Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 3, 1977

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Historische Kunst Die Sternwarte von Kremsmünster Dr. P. Jakob Krinzinger O.S.B. Naturwissenschaften in Kremsmünster Dr. Erich J. Zirkl Das mineralogische Kabinett in der Sternwarte von Kremsmünster Dr. P. Ansgar Rabenalt O.S.B. P. Placidus Fiximillner, erster Direktor der Sternwarte Kremsmünster Dr. Wilfried Lipp Gotische Hallenkirchen in Oberösterreich 39 Kunst der Gegenwart 15 Dr. Hertha Schober Josef Wimmer — Avantgardist und Restaurator aus dem Mühlviertel 49 21 Oberösterreich aktuell Landeskunde Prof. Herbert Erich Baumert Sieben JahrhundertKeommunal heraldik in Oberösterreich — Vom sigillum civium zum Wappenrecht in der oö. Gemeindeordnung 23 Landesrat Rudolf Trauner Die Wirtschaft Oberösterreichs und die Wirtschaftsförderungspolitik der oö. Landesregierung Bücherecke 53 69 Denkmalpflege Dipl.-Ing. Gerhard Sedlak Weipersdorf — Denkmalpflege in einer Landkirche 29 Kulturzeitschrift Oberösterreich 27. Jahrgang, Heft 3/1977 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag: Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: Oö. Landesverlag Linz; sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 72 22) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 178.-; Einzelverkaufspreis: S 55.—. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) ümschlagbild: Motive aus derSternwarte Krems münster: Porträt P. Placidus Fiximillner, daneben von oben nach unten: Astronomisches Kabinett, Himmelsglobus 1628, Xylothek (Eiche), Inka-Kakadu (Australien). Aufnahmen: Hofstetter, Gestaltung: Herbert Friedl.

Kulturzeitschrift Mit dem Schwerpunktthema „Die Stern warte von Kremsmünster" möchte die Redaktion der Zeitschrift „Oberöster reich" auf dieses weithin sichtbare ba rocke Wahrzeichen von Kremsmünster hinweisen. Im Stiftsführer, der für die Landesausstellung ,,1200 Jahre Krems münster" herausgegeben worden ist, wird auf die Bedeutung dieser Sehens würdigkeit, die wohl einmalig in Öster reich ist, hingewiesen: ,,Schon lange galt es als ein Desideratum, dieses natur wissenschaftliche Museum aus der Ba rockzelt In seiner historischen Konzep tion der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Die Aufgaben des Klosters in der Gegenwart haben dieses öster reichische Unikat in den Schatten, ja an den Rand gerückt. Es darf als Geburts tagsgabe des Landes öberösterrelch be zeichnet werden, daß die Sternwarte revitalisiert werden konnte." Die Neuaufstellung ist wie folgt ge gliedert: 1. Stock: Geologisches und Paläontolo gisches Kabinett, 2. Stock: Mineralogisches Kabinett, 3. Stock: Physikalisches Kabinett, 4. Stock: Zoologisches Kabinett, 5. Stock: Anthropologisches Kabinett, 6. Stock: Astronomisches Kabinett, 7. Stock: Kapellenzimmer. Aus der Fülle der Themenmöglichkeiten wurden drei herausgegriffen. Dr. P. Jakob Krinzinger gibt einen Über blick über die reiche naturwissenschaft liche Forschungstätigkeit, die in Krems münster seit Erbauung der Sternwarte geleistet worden ist. Diese Überschau bietet ein Gegengewicht zu der bestens bekannten geisteswissenschaftlichen Stellung dieser altehrwürdigen Benedik tinerabtei im oberösterreichischen Kultur leben. Dr. Erich J. Zirkl, Universitätsprofessor In Graz, behandelt die ,,Neuaufstellung des mineralogischen Kabinetts". Seine Abhandlung ist stellvertretend für die an deren Kabinette zu verstehen. Sie gibt einen eindrucksvollen Einblick in den Reichtum der Sammlungen. Über das Geologische und Paläontolglsche, Physi kalische, Zoologische, Anthropologische und Astronomische Kabinett könnten gleichwertige Darstellungen gebracht werden. Hier eröffnet sich eine Aufgabe für die Zukunft. Dr. P. Ansgar Rabenalt, derzeitiger Direk tor der Sternwarte, schildert eines der vielen Lebensbilder, die mit dem ,,Mathe matischen Turm" (auch eine Bezeichnung der Sternwarte) in Zusammenhang stehen. In den folgenden Fachsparten werden interessante kulturelle Fragen ange schnitten. In der Sparte ,,Landeskunde" kommt der bekannte oberösterreichische Heraldiker Herbert Erich Baumert zu Wort. Sein Auf satz ,,Sieben Jahrhunderte Kommunal heraldik in öberösterrelch" wird beson ders die Heimatforscher interessieren und anregen. In der Sparte „Denkmalpflege" behandelt Dipl.-Ing. Gerhard Sedlak vom Bundesdenkmalamt Linz die Filialkirche Weigersdorf Im Kremsmünsterer Raum. Mit dieser Abhandlung soll auf die Wichtig keit unserer Filialkirchen im Lande hin gewiesen werden. Sie bestimmen weithin das kulturelle Landschaftsbild Oberöster reichs. Dr. Wilfried Lipp, ebenfalls im Bundesdenkmalamt Linz tätig, zeigt mit seinem Aufsatz ,,Gotische Hallenkirchen in Öber österrelch" auf, wie viele Fragen in der lokalen Kunstgeschichte noch zu be arbeiten wären. Unsere Leser werden viele Hinweise für Kulturausflüge finden. Die ,,Kunst der Gegenwart" ist diesmal mit dem Maler Josef Wimmer vertreten, einem Einzelgänger, den Dr. Hertha Schober In seiner Mühlviertler Einschiebt besucht hat und den sie unseren Lesern vorstellt. ,,öberösterrelch aktuell" Ist der Wlrtschaftsförderungspolltik der oö. Landes regierung gewidmet. Berufener Autor ist Landesrat Rudolf Trauner, der auf die sem Gebiet unermüdlich tätig ist.

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Linke Seite: Links oben: Die Sternwarte von Kremsmünster nacti der Restaurierung 1974—1977. Aufnahme: E. Widder Rechts oben: Modell einer früheren Planstufe der Sternwarte nach Anselm Desing, dem Planer, zwischen 1747 und 1749. Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Desing) Darunter: ,,Die Sternwarte zu Kremsmünster" Georg Riezimayr, 1836. Aufnahme: M. Eiersebner Sepiazeichnung von Darunter: Detail von der Stuckdecke des Franz Joseph Ignaz Holzinger, 1768, im 4. Stock, Zoologisches Kabinett, ehemals Bildersaal. Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Kirchhof) ? n i Oben (Seite 3): Aufgang zum Zoologischen Kabinett, Johannes-Kepler-Statue von Franz Xaver Keller, 1779. Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Kirchhof)

Naturwissenschaften in Kremsmünster P. Jakob Krinzinger O. S. B. Einleitung Wenn man von der Sternwarte Krems münster hört, denkt jeder zunächst an Astronomie und ist überrascht, daß das Gebäude so riesig groß ist. Dieses Heft wird dem Leser kiar machen, daß es bei diesem „Mathematischen Turm" nicht nur um eine Sternwarte im eigentiichen Wortsinn geht, sondern um ein Gebäude, das den Naturwissenschaften gewidmet ist. Ursprünglich war der Zweck noch weiter gefaßt; es solite ein „Musäum", eine Stätte aller Musen sein. Darauf wird später noch eingegangen. Dieser Beitrag soll vor allem den Zu sammenhang zwischen dem Bauwerk und der naturwissenschaftiichen Betäti gung in Kremsmünster zeigen. Wir woilen hier vier Schriften feigen, die einerseits eine bestimmte Epoche darsteilen und gleichzeitig eine besondere Art der Ent wicklung der Naturwissenschaften in Kremsmünster präsentieren. „Beschreibung" der Sternwarte Beobachten und Beschreiben ist eine der grundiegenden Methoden der Naturwis senschaften. Die erste Schrift, der wir uns zuwenden woilen, trägt den Titel ,,Specula Cremifanensis; Beschreibung der in dem mathematischen Thurme zu Cremsmünster befindlichen Naturalien, instrumenten und Seitenheiten". Sie wurde von P. Laurenz Doberschitz 1764 geschrieben, als eben die Sternwarte fertig eingerich tet war. Wie in vieien anderen Kiöstern wurde auch in Kremsmünster vieies zu sammengetragen, was in Kunstkammern, Antiquitäten-, Curiositäten- und Raritäten kabinetten gezeigt wird. Doberschitz hat bei seinen Reisen viele solcher Samm lungen in ,,Österreich, Schwaben, Böheim und Welschland" gesehen und ver gleicht das Materiai der Sternwarte mit diesen. Das Eigentümliche der Stern warte Kremsmünster war aiierdings, daß hier durch ein ordnendes Konzept das gesamte Material zu einem Universal museum zusammengefaßt war. Die Gliederung läßt sich kurz mit drei Worten angeben: Naturalia, Scientifica, Artefacta. Laurenz Doberschitz schildert dann in drei Absätzen auch die aufgesteliten Gegenstände. Der Absatz ,,Naturaiia" enthält folgende Paragra phen: Vögelnester, Botanica, Petrefacta, Abortiva, Conchylia und Mineralia. Hier finden wir noch deutliche Hinweise auf die Curiositäten und Raritäten (z. B. ,,Abortiva", einen Riesenzahn\ einen HöhienbärenschädeP.) Es sind aber doch die ersten wissenschaftiichen Objekte r -m ||||||^ my.iW mäSmm r* -V

,,Äquatorial"-Minutensonnenuhr von Franz Knittel, Linz Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Kirchhof) Mefeorologische Aufzeichnungen, 1791. Aufnahme: E. Widder i,i; a-> %c 1 -'ff I'r > l'cl <,•/'' ./rf" V r f - /• « C ■ ~ fK hf -s S'''' • ^ • f. aÄÄ-,' ,70 .'<^2 ?r-: ■W ;; / /es y/ =-'S - . ./.• 2t^-^ •*■" 7.<? ^ K- "Js .-.C» ys h's lOi-.j >»« ./■# 'S' 22 "r silie ^3-- . -*^}PZ //T - - ■ iii> r-'C ro « yrü f/r >'•*■' /.-.iv/m.:-'^.-.*. ■ '.>■ ■ i - •. f.* ■■ ' •v ■■■■* ,*■'». rf Lfihj /'"' v* '••' G, .1 f/ -.--eA™ ru ■ r/f:f_ ,, 7:;z_ ^ ■i'"'-/-''' 1u/ crtl'r ^•'.■rvycftv .■t*-r\l'r^/ife-'>. Jmxntnx ^ 'c:-Lf,n,U Cjy.-ii K'l *t/.v- >7*'a ■/{./'/,.,<:<. c.l'.iZr.'J' . i-;t.'.».l"V.li-<(-' ■'■"I.- I " -y' yt'J'J 'ne„t/, la'ui« A-'.i.Tcf>unf. -X-Vr,, ny^,, ,, ^w:, J Jf" <crr>Mi<i nli..t i».' i'7, A'tSS . ^r( fi-'j, v-i'.^""i y>ui^A<T- t''k k7 ,''>>)"""■ »C,, •'"'.v.;../,. i ^ o-^junv ii«/, K-Lu.rJ *•' . kI tJn^C-MJt tft: *.. UV, . » ' 2/^ 3'-?' .\^^9rtr<»lJ 1 /^- 7- ^ '• •* _ A,<\it\titr' pjcr^rntv/ H.^ ' .p ,KmAnl^«A Z/Z/'J- rri 'cnm ■ it- l}0. 1.^£ • r^i'ÄiAilc ■ii'j'MitnJ -iX. ij Juiiru-Xy i^rrx'^l^lxj ir0p-xPtuj , dO" ^ rT .Iii "^»r Auint 's', ' y^tahj .-ot t(<n0'a. tKt //•<; »W».» p tnKp^ n.S Astronomische Aufzeichnungen des ersten Astronomen der Sternwarte P. Placidus Fixlmiliner, 1766. Aufnahme:E. Widder Halbkreisgerät aus vergoldetem Messing von M. J. Presl, 1710. Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Kirchhof)

Signatur von G. F. Brandes, Augsburg, 1754, auf einem Quadranten im Astronomischen Kabinett. Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Kirchhof) Darunter: Schüierzeichnung aus der von J. G. Riezimayr und P. David Landsmann 1812—1819 zu Kremsmünster geführten Zeichenschuie, Aufnahme: E. Widder Biaschka's Giasmodeil einer Qualie aus den Zooiogischen Sammiungen. Aufnahme: E, Widder Darunter: Beispiei von Trattinicks Wachsmodeiien von Piizen aus den Botanischen Sammiungen. Aufnahme E. Widder C i I 0: ■ O'-'ü' : * )f:4\ Geschichte der Sternwarte In Kremsmünster ist diese ursprüngliche, vom heutigen Standpunkt aus vielleicht naive naturwissenschaftliche Betätigung, wie sie zur Zelt der Erbauung der Stern warte gegeben war, nicht stecken geblie ben. Sie wurde von Mitgliedern des Kon vents in die neue Zeit herein weiter ent wickelt. ,,Di0 Geschichte der Sternwarte der Benediktiner Abtei Kremsmünster" von P. Sigmund Fellöcker" gibt einen Überblick über 100 Jahre Naturwissen schaft in Kremsmünster. Man kann in dieser Phase zwei Komponenten er sehen: das Zusammenwirken großer Männer des Hauses mit Gelehrten an den Universitäten und den großen Eifer in der Sammeltätigkeit vieler Mitbrüder. Unter den bedeutenden Naturwissen schaftern unseres Stiftes soll kurz P. Marian Koller vorgestellt werden, weil er wohl die größte Ausstrahlung erreichte. Er wurde als Prodirektor unserer Stu dienanstalten und als Direktor der Stern warte 1847 zum Referenten für die philo sophischen Studienanstalten an die k. k. Studien-Hofkommission berufen. Als sol cher (und später als Ministerialrat) hat er an der Errichtung der Technischen Hochschulen und an der Organisation der Realschule entscheidend mitgewirkt. Er blieb weiterhin als Astronom und Meteorologe wissenschaftlich tätig. Schon in Kremsmünster hatte er sehr fruchtbar gewirkt. Er hat vor allem die Meteorologie stark ausgebaut und auch ZV,' Links: Exemplar aus der Kolibri-Sammlung von P. Anselm Pfeiffer. Aufnahme: E. Widder Rechte Seite (unten): Ein Beispiel aus den 45 wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Dipterologen Abt Leander Ozerny. Aufnahme E. Eiersebner Daneben: Abt Leander Ozerny, 1859—1944, Diperologe, stellte 34 neue Gattungen und Untergattungen von Dipteren auf und beschrieb 223 neue Dipteren-Arten. Aufnahme: M. Eiersebner

Detail des „Lambacher Quadranten" mit dem Namenszug des Stiftsmechanikers Johannes Baptist Illinger. Aufnahme: E. Widder die Beobachtung des Erdmagnetismus hier begründet. Ein besonderes Ergeb nis dieser Wissenschaft in Wien war die Errichtung der heutigen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Es ist aber auch ein großes Verdienst Kollers, für Nachwuchs gesorgt zu haben. Er hat die jungen Leute begeistert und er veranlaßte, daß die Begabten einem entsprechenden Fachstudium zugeführt wurden. Es sind vor allem der spätere Abt Augustin Reslhuber (t1875) und der schon erwähnte P. Sigmund Fellöcker (t 1887) zu nennen. Beide waren In der Sternwarte wissenschaftlich vielseitig tätig. Als zweite Komponente wurde vorhin die Sammeltätigkeit hervorgehoben. Hier ge nießt zunächst die Mineralogie einen be sonderen Vorzug. 1782 hat Abt Erenbert Meyer (1 1800) die sehr umfangreiche und bestens geordnete mlneraloglschpetrographische Sammlung des Linzer Landrates Roger von Rutershausen er worben. Er hat sie jungen Stiftsgeist lichen mit Fachbildung zur Betreuung übergeben: P. Erenbert Richter und P. Benno Waller. Später hat der MohsSchüler P. Basil Schönbauer vor allem die Kristallographie gepflegt. P. Sigmund Fellöcker hat die Minerallen-Sammlung neu geordnet und einige Lehrbücher ver öffentlicht. Er hat sich auch der chemi schen Zusammensetzung der Mineralien zugewendet und darüber ein viel beachte tes Buch verfaßt^. O % 1 Y ■■.'YT „ Dreikönigs-Fliegen." (Auabeute an Dipteren am 6.—8. Jänner 1903.) P. Leander Czeniy in PhrTilirolien bsi Bad K»lt (Obuisterroieb). Naoh einer überaus strengen Kälte in der zweiten November- und ersten Dezemberhälfte traten in der zweiten Hälfte des letzten Monats des Vorjahre» 'ganz abnormale, bis zum 9. Jänner anhaltende Witterungsverbältuisse ein; die Kälte ließ gründlich nach und ein mildes, mit Nebel und Regen wechselndes Wetter trieb den Winter weit hinauf auf das Hochgebirge. Und erst der Dreikünigstag mit den beiden folgendeu Tagen! Das waren so sonnige Tage, daß man hätte meinen können, Junker Lenz sei schon unterwegs.') Vieles von dem, „was da kreucht und fleugt", mußte jedenfalls dieser Meinung gewesen sein; denn bei einem Rundgange im Garten und auf dem Felde traf ich des zwei flügeligen Volkes beinahe ein halbes Hundert schon eii paradc. Ks soll dieses voreilige Völkchen hier an den Pranger gestellt werden. TricHocwa regelationii L. c^, 9Tridhocera hiemalis Deg. 1 9Phora opaca Mg. 1 (f mit weißlichen Schwingern und gliLshellon, nur am Spitzenrande schwärzlichen Flügeln. Phora rufieeps Mg. 1 $. Campsicnemus curvipes Fll. 1 1 9Lmmhopfera trilineala Ztl. 1 cf. Lonchoptera — ? 2 9-

Einrichtung des Hohen Observatoriums des Astronomischen Kabinetts im Zustand von 1958, Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Kirchhof) s 1~" i!

Physikalisches Kabinett nach der Neuaufsteilung 1976/77. An den Wänden Bildnisse der Zöglinge der Ritterakademie. Aufnahme: M. Eiersebner I st W

Aber auch in anderen Gebieten wurde eifrig gesammelt. Es wurden von einigen Patres' vor allem viele Insektensamm lungen angelegt. Es wurden dafür auch kostspielige Kästen angefertigt und die einschlägige Literatur gekauft. Durch Tausch wurden auch herrliche Exoten er worben. Die Vogelsammlung, ebenfalls seit jeher ein beliebtes Gebiet, hat vor allem P. Ul rich Hartenschneider^ sehr gefördert und dafür gesorgt, daß die Neuerwerbungen, die zum Teil von den Stiftsjägern kamen, sorgfältig präpariert wurden. Sehr be achtlich sind hier Geschenke und An käufe von Exoten. Nicht weniger interessant waren die Sammlungen auf dem Gebiet der Physik und Chemie. Das physikalische Kabinett zeigt, wie man auch nach der Auflösung der Ritterakademie (1789) am Lyceum durch Experimente Bestes leistete. Vor allem muß hier nochmals P. Benno Waller genannt werden, den man deshalb nach Linz berufen wollte. Nach ihm hat P. Gre gor Haslberger (t 1859) das Niveau ge halten. Von ihm ist vor allem die Arbeit über das Mikroskop und seine Verwen dung wichtig. Für die Chemie soll P. Gott hard Hofstädter (t1864) genannt wer den. Schon P. Bonifaz Schwarzenbrun ner wollte eine Sammlung der neu ent deckten Metalle anlegen'. Hofstädter hat dann ein chemisches Laboratorium im Erdgeschoß der Sternwarte eingerichtet und eine Drogensammlung angelegt, die u. a. viele chemische Präparate enthielt. P. Gotthard Hofstädter war aber auch ein großer Botaniker und hat zusammen mit anderen Stiftsgeistlichen und Freunden (darunter der Stiftsarzt Dr. Siegmund Pötsch) die Grundlage für unsere Her barien gelegt. Das Naturhistorische Museum Eine dritte Phase der Naturwissenschaf ten in Kremsmünster soli durch einen Aufsatz von P. Anselm Pfeiffer charakteri siert werden, den dieser für die Fest schrift zum 50jährigen Jubiläum der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien im Jahr 1902 mit dem Titel ,,Die naturhistorischen Museen des Stiftes Kremsmünster" geschrieben hat'. Damit zeigt sich vor allem eine Wende zur Gliederung in zwei große Abteilungen. Die eine (man könnte sie physikalisch-astronomische Abteilung nennen) wurde von den Mathematikpro fessoren betrieben. Sie stellten die Direk toren der Sternwarte, denen meist junge Adjunkten beigegeben waren. Sie arbei teten neben der Astronomie an meteoro logischen und anderen Aufzeichnungen von geophysikalischen Daten. Es soll dar auf im folgenden näher eingegangen wer den. Die zweite Abteilung bildet sozu sagen das naturhistorische Gegenstück. Für sie wurde 1881 mit P. Anselm Pfeiffer ein eigener Kustos eingesetzt, der sich um die Betreuung und Bearbeitung der vielseitigen Sammlungen zu kümmern hatte. Sie wurden in einzelne Kabinette getrennt und ständig vermehrt. Der Zu wachs kam zum Teil wieder von Mitbrüdern^° und Gönnern'L Für die Botanik erhielten wir die ,,Flora exsiccata AustroHungarica", für die Mineralogie unsere schönsten Stücke, die Edelsteinsamm lung und die Meteoriten'. Die Paläonto logie erhielt herrliches Material''. Mit dem Anwachsen der Sammlungen waren aber auch wissenschaftliche Bearbeitun gen verbunden, die eine Reihe von Publi kationen zeitigten. Auch die Drogen sammlung wurde vergrößert. P. Anselm persönlich hat vor allem eine vollständige Sammlung der oberösterreichischen Schnecken und Spinnen und die Kolibri sammlung angelegt. Das alles ist sehr schnell hingesagt, lebt aber nur auf dem Fundamient des Fleißes und der freundlichen Verbundenheit zwi schen Lehrern und Schülern. Die Schuitätigkeit war überhaupt für die naturwissenschaftliche Entwicklung bei uns von großer Bedeutung. P. Anselm nennt die ,,aufgespeicherten reichen Na turobjekte, vorzüglich dem Unterricht ge widmet, geistiges Eigenthum der in Kremsmünster studierenden Jugend". Es ist sehr interessant, wenn man die Ob jekte der ,,zootomischen Übungen" und die Themen der Schulreferate, die er ver anstaltete, mit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit vergleicht. Auch sein Nachfolger P. Leonhard Ange rer wirkte sehr fruchtbar in diesem Sinne weiter. Er hat große Verdienste um die Kryptogamensammlung" und um die Er forschung der Eiszeitgeologie des Kremsmünsterer Raumes" und die Bearbei tung unserer reichen Höhlenbärfunde". Große Förderung konnte die Sternwarte von Abt Leander Ozerny erfahren. Er selber war Dipterologe von Weltruf. Er kaufte das vielleicht schönste Stück in der Sternwarte: den Stenopterygius quadriscissus Quenstedt. Hier haben wir ein ausgezeichnetes Exemplar eines Ichthyosauriers von Holzmaden, das 1904 von Hauff erworben wurde. Zum Schluß soll noch die Mühe beider Kustoden um den Botanischen Garten er wähnt werden. Er wurde 1889 von P. An selm Pfeiffer angelegt und ist leider in der Zeit der Aufhebung des Stiftes voll kommen verwildert und wurde schließ lich ganz aufgelassen. 200jähriges Jubiläum 1958 Dr. P. Ansgar Rabenalt, der derzeitige Direktor der Sternwarte, schrieb 1958 eine ,,Geschichte der Sternwarte von Kremsmünster. Eine kurze Zusammen fassung anläßlich des 200jährigen Jubi läums" (Jahresbericht des Gymnasiums 1958). Er schildert hier die neueste Ge schichte sehr knapp und geht verständ licherweise auf die naturhistorische Ab teilung wenig ein. Es kann in dieser Phase mit einer wissenschaftlichen Groß tat auf dem Gebiet der Astronomie auf gewartet werden. Im Jahr 1908 konnte nach langer Planungsarbeit das neue Meridianhaus im Hofgarten eingeweiht werden. Es wird aber auch wehmütig festgestellt, daß durch verschiedene Um stände dieses große Werk nie richtig zum Tragen kam". Der Schwerpunkt der Beobachtungsarbeit an der Sternwarte hat sich jetzt ganz auf Meteorologie und geophysikalische Er scheinungen veriegt. Neben dem schon erwähnten Erdmagnetismus wurde auch die Erdbebenbeobachtung intensiviert, die schon 1898 unter P. Franz Schwab begonnen wurde. Heute besitzt die Stern warte ein äußerst empfindliches Gerät und steht mit der Zentralanstalt in Ver bindung. Auch die Luftelektrizität wurde durch längere Perioden beobachtet und aufgezeichnet". Es wurden auch von P. Franz Schwab Forschungen über die Quellen von Kremsmünster angestellt. Als besonderes Ereignis dieses Jubi läums muß erwähnt werden, daß das hohe Observatorium im 6. Stockwerk der Sternwarte als Museum eingerichtet wurde. Im „Astronomischen Kabinett" sind jetzt die alten Instrumente, Sonnen uhren und Globen zusammen mit den Bildern der Astronomen als Zeugen einer großen Vergangenheit ausgestellt. Zukunftsaussichten Diese Vergangenheit, die bisher relativ ausführlich beschrieben wurde, ist auch für die Gegenwart lebendig. Für die Jubi läumsausstellung 1977 wurden die Samm lungen nicht nur publikumswirksam auf gestellt, sondern auch fachlich revitalisiert. So findet der Stiftsbesucher eine eindrucksvolle Demonstration der natur-

Blick in das Zoologische Kabinett nach der Neuaufsteiiung 1976/77. Aufnahme: M. Eiersebner wissenschaftlichen Vergangenheit des Klosters und einen recht umfassenden Einblick in viele Gebiete der Natur. Fachleute können viele interessante Ein zelheiten finden, die nicht ausgestellt werden konnten, weil die Fülle dies nicht erlaubt. Aus der Mannigfaltigkeit des Materials sind daher auch für die Zukunft viele Möglichkeiten gegeben. Die heutige Zeit stellt allerdings an ein Stift, das doch in erster Linie eine religiöse Institution ist, viele neue Anforderungen, so daß der personelle Einsatz von Patres nicht im gleichen Ausmaß wie früher angeboten werden kann. Es ist zu erwarten, daß die Öffentlichkeit (d. h. Stellen des Lan des Oberösterreich) und wissenschaft liche Einrichtungen zur Betreuung und Bearbeitung des Sammelgutes beitragen werden. Die Revitaiisierung der Stern warte, für die das Land Oberösterreich im Zuge der Ausstellungsvorbereitung zusammen mit den Mitarbeitern aus un seren Museen in Linz, Graz und Wien sehr viel geleistet hat, ist ein schöner Anfang. Es ist auch daran gedacht, etwa auf der Basis eines Vereines, interessierte Men schen zusammenzuführen, die sich zu sammen mit dem Stift die Aufgabe stel len, die Sternwarte als naturwissenschaft liche Institution lebendig zu erhalten. Anmerkungen: 1 Ein Mammutzahn, der 1645 in Krems, Nö., gefunden wurde und in Merian's Theatrum Europaeum 1647 abgebildet ist. 2 1722 in Kremsmünster geborgen; zunächst für Drachenschädei gehalten. 3 Aegid Eberhard von Raitenau war sehr begabt und hat im Auftrag seines Abtes auch naturwissenschaftliche Studien absolviert. Er

hat eine Reihe von Instrumenten konstruiert, die noch gezeigt werden, sehr interessante Bücher geschrieben, aber auch in der Praxis ais Baumeister vieies geleistet. Man gab ihm den Beinamen ,,Archimedes von Kremsmün ster". Er war zu seiner Zeit aber nicht der einzige ausgezeichnete Vertreter seines Fachs. Neben ihm waren P. Wenzei Siegendorfer (t 1692), P. Oddo Wengemayr (t 1703), P. Ru pert Langpartner (f 1746) und P. Leopold Remp (t 1765) mathematisch tätig. 4 Diese Schrift ist in 5 Foigen in den Pro grammen des k. k. Gymnasiums zu Krems münster in den Jahren 1864—69 erschienen und auch ais Sammeiband herausgegeben worden. 5 Die chemischen Formeln der Mineralien in geometrischen Figuren dargestellt von P. Sigmund Feliöcker, Linz 1879. 6 P. Thomas Pfeffermann (f 1811), P. Philipp Richter (t 1837), P. Nonnos Aitwirth (f 1837), P. Dominik Erlacher (t 1862). 7 Er wurde später erster Prior des neu er richteten Klosters St. Stephan in Augsburg und hat dort auch das Schulwesen sehr ge fördert. 8 Schwarzenbrunner (t 1830) war ein sehr eifriger Arbeiter in der Sternwarte und auch ais 'Chronist tätig. Auf dem Gebiet der Astro nomie hat er sich vor allem um neue Instru mente bemüht. 9 Dieser Aufsatz wurde nur auszugsweise gedruckt. 10 P. Lambert Guppenberger 5000 Käfer, 1879; P. Claudius Viehaus 3500 Speeles, 1897. 11 Dr. Ludwig Fleinzel (1889) 15.000 Exem plare von 4200 Speeles; Baronin Haibhuber V. Festwiii 2700 Schmetterlinge (1889); eine große Sammlung europäischer und 2300 exo tische Käfer (1902). 12 Flier muß vor allem die Familie Eggerth aus Wien und der Juwelier Julius Hügier genannt werden. 13 Besonders durch Flerrn Moritz Pfeiffer, Oberinspektor der Buschtech rader Eisenbahn. 14 Deshalb hat Prälat Franz de Paula Stieg litz seine Fiechtensammiung der Sternwarte vermacht. 15 Großen Einfluß hatte da wohl der Um stand, daß vom 9. int. Geologen-Kongreß die Exkursion nach Kremsmünster geführt wurde. Dabei entstand auch die äußerst fruchtbare Freundschaft mit Prof. O. Abel. 16 1882 wurde die sog. Lettenmair-Flöhle entdeckt, die reiches Fundmaterial enthielt und Anlaß für weitere Studien an Höhlen bärknochen war. 17 P. Bonifaz Zölß, der sehr viel mit der Planungsarbeit beschäftigt war, wurde für die Schule, später für wirtschaftliche Aufgaben, herangezogen. P. Anselm Biumenschein fiel am Coi di Lana und konnte seine gerade be gonnene Arbeit nicht fortsetzen. 18 vgl. Dr. P. Richard Rankl. Das luftelek trische Potentialgefäile in Kremsmünster in den Jahren 1912-1916, Wien 1917. Vitrine mit exotischen Schmetterlingen im Zoologischen Kabinett nach der Neuaufsteiiung 1976/77. Aufnahme: M. Eiersebner Rechte Seite: Das Mineralogische Kabinett in der Stern warte Kremsmünster mit den spätbarocken Möbein, die 1803 mit der mineralogischen Sammlung von der Sommerabtei in die Sternwarte kamen, im Vordergrund Mitteivitrine ,,Historische Entwicklung der Mineralogie in Kremsmünster". Aufnahme: M. Eiersebner

Das mineralogische Kabinett in der Sternwarte von Kremsmünster Erich J. Zirkl „Was bis beiläufig 1780 an Mineralien und Versteinerungen theils in der Gegend selbst, theils durch Kauf oder Geschenke erworben worden, war mehr Sache des Zufalls, einzelne Partien reichlich, an dere lückenhaft oder gar nicht vertreten." Das schreibt P. Sigmund Feiiöcker 1864 im Anfang seiner ,,Geschichte der Stern warte". Tatsächlich weiß man auch heute nicht sehr viel über den Bestand an Mineralien in der Naturalien-Sammlung des Stiftes Kremsmünster vor dem Jahre 1782. ,,Den Grund zu einem wissenschaftlichen Gabinete legte Abt Erenbert Meyer erst um das Jahr 1782 durch Erwerbung der systematischen Mineralien- und Petrefacten-Sammlung Roger's von Ruters hausen in Linz; dieselbe dürfte eine der bedeutendsten Privat-Sammlungen in Deutschland gewesen sein ..." Von nun an wuchs die Sammlung sehr rasch. Die Sammeltätigkeit wurde viel leicht auch noch dadurch angeregt, daß Abt Erenbert Meyer 1784 eine eigene Lehrkanzel für Mineralogie an der da mals noch bestehenden Ritterakademie eröffnete. Als erster außerordentlicher Professor für Mineralogie wurde vom Abt sein junger Namensvetter Erenbert Rich ter ernannt, ,,der aber viel naturhistori sches Genie" und schon seit einigen Jah ren ,,die Aufsicht über die NaturalienSammlung des Herrn Prälaten (in der sogenannten Sommerabtei) hat" (Ritter von Moll 1782). Abt Wolfgang Leuthner ließ die gesamte Sammlung (die inzwischen auf etwa 4000 Objekte an Mineralien, Gesteinen und Fossilien angewachsen war) im Jahre 1803 mit den dazugehörigen spätbarokken Kästen in das 3. Stockwerk der Sternwarte übertragen. Eine intensivere wissenschaftliche Tätig keit beginnt allerdings erst mit P. Basilius Schönberger, der zwei Jahre in Wien Theologie studierte, gleichzeitig aber auch Vorlesungen über Botanik und vor allem bei Friedrich Mohs über Mine ralogie hörte. Der Einfluß von Mohs war so stark, daß P. Basilius ,,alsbald auch über die Mineralien-Sammlung der Stern warte ging" und versuchte, ,,freilich sehr im Kleinen, die kurz vorher von Mohs selbst neu aufgestellte k. k. Hof-Mineralien-Sammlung in Wien nachzuahmen" (P. S. Feiiöcker). Wie sehr an der Vervollkommnung der Sammlung gearbeitet wurde, geht allein schon daraus hervor, daß zwischen 1832 und 1842 weit über 300 Gulden zum An kauf von Mineralien und Kristallmodellen ausgegeben werden durften. Aber auch Spenden trafen bereits reichlich im Stifte ein. Leider ist P. Basilius Schönberger, nur 43jährig, am 8. Juli 1850 plötzlich ge storben. Viele seiner geplanten Vorha ben blieben dadurch unerfüllt. Inzwischen wirkte bereits P. Sigmund Feiiöcker als Adjunkt in der Sternwarte (1840 bis 1850), der nach dem Tode Schönbergers mit unvorstellbarem Fleiß an den Sammlungen weiterarbeitete. Er hat eine umfangreiche Kristallsammlung angelegt, die im wesentlichen noch bis zur Neugestaltung 1974/77 In einer der beiden Tischvitrinen bestand. Von zahl reichen Gönnern und Freunden des Stif tes wurden Jahr für Jahr neue Stücke in die Sammlung einverleibt, inventarisiert, von Feiiöcker mit ausführlichen Bemer kungen versehen und zum Teil in die Schausammlung eingereiht, so daß die Vitrinen durch ihre Fülle bald sehr un übersichtlich wurden. Unter P. Leonhard Angerer, also zwischen 1902 und 1934, wurde die Hauptsamm lung der chemischen Systematik von G. Tschermak angepaßt. Die schon seit P. Basilius Schönberger übliche Art der Aufstellung mit ovalen, schwarz gestri chenen Holzkiötzchen als Unterlage für die Mineralstücke wurde beibehalten. Um

Christophorusstatue aus Serpentin von Bernstein im Burgenland (Leitigabe der Firma Edelserpentin-Boutique A. Meictienitscti, Bernstein) und ,,Onyx"-Vase aus Kalksinter von Maria Bucti bei Judenburg (Geschenk der Firma Gebrüder Faleschini, Steinmetz meister und Steinbruchbetriebe, Judenburg). Aufnahme: E. J. Zirkl Ausschnitt aus der Edelsteinsammlung. In der untersten Reihe Glasmodelle von berühmten Großdiamanten. Aufnahme: E. J. Zirkl Systematische Hauptsammlung. Ausschnitt aus dem Schaukasten mit der Quarzgruppe. Aufnahme: E. J. Zirkl t Links: ,,Historische Sammlung": Mineralien, Gesteine und Fossilien aus der sogen. Raritätensammlung vor 1780 mit Zitaten aus alten Schriften über die Verwendung von Fossilien. Aufnahme: E. J. Zirkl Rechts: Systematische Hauptsammlung. Teilansicht des Kalzitschaukastens. Aufnahme: E. J. Zirkl •1 9^ Links: ,,Historische Sammlung": Das WOLLASTON'SCHE Reflexgoniometer aus der Zeit nach 1809, Turmalinzange, Haidinger'sche Lupe und Mineralpräparate aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aufnahme: E. J. Zirkl Links: Ausschnitt aus der Kristallsammlung mit Realkristallen und den entsprechenden Holzmodellen von Idealkristallen. Aufnahme: E. J. Zirkl Rechts: Systematische Hauptsammlung. Schaukasten mit Gips, Chromaten und Wolframaten. Aufnahme: E. J. Zirkl

Unten: Etwa 10 cm großer Vivianitkristall von Cavnik (Kapnik), Rumänien — Neu erwerbung. Aufnahme: E. J. Zirkl Unten: Systematische Hauptsammiung. Mangandendriten auf Quarzit aus Johannesbad in Böhmen, gespendet 1892 von R. Bachofen von Echt. Aufnahme: E. J. Zirki Unten: Titeiseite des Verzeichnisses der Mineraiiensammiung des Roger von Ruters hausen, die 1782 nach Kremsmünster kam. Aufnahme: E. Widder diese Klötzchen wurden schon seinerzeit die vom Kalligraphen P. Wolfgang Danner (1792 bis 1854) geschriebenen Etiketten geklebt. Doch in späterer Zeit konnte die schöne Schrift Danners nicht mehr nach gemacht werden. So fanden sich die ver schiedensten Schriftzüge nebeneinander, aus allerjüngster Zeit sogar mit Schreib maschine geschriebene Etiketten. Da so wohl in den Laden, als auch in den Vitri nen so manches aufbewahrt bzw. zur Schau gestellt wurde, was z. T. gar nicht in eine Mineraliensammlung gehört (wie Fossilien oder rezente Conchilien) oder nicht ausstellenswert ist (z. B. zu viele ähnliche Stücke vom gleichen Fundort), machte sich alsbald ein unerträglicher Platzmangel bemerkbar. Dadurch wurde eine laufende Verbesserung der Schauund Lehrsammlung durch die beiden letz ten Kustoden weitgehend erschwert. Trotzdem wurde damals noch eine Lager stättensammlung und eine mineralgene tische Sammlung aufgestellt. Anläßlich der Restaurierung der Sternwarte mußte daher das Mineralogische Kabinett voll kommen neu gestaltet werden. Einen ge wissen Vorteil brachte die Übersiedlung vom dritten in das zweite Stockwerk des ,,Mathematischen Turmes". Aber von An fang an war festgelegt, daß die alten spätbarocken Möbel von Abt Erenbert Meyer aus der Zeit um 1780 erhalten bleiben mußten, um den stilvoilen Charakter des Raumes zu bewahren. Lediglich eine moderne Beleuchtung wurde in die Vitrinen eingebaut und für drei Fensternischen neue Schaukästen angeschafft. Das Konzept der Neuaufsteliung enthielt, entsprechend dem vorhandenen Material die Gliederung in mehrere Teilsammiungen, und zwar: 1. Flistorische Sammlung: Entwicklung der Sammeltätigkeit und der mineralogi schen Wissenschaft in Kremsmünster. 2. Als Gegengewicht hiezu: eine Aus wahl von Mineralien, die als Rohstoffe in der modernen Industrie oder im Kunst gewerbe Verwendung finden. 3. Kristalisammlung und Kristallmodelisammlung 4. Schmuck- und Edelsteinsammlung 5. Meteoritensammlung 6. Die systematische Hauptsammlung Die historische Sammlung, die in der er sten Tischvitrine und in einer kleinen Fenstervitrine untergebracht ist, steht praktisch im Zentrum des Raumes und somit im Mitteipunkt des Mineralogischen Kabinetts. Der Beginn der Sammlung, der zweifellos in früheste Zeit zurückreicht, und — wie bereits P. Sigmund Fellöcker 1864 schreibt - ,,mehr Sache des Zufails" war, wird durch einige Objekte charakterisiert, die einerseits durch ihre Form, Farbe oder Struktur, andererseits durch ihre beson deren Eigenschaften den Menschen auf gefallen sind. Unter anderem werden fos sile Haifischzähne als ,,Natternzungen", Limonitkonkretionen als „Klappersteine" bzw. „Adlersteine", dann Magnetit als ,,Segelstein", Bernstein ais „Augstein", und einige weitere Kuriositäten bzw. Rari täten gezeigt. Aus alten Büchern zitierte Texte sollen erläutern, welche Kräfte und Wirkungen man diesen Steinen zuge schrieben hat. Den Übergang zur systematischen An lage einer Sammlung stellen der Katalog von Roger von Rutershausen (Kopien der Titelseiten in einer Fensternische) und ein Inventarbuch dar, das zwischen 1778 und 1832 von P. Erenbert Richter, P. Benno Waller und P. Marian Koller angelegt wurde und mehr als 4000 Nummern um faßt. Dazu gibt es noch eine Anzahl von Mineralstücken mit den alten Original etiketten. Die rasche Zunahme und ebenso rasche Verbreitung wissenschaftlicher Erkennt nisse in der ersten Häifte des 19. Jahr hunderts drückt sich auch in Kremsmün ster durch das reichliche Vorhandensein von wissenschaftlichen Geräten, Präpa raten und Kristallmodelien aus. Die aus gestellten Objekte: Anlegegoniometer, Wollaston'sches Reflexgoniometer, Haidinger'sche Loupe, Reisemikroskop von Plössi, pieochroitische Präparate und eine Turmalinzange sind nur eine kieine Auswahl davon. Die zweite Hälfte des 4*. -J -i'. CAT4L0GÜ5 '/jf. demcLtbc läijßwpücas SilLmCL ■ß\pßrü ckl^dershaasm SX.Slßt.iTii.CJL.S .0 ^frru "Svfcjlor'^oümfr tn ücr-s ^niinal-^TirlSf?' ■I' 7 Ö o.'

19. Jahrhunderts wird ganz besonders durch das Wirken von P. Sigmund Fellöcker geprägt. Einige seiner Bücher und von ihm selbst angefertigte kristallopti sche Modelle erinnern daran. In jüngster Zeit waren die beiden Patres Leonhard Angerer und Reinhard Win dischbauer vorwiegend als Lehrer am Stiftsgymnasium tätig. Neben ihren vielen anderen Aufgaben im Rahmen des Klo sters Ist ihnen trotzdem noch Zeit für die Betreuung und Ergänzung der Samm lung geblieben. Die zweite Tischvitrine sollte als strengen Kontrast zur ersten die Nützlichkeit der Mineralien und der mineralogischen Wis senschaft für unser tägliches Leben, für die verschiedensten Sparten der Industrie bzw. des Gewerbes und vor allem für unsere Kultur vor Augen führen. Deshalb sind Rohsteine von einigen österreichi schen Mineralvorkommen und eine Reihe von daraus hergestellten Erzeugnissen nebeneinandergestellt. Hier ist auch die Meteoritensammlung untergebracht. Unter den Originalen be finden sich einige recht interessante und seltene Exemplare, so z. B. die beiden Meteorsteine von Knyahinya in Ungarn (gefallen am 9. Juni 1866) und die Eisen meteorite aus Mexico (einer davon mit 2270 g: gefunden 1784). Besonderes Inter esse verdienen zweifellos die sog. Glas meteorite, die nach ihren Fundstellen Moldavite, Indochinite, Billitonite, Australite usw. genannt werden. Erst in jüng ster Zeit ist man zur Überzeugung ge langt, daß es sich dabei gar nicht um wirkliche Meteorite handelt, sondern daß diese Glaskörper durch Einschläge von Großmeteoriten und dadurch aufge schmolzene bzw. hochaufgespritzte ter restrische Massen zustande gekommen sind. Da es in Kremsmünster seit P. Basilius Schönberger (ca. 1830) stets eine Kristalisammlung gab, die vorwiegend Lehr zwecken diente, sollte diese Tradition er halten bleiben. In einer kleinen Fenster vitrine befinden sich von fast jeder der 32 Kristallklassen je ein Realkristall und ein entsprechendes winkeltreu gearbeite tes Holzmodell. Dadurch wird das Er kennen der herrschenden Symmetriever hältnisse in den Kristallsystemen wesent lich erleichtert. Bei eingehendem Studium dieser kleinen Kristallsammlung ist es durchaus möglich, eine ganze Reihe von kristallographischen Gesetzen, Regeln und anderen Details zu demonstrieren, wie z. B. Konstanz der Flächenwinkel, Parametergesetz, Zonengesetz, die üb- ■ i ^ m "-S. J P. Sigmund Fellöcker, 1816-1887, Professor der Physik und Mineralogie 1853-1871. Originaifoto liehe Aufstellung bzw. Anordnung der Symmetrieelemente, Symmetriemehrdeu tigkeit, Verzerrung, Realkristall und Bau fehler, Zwillingsbildung und Zwillingsge setze u. V. a. Die Schmuck- und Edelsteinsammlung gibt eine kleine Übersicht der wichtig sten Mineralien, die in der Schmuck- und Edelsteinindustrie Verwendung finden. Es wurde bewußt eine sehr moderne Auf stellung gewählt, um die z. T. sehr klei nen Steinchen richtig zur Geltung zu brin gen. Im Gegensatz hiezu stehen einige Glasmodelle der (bis 1886) bekannten Großdiamanten mit naturgetreuem Schliff und in natürlicher Größe. Die systematische Hauptsammlung, die in den Wandschränken untergebracht ist, enthält rund 12.000 Mineralstücke, von denen etwa 1200 ausgestellt sind. Die Ordnung erfolgte streng nach der kristall chemischen Systematik von H. Strunz (Mineralogische Tabellen). Danach folgen der Reihe nach: I. Klasse: Elemente (und Legierungen); II. Klasse: Sulfide, Sele nide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide; III. Klasse: Halogenide; IV. Klasse; Oxide, Hydroxide; V. Klasse: Ni trate, Carbonate, Borate; VI. Klasse: Sul fate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate; VII. Klasse: Phosphate, Arsenate, Vanadate; VIII. Klasse: Silikate; IX. Klasse; Organische Substanzen. Von den rund 2500 bekannten Mineralien sind in den Schaukästen etwa 350 Arten vertreten (Mineralvarietäten sind dabei nicht mitgerechnet). In der Ladensamm lung befinden sich weit mehr Arten, schätzungsweise etwa 500. Die Auswahl der Schaustücke wurde in erster Linie nach ästhetischen Gesichts punkten getroffen. Doch hin und wieder mußte auch ein weniger schönes, jedoch wichtiges oder charakteristisches Stück ausgestellt werden, da die Schausamm lung in Zukunft im wesentlichen auch Lehrzwecken dienen soll. Ebenso wurde bei der Auswahl der Objekte darauf ge achtet, daß nicht nur eine möglichst große Vielfalt an Färb- bzw. Kristallvarietäten, sondern auch die bedeutendsten Fund orte vertreten sind. Es wurden daher nicht nur aus Österreich, sondern aus allen Kontinenten stammende Minerale ausgestellt. Eine Mineraliensammlung kann (im Ge gensatz etwa zu einer Briefmarkensamm lung) nie vollständig sein. Sie wird immer mehr oder weniger große Lücken auf weisen. Durch die Großzügigkeit des Hwst. Herrn Abtes DDr. Albert Bruckmayr ist es in den letzten Jahren gelungen, einige solcher Lücken durch Kauf wert voller Stücke zu schließen. Dazu gehören ein großer Kupferklumpen, ein schöner Wagnerit vom Höllgraben bei Werfen, ein fast 10 cm großer Vivianitkristall aus Sie benbürgen (Rumänien), Krokoit und Turmalin aus Australien und einige andere. Es wurde schon erwähnt, daß bei der Auswahl der Schaustücke grundsätzlich ästhetische Gesichtspunkte vorherrsch ten. Stark schwankende Größenunter schiede der Einzelobjekte mußten daher in Kauf genommen, jedoch durch das Unterlegen von verschieden hohen ova len Holzklötzchen teilweise ausgeglichen werden. Damit wurde gleichzeitig eine alte Tradition beibehalten, denn schon von P. Basilius Schönberger wurden (etwa um 1830 bis 1840) nach dem Vor bilde der „k. k. Hof-Mineralien-Sammlung in Wien" auf verschiebbaren ovalen Postamentchen die einzelnen Mineral stücke angebracht." Die Beschriftung der Mineralien erfolgte ebenso nach den Grundsätzen in den Mineralogischen Tabellen von H. Strunz. Die Bezeichnung der Mineralarten und

der international gebräuchiichen Varie täten sind in Großbuchstaben geschriegen. Ausgeschiedene oder veraitete Be zeichnungen von Varietäten wurden nur ausnahmsweise verwendet, wenn sie von größerer lokaler Bedeutung sind, wie z. B. Kristallisierter Sandstein oder Zeiringit, dann aber mit Kleinbuchstaben gesetzt. Der ideeiie, aber auch materielle Wert eines Minerais hängt nicht nur von seiner Schönheit und Größe, sondern auch sehr wesentlich von seinem Fundort ab. Deshaib wurde große Sorgfait auf eine mög lichst genaue Angabe der Herkunft auf gewendet. Leider wurden seit dem ersten Weltkrieg viele Ortsnamen von klassi schen Fundgebieten in den Oststaaten geändert. Die neuen Namen haben aber nur zum kleineren Teil in die deutsche Literatur Eingang gefunden und sind so mit wenig geiäufig. Deshaib war es in den meisten Fällen notwendig, die alte und die neue Ortsbezeichnung anzufüh ren, z. B. Sacarimb = Nagyag, Baia Sprie = Felsöbanya. Auch viele Staatsgrenzen verlaufen heute anders; große Teile von Ungarn z. B. sind entweder an Rumänien, an Rußland oder CSSR gekommen. Es war nicht immer mögiich, von kieineren Orten die jetzige Staatszugehörigkeit zu ermitteln, daher werden bei der Beschrif tung noch manche Unzulänglichkeiten zu korrigieren sein. Zum Schluß seilen noch einige beach tenswerte Besonderheiten hervorgeho ben werden, wobei die hier angeführte Liste jederzeit verlängert werden könnte; Bei den Eiementen ist ein 20 g schwerer Piatinklumpen von Nischnl Tagilsk (Ural), bei den Telluriden sind Hessit, Sylvanit und Nagyagit hervorzuheben. Bergkristail- und Rauchquarz-„Quindei", der biegsame Itacolumit (Geienkquarz) und eine prachtvoiie Pyrolusitstufe sind wertvoiie Vertreter aus der Oxidgruppe. Von iokalem Interesse sind zweifeiios die schönen Kaizitdrusen aus der Umgebung von Kremsmünster. Unter den Siiikaten sind die Epidotstufen aus der welt berühmten Knappenwand im salzburgi schen Untersulzbachtal kostbare Schätze. Eine Sammiung soiite aber nicht nur nach ihrem materieilen Wert beurteiit werden; eine öffentiich zugängiiche Sammiung hat eine Reihe von wichtigen Funktionen zu erfüllen. Sie soll bewahren und erhalten — aber auch zeigen, was im Laufe von vielen Generationen von jenen Dingen zusammengetragen wurde, die in unserer mechanisierten Zeit ieider immer seltener anzutreffen sind. Dem Betrach ter soli aber nicht nur die Schönheit und Vielfait von ,,Steinen" vor Augen geführt werden, sondern er soil auch in staunen der Bewunderung zum Nachdenken über Naturgesetze und über die Wichtigkeit der Wissenschaften angeregt werden. Eine Sammlung soil zwar beiehrend wir ken, vor ailem jedoch die Achtung vor den Schöpfungen der Natur verstärken, in dieser Absicht wurde das Mineralogi sche Kabinett in der Sternwarte von Kremsmünster gestaitet. Möge es da durch seinen eigentiichen Wert er- und behaiten! DDuD durch Seminare, Lehrsänge, Kurse und Abendschule des BFI. UnserVeranstaltungsprogramm senden wir Ihnen gerne kostenlos zu. Bezirksstellen; Braunau,Gmunden, Qrleskirchen, RIed/l., Schärding, Steyr,Vöcklabruck,Wels Berufsförderungsinstitut Oberösterreich Unverbindliche Information und Kurs anmeidung: BFI 00., 4020 Linz Grillparzerstraße 50, Tel. 56 4 31

Valentin Preuenhueber und Steyr Valentin Preuenhueber war einer der berühmtesten Geschichtsschreiber der Eisenstadt Steyr. Darüber hinaus wird er zu den wichtigsten Historiografen Österreichs gezählt. Valentin Preuenhueber stammte aus der Obersteier mark. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Preuenhuebers Vater mußte wegen seines protestantischen Glaubens 1600 die Heimat verlassen. Der Sohn Valentin blieb zeitlebens dieser Konfession verbunden. Nach einer hochstehenden Ausbildung — wahrscheinlich in Graz — trat er zwischen 1607 und 1612 in den Dienst der Eisenstadt Steyr. 1619/20 wurde er als Schreiber in der ,,Stadtgerichtsregistratur-Expedition" bezeichnet. Im letztgenannten Jahr heiratete er eine reiche Bürgerstochter und stieg zum Sekretär der Eisen gewerkschaft auf. Im Juli des Bauernkriegsjahres 1626 führte er im Auftrag des Stadtrichters Wolf Madlseder das Protokoll der Ständeversammlung in Steyr. 1627 wohnte er in einer von der Eisen gewerkschaft zur Verfügung gestellten und im Hause Stadtplatz Nr. 15 befindlichen Dienstwohnung. Eigen tümlich besaß er einen ,,Hof vor dem Gilgentor" (heute Leopold-Werndl-Straße Nr. 48). 1623 mußte Preuenhueber als Protestant Steyr ver lassen. 1630 und 1631 weilte Valentin Preuenhueber in Regensburg, von 1636 bis zu seinem Tode war er Oberpfleger der Herrschaft Salaberg/Niederösterreich. Valentin Preuenhueber wurde am 7. April 1642 in Haag beigesetzt. Sein wichtigstes Werk sind die in den Jahren 1625 bis 1630 geschriebenen Annales Styrenses'. Mit anderen Werken — Castrum Styrense, Alt-Steyermarck, Histo rischer Catalogus und der Genealogia Polhaimiana — sind die Annaien 1740 bei Johann Adam Schrnidt zu Nürnberg herausgegeben worden. Eine Arbeit mit dem Titel ..Steyerische Fürsten . . ." aus dem Jahre 1637 liegt als Handschrift in der Osterreichischen Nationalbibliothek. Einige Werke sind von seinem Sohn Valentin Preuenhueber fortgesetzt, vollendet und heraus gegeben worden. Valentin Preuenhueber plante auch eine Genealogie des oberösterreichischen Adels. Die Vorarbeiten und Materialien werden im 00. Landesarchiv verwahrt. In seinen Werken, vor allem in den ,,Annales", die bis zum Tode Matthias' (1619) reichen, war Steyr und seine Geschichte im Mittelpunkt der Preuenhueberschen Beschreibung. Univ.-Prof. DDr. Karl Eder wandte ein Goethe-Wort für Preuenhuebers Arbeit an: ,,Er sammelte im kleinsten Punkt die höchste Kraft, dieser Punkt heißt Steyr." Vor allem für das Recht, die Verfassung und Wirtschaft stellen die ,,Annales" eine reiche und stichhaltige Quelle dar. Als Protestant beschreibt er auch den Streit der Konfessionen im Gegensatz zu den Katho liken Wolfgang Lindner und Jakob ZetI überraschend sachlich. Seine Darstellung ist knapp, aber auch mit scherz haften Wendungen gewürzt. Preuenhueber war auf historische Wahrheit bedacht. Davon zeugen die Un zahl der benutzten Quellen und der reiche Schrift verkehr mit protestantischen und katholischen Krei sen. So hält die Schilderung der bewegten und teil weise selbst erlebten Geschichte der Reformation und Gegenreformation in Steyr durch Valentin Preuen hueber auch strenger Kritik stand. Die letzten Ereig nisse waren für Preuenhueber Zeitgeschichte, ein Gebiet, dessen Darstellung auch heute nicht geringe Probleme aufwirft. So schreibt Preuenhueber: ,,Weil es doch sicherer ist, alte Geschichte auf-(zu)zeichnen als neue, gegenwärtigen Händel (zu) beschreiben!" Johann Adarii Schmidt bemerkte in seiner Vorrede zur Nürnberger Ausgabe, anno 1740: ,,pu magst dein Auge nun auf die Treu' und Redlichkeit der Erzählung oder auf den Fleiß und Gründlichkeit der Arbeit richten!" Die .,Annales Styrenses" des Valentin Preuenhueber waren die erste Stadtgeschichte Oberösterreichs und überragten durch genaue Quellenforschung und ge wissenhafte Darstellung alle damaligen historioqrafischen Leistungen. Dr. Volker Lutz Auskünfte über kulturelle Veranstaltungen; Kulturamt der Stadt Steyr, Tel. 0 72 52/39 81/432, Volkshochschule der Stadt Steyr, Tel. 0 72 52/39 81/431. Weitere Informationen bzw. Prospekte: FremdenverkehrsverbandSteyr, Tel. 0 72 52/32 29. Alle 4400 Steyr, Rathaus. Der ,,lnnerberger Stadel" am Grünmarkt zu Steyr (heute Heimathaus) wurde von der Stadt Steyr als Getreideund Salzspeicher errichtet, 1613 vollendet, kam am 8. Dezember 1628 an die Innerberger Hauptgewerkschaft, deren Sekretär der Geschichtsschreiber Valentin Preuenhueber war. Titelblatt der ,,Annales Styrenses" von Valentin Preuenhueber, die 1740 bei Johann Adam Schmidt in Nürnberg ediert wurden. Valentin IPreucn|uc6erg ANNALES STYRENSES, Ennsseitige Fassade des Hauses Stadtplatz Nr. 15 in Steyr, in dem Valentin Preuenhueber von 1625 bis zu seiner Emigration im Jahre 1627 wohnte. BWl 3ut,n6tl)igcn etldutEtung lln^®tcl)Cl1fcf)cuScfWtl:n. , , auJ bct 0tirtt 6t(i)ct uralten Archiv unb anhttn älauth roül&iacn Urflintxn , Aftis hiiblicis Ulli) bmätule« Fonnbus, mit brtontitin gltip »ttfaffrt. kl "vS 'iöetUgti äctjßnn AnnoChrilH MDGCXL 1 Ii

P. Placidus Fiximiiiner, erster Direktor der Sternwarte Kremsmünster P. Ansgar Rabenalt O.S.B. Geboren am 29. Mai 1721 zu Achleuthen, vier Kiiometer von Kremsmünster. Sein Vater war der Bruder des Abtes Aiexander Fiximiiiner, des Erbauers der Stern warte. Seine phiiosophischen Studien machte er an der Universität Saizburg, wo die Aristoteiische Phiiosophie gelehrt wurde. Von seinem Lehrer Berthoid Vogl — später Abt von Kremsmünster — auf gemuntert, widmete er sich privatim der Leibnizschen Philosophie, Experimentaiphysik und besonders der Mathematik nach Woifs ,,Auszug aus den mathemati schen Wissenschaften" und anderen grö ßeren Werken. 1737 promovierte er zum Doktor der Phiiosophie. Im selben Jahre trat er in das Stift Kremsmünster als Novize ein und erhieit den Namen Piacidus. Die freie Zeit, die ihm neben seinen Ordenspfiichten verblieb, widmete er auch weiterhin dem Studium der Mathe matik und neueren Phiiosophie. 1740 bis 1745 weiite er abermais in Salzburg, um seine theoiogischen Studien und Rechts studien zu absoivieren. 1745 promovierte er dort zum Doktor der Theoiogie. Im Juni desseiben Jahres wurde er zum Priester geweiht. Anschließend wurde er Lehrer des Kirchenrechtes an der 1744 gegründeten Akademie seines Heimat klosters. 1748 wurde er daselbst Dekan der höheren Schulen, ab 1750 trug er auch Geschichte vor. 1756 wurde er Re gens der adeiigen Akademie und stand damit an der Spitze der Unterrichts- und Erziehungsanstalten des Stiftes. Alle diese Ämter bekleidete er bis zu seinem Tode. Erst gegen 1761 wendete er sich der Astronomie zu. 1762 ernannte ihn sein früherer Lehrer, der nunmehrige Abt Berthold Vogl, zum Astronomen des Stif tes. Vor aiiem bemühte sich Fiximiiiner, eine gute astronomische Bibiiothek an zulegen, die Werke de La Landes sind die ersten, die er anschaffte und eifrigst studierte. Seine astronomische Tätigkeit erstreckte sich auf nahezu 30 Jahre bis zu seinem Tode. Er schrieb französisch und iateinisch so gewandt wie deutsch. Er befaßte sich auch mit musikalischen Kompositionen, die alle im Stiftsarchiv aufbewahrt sind. Kurz vor seinem Tode erhieit er noch die freudige Nachricht, daß Kaiser Leopold II. die Dedikation seines letzten Werkes der ,,Acta Astronomica Gremifanensia" angenommen hatte. Seine Verdienste um die Theologie fanden Anerkennung durch seine Ernen nung zum Apostolischen Notar im Jahre 1760. Am 27. August 1791 starb er. Seine astronomischen Beobachtungen machte er auf insgesamt 104 losen Blät tern in Folio. Alle Berechnungen führte er doppelt aus, um Fehler auszuschlie ßen. Die Resultate wurden mit voraus berechneten Tabellen anderer Beobach ter verglichen und die Tabellen dadurch verbessert. Seine Beobachtungen um fassen: De steiiis fixis, de sole, de luna, de Saturno et sateliitibus eius und schließlich die Bahn des neu entdeckten Uranus. Seine laufenden Arbeiten und Beobachtungen schickte er an Maximilian Hell, Johann Bernouiii, Bode und de La Lande. Ais Instrumente für seine Beobachtun gen standen ihm zur Verfügung: ein zweischuhiger Quadrant, ein dreischuhiger Quadrant von Brander, ein parailaktisches Instrument aus Paris, ferner zwei Pendeluhren aus Augsburg und Paris. Nach seinen Angaben wurden vom Me chaniker der Sternwarte verfertigt: ein Passageninstrument, ein vierschuhiger Quadrant, ein neunschuhiger Zenitsektor, ein parailaktisches Instrument, zwei neunschuhige Mauerquadranten. Schließ lich kaufte er noch ein zehnschuhiges achromatisches Fernrohr von Doiiond in London und ein Spiegelteleskop von Brander in Augsburg. Damit war die Sternwarte, an der Fiximiiiner arbeitete, wohl eine der bestausgerüsteten jener Zeit. Fiximillners Beobachtungen im Detail: 1. Bestimmung der geographischen Lage der Sternwarte, um mit anderen Stern warten gemeinschaftliche Arbeiten unter nehmen zu können: Seine Beobachtung der Poihöhe ist nur um zwölf Bogen sekunden im Vergleich mit dem heutigen Wert zu groß. Die geographische Länge bestimmte er mit Hilfe der Sonnenfinsternis am 1. April 1764 und verglich seine Beobachtun gen mit denen von London, Madrid und Berlin. Durch Bestimmung dieser beiden Koordinaten konnte er die bedeutend fehlerhafte Lageeinzeichnung Krems münsters in den damaligen Karten nach weisen und verbessern. Von Kremsmün ster aus wurde dann auch die geogra phische Lage der Hauptstadt Oberöster reichs, Linz, bestimmt. 2. Beobachtungen der Sonne: Aus den Beobachtungen der Sonnenfinsternisse vom 1. April 1764, 3. Juni 1769 und 22. März 1773 wurden die Fehler der Clairautschen und Mayerschen Mond tafeln berechnet und diese Tafein ver bessert. Aus den Beobachtungen der Sonnenflecken wurden die Neigung des Sonnenäquators sowie die mittlere Um drehung der Sonne um ihre Achse be rechnet. 3. Beobachtungen des Mondes: Aus den Finsternissen berechnete er die Fehler der vorhandenen Mondtafein und aus Sternbedeckungen die geographische Lage der Sternwarte Kremsmünster. 4. Kometen: Nur zwei beobachtet, da seine Fernrohre zu iichtschwach waren. 5. Fixsterne: Bestimmte die Positionen mehrerer Fixsterne, die noch in keinem Katalog enthalten waren, und berichtigte u. a. falsche Angaben in Katalogen. 6. Selbständige Berechnungen: a) Berechnung der Sonnenparailaxe aus dem Venusdurchgang 1769: Aus ihm zur Verfügung stehenden Beobachtungen be rechnete er nach einer von ihm erdach ten Methode die Parallaxe zu 8",66 (heutiger Wert: 8",79). b) Berechnung der Bahn des Uranus: Schon Ende 1781 zweifelte er an der von den Astronomen als kreisförmig angese henen Bahn. Auch hier ging Fiximiiiner seine eigenen Wege (enthalten in den ,,Acta Astronomica" und teilweise im Berliner Jahrbuch für 1788 pg 197—199). Selbstverständlich mußte er seine Be obachtungen mehrmals wiederholen und verbessern, bis er Elemente erhielt, die den bis dahin beobachteten drei Opposi tionen entsprachen. Ais weiter zurück liegende Positionen des Planeten, den man zuerst für einen Fixstern angesehen hatte, bekannt wurden, verbesserte Fixi miiiner danach seine eigenen Berechnun gen ein zweites und drittes Mal. Diese teilte er 1784 in den Berliner Ephemeriden für das Jahr 1787 mit. Er berechnete nun selbständige Tafeln, die 1787 mit allen dazugehörigen Unter suchungen in den Wiener Ephemeriden veröffentlicht wurden. Auch Bode ver öffentlichte sie 1789 in seinem Jahrbuch. Fiximillners Tafeln übertrafen alle bis da hin berechneten an Genauigkeit. Er er hieit dafür Anerkennungsschreiben von allen bedeutenden Astronomen der da maligen Zeit. Fiximiiiner war nicht nur ein eifriger Be obachter und genauer Rechner, sondern auch ein scharfsinniger und erfinderi scher Theoretiker. Seine Tätigkeit er streckte sich auf den Bau von Instru menten, ihre Theorie, Mittel, ihre Fehler durch Rechnung zu beseitigen, aber auch auf die genauere Berechnung astrono mischer Erscheinungen und auf die Ge winnung einfacherer Formein für diese

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