Aber auch in anderen Gebieten wurde eifrig gesammelt. Es wurden von einigen Patres' vor allem viele Insektensamm lungen angelegt. Es wurden dafür auch kostspielige Kästen angefertigt und die einschlägige Literatur gekauft. Durch Tausch wurden auch herrliche Exoten er worben. Die Vogelsammlung, ebenfalls seit jeher ein beliebtes Gebiet, hat vor allem P. Ul rich Hartenschneider^ sehr gefördert und dafür gesorgt, daß die Neuerwerbungen, die zum Teil von den Stiftsjägern kamen, sorgfältig präpariert wurden. Sehr be achtlich sind hier Geschenke und An käufe von Exoten. Nicht weniger interessant waren die Sammlungen auf dem Gebiet der Physik und Chemie. Das physikalische Kabinett zeigt, wie man auch nach der Auflösung der Ritterakademie (1789) am Lyceum durch Experimente Bestes leistete. Vor allem muß hier nochmals P. Benno Waller genannt werden, den man deshalb nach Linz berufen wollte. Nach ihm hat P. Gre gor Haslberger (t 1859) das Niveau ge halten. Von ihm ist vor allem die Arbeit über das Mikroskop und seine Verwen dung wichtig. Für die Chemie soll P. Gott hard Hofstädter (t1864) genannt wer den. Schon P. Bonifaz Schwarzenbrun ner wollte eine Sammlung der neu ent deckten Metalle anlegen'. Hofstädter hat dann ein chemisches Laboratorium im Erdgeschoß der Sternwarte eingerichtet und eine Drogensammlung angelegt, die u. a. viele chemische Präparate enthielt. P. Gotthard Hofstädter war aber auch ein großer Botaniker und hat zusammen mit anderen Stiftsgeistlichen und Freunden (darunter der Stiftsarzt Dr. Siegmund Pötsch) die Grundlage für unsere Her barien gelegt. Das Naturhistorische Museum Eine dritte Phase der Naturwissenschaf ten in Kremsmünster soli durch einen Aufsatz von P. Anselm Pfeiffer charakteri siert werden, den dieser für die Fest schrift zum 50jährigen Jubiläum der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien im Jahr 1902 mit dem Titel ,,Die naturhistorischen Museen des Stiftes Kremsmünster" geschrieben hat'. Damit zeigt sich vor allem eine Wende zur Gliederung in zwei große Abteilungen. Die eine (man könnte sie physikalisch-astronomische Abteilung nennen) wurde von den Mathematikpro fessoren betrieben. Sie stellten die Direk toren der Sternwarte, denen meist junge Adjunkten beigegeben waren. Sie arbei teten neben der Astronomie an meteoro logischen und anderen Aufzeichnungen von geophysikalischen Daten. Es soll dar auf im folgenden näher eingegangen wer den. Die zweite Abteilung bildet sozu sagen das naturhistorische Gegenstück. Für sie wurde 1881 mit P. Anselm Pfeiffer ein eigener Kustos eingesetzt, der sich um die Betreuung und Bearbeitung der vielseitigen Sammlungen zu kümmern hatte. Sie wurden in einzelne Kabinette getrennt und ständig vermehrt. Der Zu wachs kam zum Teil wieder von Mitbrüdern^° und Gönnern'L Für die Botanik erhielten wir die ,,Flora exsiccata AustroHungarica", für die Mineralogie unsere schönsten Stücke, die Edelsteinsamm lung und die Meteoriten'. Die Paläonto logie erhielt herrliches Material''. Mit dem Anwachsen der Sammlungen waren aber auch wissenschaftliche Bearbeitun gen verbunden, die eine Reihe von Publi kationen zeitigten. Auch die Drogen sammlung wurde vergrößert. P. Anselm persönlich hat vor allem eine vollständige Sammlung der oberösterreichischen Schnecken und Spinnen und die Kolibri sammlung angelegt. Das alles ist sehr schnell hingesagt, lebt aber nur auf dem Fundamient des Fleißes und der freundlichen Verbundenheit zwi schen Lehrern und Schülern. Die Schuitätigkeit war überhaupt für die naturwissenschaftliche Entwicklung bei uns von großer Bedeutung. P. Anselm nennt die ,,aufgespeicherten reichen Na turobjekte, vorzüglich dem Unterricht ge widmet, geistiges Eigenthum der in Kremsmünster studierenden Jugend". Es ist sehr interessant, wenn man die Ob jekte der ,,zootomischen Übungen" und die Themen der Schulreferate, die er ver anstaltete, mit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit vergleicht. Auch sein Nachfolger P. Leonhard Ange rer wirkte sehr fruchtbar in diesem Sinne weiter. Er hat große Verdienste um die Kryptogamensammlung" und um die Er forschung der Eiszeitgeologie des Kremsmünsterer Raumes" und die Bearbei tung unserer reichen Höhlenbärfunde". Große Förderung konnte die Sternwarte von Abt Leander Ozerny erfahren. Er selber war Dipterologe von Weltruf. Er kaufte das vielleicht schönste Stück in der Sternwarte: den Stenopterygius quadriscissus Quenstedt. Hier haben wir ein ausgezeichnetes Exemplar eines Ichthyosauriers von Holzmaden, das 1904 von Hauff erworben wurde. Zum Schluß soll noch die Mühe beider Kustoden um den Botanischen Garten er wähnt werden. Er wurde 1889 von P. An selm Pfeiffer angelegt und ist leider in der Zeit der Aufhebung des Stiftes voll kommen verwildert und wurde schließ lich ganz aufgelassen. 200jähriges Jubiläum 1958 Dr. P. Ansgar Rabenalt, der derzeitige Direktor der Sternwarte, schrieb 1958 eine ,,Geschichte der Sternwarte von Kremsmünster. Eine kurze Zusammen fassung anläßlich des 200jährigen Jubi läums" (Jahresbericht des Gymnasiums 1958). Er schildert hier die neueste Ge schichte sehr knapp und geht verständ licherweise auf die naturhistorische Ab teilung wenig ein. Es kann in dieser Phase mit einer wissenschaftlichen Groß tat auf dem Gebiet der Astronomie auf gewartet werden. Im Jahr 1908 konnte nach langer Planungsarbeit das neue Meridianhaus im Hofgarten eingeweiht werden. Es wird aber auch wehmütig festgestellt, daß durch verschiedene Um stände dieses große Werk nie richtig zum Tragen kam". Der Schwerpunkt der Beobachtungsarbeit an der Sternwarte hat sich jetzt ganz auf Meteorologie und geophysikalische Er scheinungen veriegt. Neben dem schon erwähnten Erdmagnetismus wurde auch die Erdbebenbeobachtung intensiviert, die schon 1898 unter P. Franz Schwab begonnen wurde. Heute besitzt die Stern warte ein äußerst empfindliches Gerät und steht mit der Zentralanstalt in Ver bindung. Auch die Luftelektrizität wurde durch längere Perioden beobachtet und aufgezeichnet". Es wurden auch von P. Franz Schwab Forschungen über die Quellen von Kremsmünster angestellt. Als besonderes Ereignis dieses Jubi läums muß erwähnt werden, daß das hohe Observatorium im 6. Stockwerk der Sternwarte als Museum eingerichtet wurde. Im „Astronomischen Kabinett" sind jetzt die alten Instrumente, Sonnen uhren und Globen zusammen mit den Bildern der Astronomen als Zeugen einer großen Vergangenheit ausgestellt. Zukunftsaussichten Diese Vergangenheit, die bisher relativ ausführlich beschrieben wurde, ist auch für die Gegenwart lebendig. Für die Jubi läumsausstellung 1977 wurden die Samm lungen nicht nur publikumswirksam auf gestellt, sondern auch fachlich revitalisiert. So findet der Stiftsbesucher eine eindrucksvolle Demonstration der natur-
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