Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

deten Grundfesten hinweg in seinem We sen hat bestehen können und auch heute noch besteht, in Abwandlung des zitier ten Schiller'schen Verses könnte man sa gen: das einfache, in einem nicht zu er schütternden Gottesglauben ruhende Le ben ist kein leerer Wahn. Wie aber hat man dieses Künstlerleben bewertet? Die Anerkennung kam in er ster Linie aus dem Volke selbst, die of fiziellen Auszeichnungen hielten sich in dem Maß zurück, wie es der österreichi sche Künstler seit je kennt: je beschei dener einer ist und wenig oder kein Aufhebens von sich und seiner Arbeit macht, desto öfter wird er übergangen. Der Lernende konnte die schönsten Eh ren ernten: die Silberne Medaille der nie derösterreichischen Handels- und Ge werbekammer, Wien (1899): die Silberne Genossenschaftsmedaille der Graveure Wiens (1900). Das weitere Lob ergab sich nicht unmittelbar für das künstlerische Werk, sondern eher als Ehrung, wie sie ganz allgemein einem verdienstvollen Staatsbürger zuerkannt wird, der sich als Österreicher profiliert hat: Ehrenbürger von St. Valentin (1932); Titel eines Regie rungsrates (1952); Ehrenbürger von Maut hausen (1972). Gefreut wird Hans Gerstmayr die Ernennung zum Famiiiaris der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau haben (1925). Als ,,fünfzigjähriger" Fami iiaris stand der Künstler 1975 im Mittel punkt einer Feier in Mehrerau. Bei der Weltausstellung 1937 in Paris erhielt Hans Gerstmayr für seine gezeigten Stahl schnittarbeiten die Goldmedaille. Ausstel lungen seiner Werke haben London, Wien, Leipzig, Stuttgart, Oslo, Helsinki, Linz, Wels und Steyr veranstaltet, um die hauptsächlichsten und umfangreichsten zu nennen. Gewiß haben ihn diese Ehrungen gefreut, aber die Liebe und Anerkennung seiner Schüler bedeuteten ihm stets mehr. Er ist ja auch zunächst für sie wie für den Nächsten katexochen dagewesen, für je den Menschen, der Hilfe nötig hatte. Glei chermaßen ging er für seine Familie und in seiner Arbeit auf. Bei ihm war es der künstlerische Stahlschnitt, im weiteren Bereich die gesamte bildende Kunst. So ist er 95 Jahre alt und weise wie wenige alte Menschen. Denn das Alter als sol ches schenkt keine Weisheit. Man muß da schon mehr in sich haben, man muß mehr getan haben, um bestehen zu kön nen. im Grunde ist es nach einem arbeit samen Leben der gute, der gütig gewor dene Mensch, der weise ist.

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