Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

Unten: Stiftssammlungen Kremsmünster, Bledermelerraum: J. M. Neder, Jausengesellsctiaft, 1857. Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien (Kirchhof) r .W1 ki-M, " " ■ Waldmüller nicht anerkannte und in der Schule niederhielt. Seine Genrefiguren aber erreichen Neders Monumentalität nie. Neben dem Lichte in Waidmüllers Kunst wird erst ganz klar, wie sehr Neder dem Interieurlicht der Niederländer ver pflichtet blieb. Durch verwandtschaftliche Verbindungen kam Neder wiederholt nach Budweis. Er malte auch dort wieder Wirtshausszenen und die Familie einer deutschen Bergbauernfamiiie, wie sie außerhalb der Stadt wohnte. Schade, daß er nicht dazu kam, auch Holzschuhschnitzer des Böh merwaldes zu malen, oder doch zu zeich nen. Daß Neder von Budweis, einer da mals völlig deutschen Stadt, über Linz nach Wien zurückkehrte, wäre sehr gut möglich, wurde jedoch bisher nicht erhär tet. Bei dem Fleiß der tschechischen Kunsthistoriker würde es mich wundern, wenn sie nicht aus dem Budweiser Nach laß Arbeiten Neders aufgefunden hätten. Einer seiner Gönner lud ihn nach Maria Enzersdorf ein, wo er sich besonders dem Studium der Tiere in der freien Natur zuwandte. In seiner Altersstufe erlaubt ihm seine Reife, Bildnisse aus echter Menschen kenntnis und Menschenfreundlichkeit humorvoll zu malen. Stets bleibt er ein Lobsänger der schlichten Menschen in der mühsamen Einfachheit ihres Le bens. Im Gegensatz zu J. B. Rei ter malt er bis zu seinem Lebensende. Da er so wie Reiter das neubarocke Pathos nicht mitmachte, sich vom Volke nicht löste, gerieten beide Künstler rasch in Vergessenheit — ja Verachtung. An läßlich ihrer Wiederentdeckung erlebten sie Triumphe, die sich in den Verkaufs preisen kräftig niederschlugen. Oft bis

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