder das Protokoll der Ständeversammlung in Steyr. 1627 wohnte er in einer von der Eisen gewerkschaft zur Verfügung gestellten und im Hause Stadtplatz Nr. 15 befindlichen Dienstwohnung. Eigen tümlich besaß er einen ,,Hof vor dem Gilgentor" (heute Leopold-Werndl-Straße Nr. 48). 1623 mußte Preuenhueber als Protestant Steyr ver lassen. 1630 und 1631 weilte Valentin Preuenhueber in Regensburg, von 1636 bis zu seinem Tode war er Oberpfleger der Herrschaft Salaberg/Niederösterreich. Valentin Preuenhueber wurde am 7. April 1642 in Haag beigesetzt. Sein wichtigstes Werk sind die in den Jahren 1625 bis 1630 geschriebenen Annales Styrenses'. Mit anderen Werken — Castrum Styrense, Alt-Steyermarck, Histo rischer Catalogus und der Genealogia Polhaimiana — sind die Annaien 1740 bei Johann Adam Schrnidt zu Nürnberg herausgegeben worden. Eine Arbeit mit dem Titel ..Steyerische Fürsten . . ." aus dem Jahre 1637 liegt als Handschrift in der Osterreichischen Nationalbibliothek. Einige Werke sind von seinem Sohn Valentin Preuenhueber fortgesetzt, vollendet und heraus gegeben worden. Valentin Preuenhueber plante auch eine Genealogie des oberösterreichischen Adels. Die Vorarbeiten und Materialien werden im 00. Landesarchiv verwahrt. In seinen Werken, vor allem in den ,,Annales", die bis zum Tode Matthias' (1619) reichen, war Steyr und seine Geschichte im Mittelpunkt der Preuenhueberschen Beschreibung. Univ.-Prof. DDr. Karl Eder wandte ein Goethe-Wort für Preuenhuebers Arbeit an: ,,Er sammelte im kleinsten Punkt die höchste Kraft, dieser Punkt heißt Steyr." Vor allem für das Recht, die Verfassung und Wirtschaft stellen die ,,Annales" eine reiche und stichhaltige Quelle dar. Als Protestant beschreibt er auch den Streit der Konfessionen im Gegensatz zu den Katho liken Wolfgang Lindner und Jakob ZetI überraschend sachlich. Seine Darstellung ist knapp, aber auch mit scherz haften Wendungen gewürzt. Preuenhueber war auf historische Wahrheit bedacht. Davon zeugen die Un zahl der benutzten Quellen und der reiche Schrift verkehr mit protestantischen und katholischen Krei sen. So hält die Schilderung der bewegten und teil weise selbst erlebten Geschichte der Reformation und Gegenreformation in Steyr durch Valentin Preuen hueber auch strenger Kritik stand. Die letzten Ereig nisse waren für Preuenhueber Zeitgeschichte, ein Gebiet, dessen Darstellung auch heute nicht geringe Probleme aufwirft. So schreibt Preuenhueber: ,,Weil es doch sicherer ist, alte Geschichte auf-(zu)zeichnen als neue, gegenwärtigen Händel (zu) beschreiben!" Johann Adarii Schmidt bemerkte in seiner Vorrede zur Nürnberger Ausgabe, anno 1740: ,,pu magst dein Auge nun auf die Treu' und Redlichkeit der Erzählung oder auf den Fleiß und Gründlichkeit der Arbeit richten!" Die .,Annales Styrenses" des Valentin Preuenhueber waren die erste Stadtgeschichte Oberösterreichs und überragten durch genaue Quellenforschung und ge wissenhafte Darstellung alle damaligen historioqrafischen Leistungen. Dr. Volker Lutz Auskünfte über kulturelle Veranstaltungen; Kulturamt der Stadt Steyr, Tel. 0 72 52/39 81/432, Volkshochschule der Stadt Steyr, Tel. 0 72 52/39 81/431. Weitere Informationen bzw. Prospekte: FremdenverkehrsverbandSteyr, Tel. 0 72 52/32 29. Alle 4400 Steyr, Rathaus. Der ,,lnnerberger Stadel" am Grünmarkt zu Steyr (heute Heimathaus) wurde von der Stadt Steyr als Getreideund Salzspeicher errichtet, 1613 vollendet, kam am 8. Dezember 1628 an die Innerberger Hauptgewerkschaft, deren Sekretär der Geschichtsschreiber Valentin Preuenhueber war. Titelblatt der ,,Annales Styrenses" von Valentin Preuenhueber, die 1740 bei Johann Adam Schmidt in Nürnberg ediert wurden. Valentin IPreucn|uc6erg ANNALES STYRENSES, Ennsseitige Fassade des Hauses Stadtplatz Nr. 15 in Steyr, in dem Valentin Preuenhueber von 1625 bis zu seiner Emigration im Jahre 1627 wohnte. BWl 3ut,n6tl)igcn etldutEtung lln^®tcl)Cl1fcf)cuScfWtl:n. , , auJ bct 0tirtt 6t(i)ct uralten Archiv unb anhttn älauth roül&iacn Urflintxn , Aftis hiiblicis Ulli) bmätule« Fonnbus, mit brtontitin gltip »ttfaffrt. kl "vS 'iöetUgti äctjßnn AnnoChrilH MDGCXL 1 Ii

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