Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 3, 1977

Das mineralogische Kabinett in der Sternwarte von Kremsmünster Erich J. Zirkl „Was bis beiläufig 1780 an Mineralien und Versteinerungen theils in der Gegend selbst, theils durch Kauf oder Geschenke erworben worden, war mehr Sache des Zufalls, einzelne Partien reichlich, an dere lückenhaft oder gar nicht vertreten." Das schreibt P. Sigmund Feiiöcker 1864 im Anfang seiner ,,Geschichte der Stern warte". Tatsächlich weiß man auch heute nicht sehr viel über den Bestand an Mineralien in der Naturalien-Sammlung des Stiftes Kremsmünster vor dem Jahre 1782. ,,Den Grund zu einem wissenschaftlichen Gabinete legte Abt Erenbert Meyer erst um das Jahr 1782 durch Erwerbung der systematischen Mineralien- und Petrefacten-Sammlung Roger's von Ruters hausen in Linz; dieselbe dürfte eine der bedeutendsten Privat-Sammlungen in Deutschland gewesen sein ..." Von nun an wuchs die Sammlung sehr rasch. Die Sammeltätigkeit wurde viel leicht auch noch dadurch angeregt, daß Abt Erenbert Meyer 1784 eine eigene Lehrkanzel für Mineralogie an der da mals noch bestehenden Ritterakademie eröffnete. Als erster außerordentlicher Professor für Mineralogie wurde vom Abt sein junger Namensvetter Erenbert Rich ter ernannt, ,,der aber viel naturhistori sches Genie" und schon seit einigen Jah ren ,,die Aufsicht über die NaturalienSammlung des Herrn Prälaten (in der sogenannten Sommerabtei) hat" (Ritter von Moll 1782). Abt Wolfgang Leuthner ließ die gesamte Sammlung (die inzwischen auf etwa 4000 Objekte an Mineralien, Gesteinen und Fossilien angewachsen war) im Jahre 1803 mit den dazugehörigen spätbarokken Kästen in das 3. Stockwerk der Sternwarte übertragen. Eine intensivere wissenschaftliche Tätig keit beginnt allerdings erst mit P. Basilius Schönberger, der zwei Jahre in Wien Theologie studierte, gleichzeitig aber auch Vorlesungen über Botanik und vor allem bei Friedrich Mohs über Mine ralogie hörte. Der Einfluß von Mohs war so stark, daß P. Basilius ,,alsbald auch über die Mineralien-Sammlung der Stern warte ging" und versuchte, ,,freilich sehr im Kleinen, die kurz vorher von Mohs selbst neu aufgestellte k. k. Hof-Mineralien-Sammlung in Wien nachzuahmen" (P. S. Feiiöcker). Wie sehr an der Vervollkommnung der Sammlung gearbeitet wurde, geht allein schon daraus hervor, daß zwischen 1832 und 1842 weit über 300 Gulden zum An kauf von Mineralien und Kristallmodellen ausgegeben werden durften. Aber auch Spenden trafen bereits reichlich im Stifte ein. Leider ist P. Basilius Schönberger, nur 43jährig, am 8. Juli 1850 plötzlich ge storben. Viele seiner geplanten Vorha ben blieben dadurch unerfüllt. Inzwischen wirkte bereits P. Sigmund Feiiöcker als Adjunkt in der Sternwarte (1840 bis 1850), der nach dem Tode Schönbergers mit unvorstellbarem Fleiß an den Sammlungen weiterarbeitete. Er hat eine umfangreiche Kristallsammlung angelegt, die im wesentlichen noch bis zur Neugestaltung 1974/77 In einer der beiden Tischvitrinen bestand. Von zahl reichen Gönnern und Freunden des Stif tes wurden Jahr für Jahr neue Stücke in die Sammlung einverleibt, inventarisiert, von Feiiöcker mit ausführlichen Bemer kungen versehen und zum Teil in die Schausammlung eingereiht, so daß die Vitrinen durch ihre Fülle bald sehr un übersichtlich wurden. Unter P. Leonhard Angerer, also zwischen 1902 und 1934, wurde die Hauptsamm lung der chemischen Systematik von G. Tschermak angepaßt. Die schon seit P. Basilius Schönberger übliche Art der Aufstellung mit ovalen, schwarz gestri chenen Holzkiötzchen als Unterlage für die Mineralstücke wurde beibehalten. Um

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