Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

strahlen, die von dem Hochrelief mit dem Kopf des gekreuzigten, dornengekrönten Christus über die beiden Baiken aus gehen, Sinnbild der geistigen Veranke rung des Eides in Gott und damit der Unbestechlichkeit (Wahrheit), aber auch der Versöhnung zwischen den Menschen, so verstanden, daß der göttliche Men schensohn der letzte und oberste Richter sein wird, der jedes Vergehen verzeiht, soferne der einzelne es freimütig ein bekennt und nicht etwa durch einen Mein eid verschleiert. Dieses Kreuz verbindet ein ornamental ziseliertes Zierstück mit einem großen gerillten Teller, der auf drei Kugeln steht. Man hat den Eindruck, als strebe das Kreuz mit seinen in der Länge ausgewo genen Balken aufwärts, himmelwärts, eine Antenne zwischen Erde und Himmel. Eine Stahlschnittarbeit aus bezwingender Reli giosität und ausgereiftem Können. Soviel man heute weiß, ist dieses Schwur kreuz bei der Besetzung des Schulgebäu des In der Schlüsselhofstraße In Steyr durch die Amerikaner im Mai 1945 ver schwunden. Diese Truppe hat in der Bun deslehranstalt übel gehaust, alle Schrif ten und Bücher, darunter kostbare Uni kate, verbrannt, und sogar die Bücher mit den Schülerlisten seit der Eröffnung der ersten Versuchsanstalt vernichtet, so daß man heutzutage nicht mehr nachschlagen kann, wer denn aller die verschiedenen Abteilungen dieser Anstalt bis 1945 be sucht hat. Auch Hans Gerstmayr selbst verlor viele seiner Kunstbücher, die er für seinen Unterricht von sich aus zur Ver fügung gestellt hat. Eine große Anzahl von Treibarbeiten aus Kupfer, darunter die Reliefs des Krie gerdenkmals von Kronstorf, ein AntonBruckner-Bildnis von eindringlicher Über zeugungskraft, wirklich ein Bauernkopf aus dem Großraum Linz-St. FlorianEnns, hat Hans Gerstmayr gefertigt, einige schon in der Zeit, da er am Mei steratelier für künstlerischen Stahlschnitt auf dem Posthof in Steyr und seiner Ein richtung gearbeitet hat. Aus Kupfer getrieben sind auch die Por träts, die er so manchem Grabkreuz mit gegeben hat, als dessen Schöpfer er zu bezeichnen ist. (Er hat diese Grabkreuze entworfen und durch Kunstschlosser ausführen lassen.) So unterstützte er das Entstehen einer neuen Grabkunst, die an die alte mit ihren handgeschmiedeten Kreuzen erinnert. Täler mit eisenverar beitenden Betrieben, zum Beispiel Im Be reich der ,,Eisenwurzen", also Im Krems-, Steyr- und Ennstal, aber auch rund um Waidhofen a. d. Ybbs, haben in ihren Friedhöfen noch alte barocke, auch go tische Grabkreuze stehen, oft bemalt und mit Figuren, die symbolisch zu deuten sind. Und so binden sie auch heute neue handgeschmiedete Grabkreuze auf ihren Gottesäckern mit ein, teils als Erinne rung an eine vergangene Zeit, teils weil sie noch immer mit der Verarbeitung des Eisens und des Stahls beschäftigt sind. Besonders trifft dies auf den Friedhof von Steyr über der Stadt am Zusammenfluß der Enns und Steyr zu. Hans Gerstmayr hat seinen Anteil daran. Auch ein paar Grabmäler mit Sandsteinfiguren von sei ner Hand schließt dieser Friedhof ein. Die schon angeführte Meisterschaft in der Technik des Negativschnittes hat Hans Gerstmayr neben vielen Prägestem peln noch besondere für Wachs- und Siegellackstempel schneiden lassen, die, weil meist klein im Ausmaß, eine bis ins kleinste vordringende Ausführung verlan-

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