unter sogar als rex bezeichnet wurde. Dieses „Reich" im Dreieck zwischen den Franken, Langobarden und Thüringern hatte zwar den Wilien, sich seibständig zu behaupten, mußte sich aber schon in seinen Geburtswehen dem fränkischen Druck beugen. Nur Tassilo III., dem Grün der Innichens und Kremsmünsters, ge lang es, auf Grund seiner Herrschafts ausdehnung über die Karantanen den bairischen Willen zur Selbständigkeit etwa drei Jahrzehnte durchzusetzen und sogar gegenüber seinem Vetter und Schwager Karl dem Großen zu behaup ten. Am Ende siegte politisch der umfas sendere Reichsgedanke über das natur haft ursprüngliche Stammesdenken. Die Baiern Oberösterreichs — und von sol chen kann man vom ersten Drittel des 6. Jahrhunderts sprechen — haben ihre „Denkmäler" in zahlreichen Bodenfun den, darunter in mindestens 35 beigaben führenden Reihengräberfeldern und in weiteren 34 Fundorten, hinterlassen. Sie erweisen sich nach Joachim Werner dem ,,östlichen Merowinger Reihengräber-Ty pus" zugehörig. Die Ausstattung der Grä ber zeigt keine besonders auffälligen Ab weichungen gegenüber denjenigen der Nachbarstämme auf, im ganzen jedoch ist sie eher bescheidener als die der Franken und Alemannen. Ein Unterschied in der Wertigkeit des Zugehörs bzw. der Grabbeigaben macht sich schon im Ver gleich der reichen Salzhandelsherren von Zizlau mit der ärmeren Bauernbevöikerung der Reihengräber entlang der Traun bemerkbar. „Rustikaler", einfacher, ist das Hauptmerkmal der Hinterlassenschaf ten gegenüber den germanischen Vet tern am Rhein. Aber es bestand ein reger Austausch der Werkstättenerzeugnisse nach West und Ost. So finden sich in den kernbairischen Gräbern Oberösterreichs und Aitbayerns nicht nur alemannische und fränkische, sondern auch zahlreiche langobardische Elemente, wie ja über haupt der Verkehr mit diesem Bruder volk besonders lebhaft war. Nicht über raschen darf an der Traun und Enns das ziemlich kräftige Einsickern awarischer Handelsware, darunter jener berühmten Riemenzunge mit der ältesten Kuittanzdarsteliung des Frühmittelalters auf oberösterreichischem Boden. Sie befand sich eindeutig im Besitz eines jungen bairi schen Kriegers. Auf Grund der Boden funde, der Gewebeuntersuchungen, des Vergleiches mit früheren und späteren Bilddarstellungen und der Kenntnis der Entwicklung unserer Volkstrachten wurde es möglich, eine Vorstellung von der Klei dung der Bajuwaren vom 6. bis zum 8. Jahrhundert zu gewinnen. Man wird sie sich weniger „exotisch" denken müs sen, als noch die Romantik des 19. Jahr hunderts es tat. So trug der Baier zur Zeit Tassilos einen iodenen oder leinenen Hemdrock und eine Langhose, Bundschuhe und Waden binden. Charakteristische Oberbeklei dung war das „sagum", eine Wolldecke, die auf der rechten Schulter gefibelt oder genadelt war. Zur Waffenausrüstung ge hörten Langschwert (Spatha) und Hieb schwert (Sax), Rundschild und Lanze. Die Frau des 8. Jahrhunderts trug eine mit Borten gesäumte Tunika, darüber den Tragmiederrock, wie er noch in ganz we nigen Volkstrachten Schwedens und Schwabens sowie in den Ost- und Westaipen vorhanden ist. Zur Ausstattung ge hörte der Gürtel mit Gehänge, oft auch mit einer Bügeitasche. Übrigens trugen auch die Männer Kamm, Feuerzeug und Rasiermesser in einem Leinen- oder Lo denbeutel bei sich. Auch über Haus und Gehöft sind inzwi schen klarere Vorstellungen gewonnen worden. So zeigt die Ausstellung „Baiernzeit in Oberösterreich" nicht nur eine neue Rekonstruktion der bairischen Tracht, sondern auch des bairischen Ge-
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