Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

Einbauten befreit, das Dach saniert, der ganze Dachstuhl mit Hoizleimbindern ab gefangen und die aufsteigende Grund feuchtigkeit mit Austrocknung, Isoiierputz, chemischen Mittein und bituminö sen Injektionen zurückgedrängt. Die fiußseitige Fassade, die sich vom Baukörper bereits zu lösen begann, wurde mit Mauerschiießen bis zur gegenüberliegen den Fassade verhängt. Gewölbe wurden mit den Methoden der heutigen Bautech nik ergänzt. Besonders schwierig wurde die Sanie rung dort, wo unter Verzicht auf Sym metrie und Gleichmäßigkeit der Unregel mäßigkeit der echten Handarbeit der Vor tritt zu geben war. Nur schwer sind heute die industriell programmierten Handwer ker zu motivieren, das kleine Detail und den Reiz des rauhen Steines zu entdekken und der alten Technik gemäß zu ge stalten. Das Ziel, daß die Sanierung und Erneuerung keinen sichtbaren Nieder schlag finden soll, wurde weitestgehend erreicht. Der Besucher hat in vielen Tei len den Eindruck gepflegter alter Bau elemente, wo mit sicherer Hand die rich tige Methode zur Ergänzung angewendet wurde. Die schwierigste gestalterische Aufgabe war die künstliche Beleuchtung, da histo rische Modelle fehlen und dem Anspruch unserer Zeit auch in umgewandelter Form nicht entsprechen. So bleibt nur die ehr liche, aber behutsam eingefügte Lösung unserer Zeit, die, als Addition erkennbar, sich aber gestalterisch nicht vordrängt. Die Aufsteilung der Exponate wurde frei stehend oder in Vitrinen in thematische Gruppen geteilt, es wurde aber bewußt auf exakte Systematik und aufdringlich lehrhafte Präsentation verzichtet. So wird in der lebendigen Raumfolge unter Ge wölben und schweren Holzdecken eine Schau des kulturellen Erbes des Land striches und der Stadt gezeigt - eine le bendige Schau im besten Sinne des Wortes. Das neue Museum umfaßt eine Auswahl interessanter und wertvoller Exponate, die ausschließlich aus dem Raum Braunau stammen. Im Parterre stehen aus der Vorzeit ein gewaltiger Gietschermühistein und ein Einbaum, in einem an deren Raum Feueriöschgeräte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Ein eigener Raum birgt einen Teil der umfangreichen Voikskrippe (2. Hälfte 18. Jh.) aus dem Hi.-Geist-Spital zu Braunau, wogegen der andere Teil, „die Hochzeit zu Kana", im 1. Stockwerk aufgestellt ist. Eine Reihe von Kopien des Kartenwerkes von Phil. Appian L 'M IM. i mm ' . vr V'« V • . . *1 • (1568) ziert den Stiegenaufgang zum 1. Stockwerk, wo sich u. a. eine Reihe von Karten der Landaufnahme des Innviertels unter Kaiser Joseph II. (nach 1779) befin det. Ein besonders wertvolles Orgelposi tiv (17. Jh.) aus dem alten Kloster Ranshofen, übrigens heute noch voll spielbar, und eine Reihe Porträts berühmter Braunauer Bürger sind in den Vortrags räumen des Museums. Zahlreiche wert volle Holzschnitzwerke verschiedener Kunstepochen stehen in einem eigenen Saal. Hervorgehoben seien nur eine go tische Hoizfigur des heiligen Wolfgang sowie ein großer Kruzifixes aus der Werkstätte des wohl berühmtesten Bild schnitzers Niederbayerns zur Zeit der Gotik, Hans Leinberger (um 1480). Im 2. Stockwerk weisen zahlreiche Erzeug nisse und altes Handwerkszeug auf die Bedeutung der Braunauer Zünfte in frü heren Jahrhunderten hin. Die umfangrei-

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