Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

man ihrer nicht Herr wird, sie nicht so ins Werk übertragen kann, daß dieses über zeugt. Das gilt vor allem für die Werke der bildenden Kunst, für die des Kunst handwerks. Als leiblicher Vater zweier Kinder verstand er es auch seit je, mit Heranwachsenden einsichtsvoll umzuge hen, sie Schritt um Schritt ins Leben — und in die Kunst zu führen. So ist er noch heute immer wieder Mittelpunkt einer Stunde, die ihn mit seinen Schülern ver einigt, sei es in seinem Heim in Maut hausen, das er aber schon seinem Schwiegersohn und seiner Tochter über geben hat, oder sonstwo, etwa bei einer Ausstellung der Werke eines seiner Schüler. sen. Für sie hat er, der unentwegte Foto graf, die Bühnenbilder ihrer von Steyrer Laienspielern aufgeführten dramatisier ten Romane auf die lichtempfindliche Platte gebannt, denn Rollfilme gab es da mals noch nicht. (Enrica von HandelMazzetti hat im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts in Steyr in einem Haus ge genüber dem Werndl-Denkmal auf der Promenade gewohnt. Die Dichterin hat Gerstmayr in ihrer Roman-Trilogie ,,Frau Maria" in der Gestalt eines bildenden Künstlers dem Leben nachgezeichnet.) Ebenso hat die Sekretärin der HandelMazzetti, Marietta Barth, die in Steyr wohnte und die Dichterin, nachdem sie nach Linz verzogen war, an jedem Wol|-% Reihe von Puttis (Treibarbeit). Jagdmesser (aus einem Stahlstück gearbeitet). Von ihnen sollen nur einige genannt werden, solche, die heute in Künstler kreisen wie in der breiteren Öffentlich keit bekannt sind, so der Bildhauer Hans Kröll in Krems, der Medailleur und Maler Hans Köttenstorfer in Wien, der Maler und Grafiker Karl Adolf Krepcik in Steyr, der Stahlstichkünstler Alfred Nefe in Wien, der Metallplastiker Helmuth Gsöllpointner in Linz, die Metallplastiker und Goldschmiede Friedrich Schatzl und Hanns Angerbauer sowie die Keramike rin Renate Pampel in Steyr. Und seine Begegnungen mit künstlerisch Schaffenden aus früheren Jahren? In sei nem so langen Leben hat er viele be kannte und berühmte Männer und Frauen kennengelernt, mit manchem von ihnen auch Freundschaft geschlossen. Da sind zu nennen die Schriftsteller Franz Keim, Joseph August Lux, Alexander Roda Roda und der Mundartdichter Gregor Goldbacher: die Maler Ludwig Koch, ge nannt ,,der Pferdemaler", Fritz Lach und Hans Götzinger. Mit Enrica von HandelMazzetti ist er öfter beisammen gewechenende besucht und mit ihr die Rein schriften ihrer Manuskripte besprochen hat, zum Bekanntenkreis des Künstlers gehört. Johann Strauß Sohn hat er in Wien dirigieren sehen. Gerstmayrs erlebtes Leben schließt ge rade die Zeit ein, in der sich mehr und entscheidender als je zuvor in Österreich wie überhaupt auf dem Erdball ein Wan del auf beinahe allen Gebieten begeben hat. Einem Menschen, der aufmerksam wie Gerstmayr durch die Jahre gegangen ist, mußten diese Veränderungen stärker berühren als manche andere Zeitgenos sen, die nicht weiter über die Umstände des eigenen wie des öffentlichen Lebens nachgedacht haben. Außerdem hat er selbst im Dienste der Allgemeinheit viel fach dazu beigetragen. Altes, Überkom menes zu erhalten und Neues zu fördern. So hat er als Korrespondent des Bundesdenkmalamtes und im Verein der Steyrer Heimatpfleger gewirkt, eine Tätig keit, für die ihm immer wieder gedankt werden muß. Sie ging zuletzt auf Kosten seiner ohnedies so kargen Freizeit. Wie er da noch immer für seine Freunde da sein konnte, wird sein Geheimnis bleiben. Jedenfalls hat er niemanden vernachläs sigt, den er einmal als seinen Freund erkannt hat. So zählt er auch zu den we nigen Menschen, die keinen Feind und Neider haben. Alle lieben ihn. Das ist eine tröstliche Feststellung in einer Zeit, die ein tieferes Verstehen des einzelnen für seinen Nachbarn und schließlich auch der Völker untereinander vermissen läßt, dies nach zwei Weltkriegen, deren Blut zoll alles übersteigt, was je bei solchen Auseinandersetzungen an Menschen ge opfert worden ist, von Zerstörungen menschlichen Gutes nicht zu reden. Ge genüber diesem Bilde einer Zertrümme rung auch der geistigen Welt von gestern ohne sichere Aussicht auf eine rasche Festigung neuer Verhältnisse ist die Welt von Hans Gerstmayr, die sittliche Haltung des Künstlers eine unbestritten heile, und auch sein Werk gibt keine Rätsel auf. Mensch und Künstler bilden eine Ein heit. Ein Rätsel allerdings bleibt dabei, wie Hans Gerstmayr über alle gefähr-

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