Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

Wildparks — gelungene Attraktionen unserer Zeit Zoologische Gärten hatten bereits die Chinesen wie jenen, den der Ahnherr der Tscheu-Dynastie, Wu-Wang (1150 vor Christus) anlegen ließ. Dieser „Park der Intelligenz" bestand noch um die Mitte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts und enthielt Säugetiere, Vögei und Fische. Die Griechen und die Römer hingegen scheinen zoologische Gärten nicht ge kannt zu haben. Die Spanier wurden bei der Eroberung Mexikos durch den An blick der kaiserlichen Menagerie über rascht; als besonders wertvoll erschienen ihnen die Schmuckvögel aus sämtlichen Teilen des Aztekenreiches. Zwinger gab es aber auch vor allem in den mittel alterlichen Klöstern; so z. B. im 10. Jahr hundert zu St. Gallen. Der erste Tier garten in Österreich verdankte sein Ent stehen Kaiser Maximilian II., der 1552 in Schloß Ebersdorf bei Wien eine Mena gerie einrichten ließ. Die Voraussetzun gen für den berühmten Schönbrunner Tiergarten schuf Prinz Eugen; in der Folgezeit entstanden Tiergärten in fast ganz Europa und Amerika. Wildparks dagegen sind eine Erschei nung unseres Jahrhunderts. Wenn man den Berichten glauben darf, haben sie ihren Ursprung in den USA, obwohl be zeugt ist, daß ähnliche Freigehege auch in Deutschland schon vor und knapp nach dem Ersten Weltkrieg existierten. In Österreich setzte sich der Gedanke, Wildparks zu schaffen, zögernder durch und gewann erst vor etwa zwanzig Jah ren an Aktualität. Den Auftakt für Wildparks in öberösterreich machte der Wildpark Altenfelden, der 1969 von Dr. Heinrich Reuß gegrün det wurde. Er umfaßt rund 80 Hektar und liegt in einer der schönsten und geruhsamsten Gegenden des Mühlvier tels: 30 km nordwestlich von Linz und 60 km nordöstlich von Passau entfernt. In diesem Wildpark leben derzeit etwa eintausend Tiere: Rot-, Dam-, Schwarz-, Muffel-, Stein- und Gamswild gleicher maßen wie Auerochsen und Wildkatzen, Flamingos und afrikanische Zwergziegen, Wisente und Fasanenvoliere, Murmeltiere und Fischotter, Luchse und viele ver schiedene Wasservögel. Der Wildpark Altenfelden bietet aber nicht nur dem Tierfreund Eriebnisse von besonderer Art, sondern auch dem Wanderer, der sogar alpine Wege vorfindet; darüber hinaus gibt es einen Fitneßweg und zwei Kinderspieiplätze. Besonders be liebt ist derzeit das Ponyreiten. Der Wild park Altenfelden, der ganzjährig geöffnet ist, birgt ferner eine Greifvogelstation, in der Adler- und Falkenarten sowie Eulen und Geier aus allen Erdteilen be obachtet werden können. Die Eintritts preise betragen: Erwachsene S 28.—, Kinder S 12.— (Gruppen S 20.— be ziehungsweise S 10.— ab zehn Perso nen); eine ermäßigte Familienkarte — bestimmt für zwei Erwachsene und zwei Kinder oder mehr — kostet S 75.—. Der Cumberland-Wildpark Grünau im Almtal ist 60 Hektar groß und von April bis öktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet (November bis März, Samstag und Sonntag ab 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit, wochentags ab 11 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit). Im Cumber land-Wildpark Grünau finden sich nur einheimische Tiere, die der Besucher aus nächster Nähe beobachten kann. Zu se hen sind u. a. sämtliche Schalenwild arten, Raubtiere vom Iltis bis zum Wolf, Luchse und Braunbären, Tag- und Nacht raubvögel sowie Wasser- und Singvögel. In den etwas mehr als sechs Jahren sei nes Bestehens wurde der Tierpark Grün au von über einer Million Menschen be sucht. Einen besonderen Hinweis ver dient die Tatsache, daß in diesem Tier park eine ethnologische Wildforschungs stelle der österreichischen Akademie der Wissenschaften unterhalten wird, in der sich Nobelpreisträger Prof. Dr. Konrad Lorenz mit mehreren internationalen Forschungsaufträgen beschäftigt. Die kilometeriangen Wege im Grünauer Tierpark sind für jedermann mühelos begehbar; zum Ausruhen stehen zahl reiche Sitzbänke zur Verfügung. Der Ein tritt für Erwachsene beträgt 8 25.—, für Kinder 8 15.- (Reisegruppen 20 bis 49 Personen: Erwachsene 8 20.—, Kinder 8 12.-; Reisegruppen ab 50 Personen: Erwachsene 8 15.—, Kinder 8 10.—); Kin der unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Im August 1975 wurde der dritte ober österreichische Wildpark am Hochkreut berg eröffnet. Den Park, der in einer herrlichen Gebirgslandschaft liegt, er reicht man am besten auf der Route über Gmunden und Altmünster nach Neu kirchen; von dort führt eine schmale, aber gut asphaltierte Bergstraße mit Ausweichstellen zum Ziel. Nach den Aus sagen der Besitzer, des Ehepaares ö'Donell, verschwindet ,,infolge der gün stigen Lage der Wildgehege auf einer Bergkuppe mit Almwiesen, die von einem Hochwald umgeben sind, der das Gatter umschließende Wildzaun an den meisten 8tellen, so daß der Besucher unmittel bar — wie auf freier Wildbahn — vor dem Hochwild steht. Der Wildpark wurde nicht zur Demonstration von verschie denen Tierarten errichtet; hier soll viel mehr die prächtige Umwelt zur Erholung - auch für viele Besucher - parkmäßig gepflegt und erhalten bleiben, wobei man bestrebt ist, den Reiz dieser noch naturnahen Landschaft mit Wildtiergrup-

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