Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

Oberösterreich aktuell Ursulinenhof Linz — neuer Weg der Kulturförderung Landeshauptmann Dr. Erwin Wenzl Mit dem Ankauf des Ursulinenhofes und seinem Ausbau zu einem Landeskultur zentrum hat das Land Oberösterreich in der Kulturförderung einen neuen Akzent gesetzt. Neu war nicht der Mut, ein gro ßes, kulturgeschichtlich wertvolles Pro jekt anzufassen. Neu war auch nicht die Idee, Denkmalpflege und Revitalisierung miteinander zu verbinden. Was am Ursu linenhof wirklich neu ist, war der Ge danke, den umfangreichen Gebäudekom plex nach seiner Instandsetzung den un ter Raummangel leidenden Kulturvereini gungen zur Verfügung zu stellen. Mit diesen Vereinigungen schloß nun das Land einen Mietvertrag, der ihnen im Ursulinenhof de facto unentgeltlich Un terkunft gibt. Hinter dieser großzügigen Haltung des Landes steht ein kulturpolitisches Kon zept. Es besagt, auf einen einfachen Nen ner gebracht, daß die Aufgabe der öffent lichen Hand nicht so sehr darin gesehen wird, selbst als Kulturveranstalter aufzu treten, als vielmehr in dem Bemühen, die kulturelle Privatinitiative zu fördern. An der öffentlichen Hand liegt es, durch geeignete Maßnahmen die Arbeit aller jener zu unterstützen und zu beflügeln, die sich für die kulturelle Entwicklung in unserem Lande mitverantwortlich fühlen. Der Ursulinenhof zeigt in diesem Sinn einen gangbaren Weg. Ein zweiter kul turpolitischer Grundsatz lautet, daß die möglichst vielseitige Begegnung der Künstler untereinander sowie mit dem Publikum ein wichtiges Anliegen der öf fentlichen Förderung sein muß. Der Künstler braucht die Diskussion, benötigt das Echo. Im Ursulinenhof wird den Kunstschaffenden diese Chance zu außerordentlich günstigen Bedingungen geboten. Das Ursulinenkloster an der Linzer Land straße — 1680 gegründet, baulich 1772 vollendet — galt und gilt als ein beson ders markanter, das charakteristische ar chitektonische Erscheinungsbild seiner Umgebung prägender Gebäudekomplex des alten Linz. Das traditionsreiche Haus beherbergte bis 1968 Konvent und Hö here Schule der Ursulinen und erlebte danach — die personelle Situation hatte die Beibehaltung dieses Status quo nicht ermöglicht — bewegte Jahre, die von akuter Gefahr für die bauliche Substanz des barocken Repräsentativbaues ge prägt waren. Seit 1969 machte sich daher der Verein für Denkmalpflege in Oberösterreich zum Sprecher aller, denen die Erhaltung die ses Baudenkmals ein Gebot der Stunde schien. Er fand schließlich, nachdem vor erst die von Land, Bund, Gemeinde und Diözese gemeinsam getragene Rettung der Kirchenfassade eingeleitet war, im damaligen Kulturreferenten der Landes regierung, dem heutigen Ersten Präsi denten des oberösterreichischen Land tages Dr. Lelio Spannocchi, jenen Mann, der die entscheidenden Schritte zum Kauf des Komplexes durch das Land Oberösterreich (1972) unternahm. Zum Zeitpunkt des Kaufes war auch die zukünftige Zweckwidmung des Hauses umrissen: ein Landes-Kulturzentrum. Hatte der Kauf 39 Millionen Schilling Lan desmittel erfordert, so waren zur bauli chen Adaptierung, die unmittelbar da nach einsetzte — bereits 1973 konnte der Theaterkeller eröffnet werden —, an die 90 Millionen Schilling erforderlich. Landesrat Dr. Josef Ratzenböck, Nachfol ger Dr. Spannocchis als Landes-Kulturund Finanzreferent ab Herbst 1973, hatte es übernommen, den Gedanken des Landes-Kulturzentrums weiterhin zu verfol gen und die Umsetzung in die sich mit den kulturpolitischen Gegebenheiten än dernde und weiterentwickelte Realität durchzuführen. Das dritte Prinzip, das im Ursulinenhof verwirklicht werden kann, hängt eng mit den vorangegangenen zusammen. Es geht von der Forderung aus, das Kultur bewußtsein in unserer Bevölkerung zu verstärken und zu vertiefen. Kultur bewußtsein zu fördern, ist daher keine m nebensächliche Beschäftigung, sondern eine Forderung, die im Interesse der Steigerung der Lebensqualität in unse rer Gesellschaft erhoben werden muß. Der Ursulinenhof v^ill dieser Forderung entgegenkommen. Das Kulturprogramm, das dort verwirklicht werden soll, ist an die Adresse jedes Menschen gerichtet und soll ihn zur Auseinandersetzung mit der Geisteswelt der Künstler und Wis senschafter anspornen. Das Landeskul turzentrum soll seinen Namen also nicht in erster Linie deswegen tragen, weil es viele Künstlervereinigungen beherbergt, sondern weil ihm die Idee einer geistig kulturellen Orientierungsstätte des Lan des zugedacht ist. Die hier kurz skizzierten Vorstellungen werden sich jedoch nur unter einer Vor aussetzung erfüllen: dann, wenn es ge lingt, den Ursulinenhof zu einem Ort stän diger und beständiger Kulturaktivitäten zu machen. Das Land Oberösterreich band daher die Aufnahme der einzelnen Vereinigungen an deren Zusicherung, mit ganzer Kraft im Sinne der selbstgestell ten Kulturaufgabe arbeiten zu wollen. Diese Tätigkeit kann sich entweder vor wiegend auf Veranstaltungen im Landes kulturzentrum konzentrieren, sie kann aber auch in der organisatorischen und fachlichen Betreuung kultureller Organi sationen bestehen, deren Wirken sich auf das gesamte Bundesland erstreckt. We sentlich scheint zu sein, daß sich die Aktivitäten im Landeskulturzentrum an jH Ii jj L -'r'r . i 1 'mP- ^»P 'P +"•••• 4 3 cfrtaEitgsrsiSöl ri n 1 1 ■ '1 ■ I ; I ■' 1.1

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