Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

tungsvollen Position behaupten konnte. Sein Wirken fällt in eine Zeit, in der der Sieg der katholischen Partei in der Schlacht am Weißen Berg zahlreichen Katholiken glänzende Aufstiegsmöglich keiten bot. Und wie Wolfradt selbst von Klesl gefördert worden war, so vergaß auch er nicht in seiner hohen Stellung auf seine Freunde. Seinem Kämmerer Tobias von Waldberg hat er nicht nur die eigene Nichte zur Frau gegeben, son dern verschaffte ihm auch die Herrschaft Gallspach, zu deren Erwerb er 10.000 Gulden beisteuerte. Weitere 10.000 Gul den erhielt Waldberg aus dem Erbe An tons zugesprochen. Seinen ehemaligen Kremsmünsterer Hofrichter Konstantin Grundemann schlug der Abt als Hofkam merpräsident für den Posten eines Gene ralzahlmeisters bei der neu zu schaffen den Hauptkassa vor. Grundemann wurde, als sich dieser Plan zerschlug, 1628 Vize dom und 1633 Hofkammerrat. Durch Ausbildung seiner Konventualen und strenge Auslese der Geistlichen für die Pfarreien, aber auch durch Verord nungen an die Untertanen suchte Abt Anton die Bemühungen der Gegenrefor mation zu unterstützen. Trotzdem muß er auch Ansehen bei den Protestanten im Land besessen haben, sonst hätte ihm kaum der in protestantischen ständischen Diensten stehende Johannes Kepler seine ,,Kopernikanischen Tafeln" widmen können. Gegen Lamormain, der die strenge Linie der Römischen Kurie ver trat, setzte er sich später als Bischof und Geheimer Rat für den Ausgleich mit den Protestanten ein. So ist der Prager Friede von 1635 auch sein Erfolg. Das Mißfal len des päpstlichen Nuntius konnte sei ner Freude keinen Abbruch tun. Anton Wolfradt hatte selbst sein Leben unter den Wahlspruch gestellt; ,,Frustra nisi Dominus", wo der Herr nicht hilft, ist alles vergeblich. ,,Überhebe Dich nicht, wenn Dir einst ein gleiches Käppchen und ebensolche Verantwortung auferlegt werden", hatte ihm Kardinal Bellarmin als Rat mit auf den Weg gegeben, als er ihm beim Studienabschluß symbolisch und voll Anerkennung das Kardinalsbirett aufsetzte. Daß letztlich alle Bemühungen um die Kardinalswürde für den Bischof Wolfradt scheiterten, hatte wohl seine Ur sache im Politiker Wolfradt, dessen Wir ken in Rom nicht immer auf Verständnis stieß. Eine Abwandlung seines Wahlspru ches bietet ein Schreiben an den Prior aus dem Jahr 1626, in dem er rät, sicher heitshalber Kirchenschatz und Ornate für eine eventuelle Flucht zu verpacken. ,,Ante omnia last euch neben Haltung guetter disciplin auch die Verrichtung des Gottesdienst, meditation, examen consoientiae und dergleiche geistliche arma bestens angelegen und befolchen sein. Non enim in arcu meo sperabo, et gladius meus non saluabit me. Darbey gleichwohl alle guette Fürthuung in militaribus nit schaden khan. Dan es heißt: gladius Domini et gladius Gedeonis" (übersetzt etwa: Vor allem laßt Euch ne ben guter Disziplin und der Verrichtung des Gottesdienstes die Betrachtung, Ge wissenserforschung und dergleichen geistliche Waffen angelegen und befoh len sein. Denn es heißt: Ich werde mich nicht auf meinen Bogen verlassen, und mein Schwert wird mich nicht retten. Doch kann daneben militärische Vor sorge nicht schaden. Denn es heißt auch: Hilf Dir selbst, dann wird Dir der Herr helfen). Anton Wolfradt, Fürstbischof von Wien und Abt von Kremsmünster, Geheimer Rat, starb nach kurzer Krankheit am 1. April 1639. Sein Leichnam wurde in der Katharinenkapelle des Stephans domes bestattet, sein Herz nach Krems münster überführt. In lakonischer Kürze und barocker Antithese vermeldet sein Grabstein: Fui Abbas, Episcopus, Princeps Sum Pulvis, Umbra, Nihil. Ich war Abt, Bischof, Fürst Ich bin Staub, ein Schatten, Nichts. Literatur (Auswahl): Wendeiln Hujber, Der Prälatenstand des Lan des ob der Enns 1600-1620, (Wiener phil. Diss. 1972). Oers., Die Kammerraittungen des Stiftes Kremsmünster (1600—1639), Mitt. d. OÖ. Lan desarchivs 12 (1977), 49—74. Benedikt Pitschmann, Kaiserliche Bemühungen um den Purpur für Abt Anton Wolfradt von Kremsmünster, Römische Historische Mittei lungen 11 (1969), 79—109. Aitman Kellner, Profeßbuch des Stiftes Krems münster, 1968, 205—207. Gallus Scheinecker, Klosteranlage und Bau tätigkeit in Kremsmünster unter Abt Anton Wolfradt, Christliche Kunstblätter 81 (1940), 33-39. Arpad Györy, Anton Wolfradt, ADB 55, 389 bis 396. Alexander Hopf — Josef Maurer, Anton Wolf radt, Fürstbischof von Wien und Abt des Bene diktinerstiftes Kremsmünster, Geheimer Rat und Minister Kaiser Ferdinands II., Programm der Gumpendorfer Realschule, Wien VI, 1891 bis 1894. Benedict Gseil, Beitrag zur Lebensgeschichte des Anton Wolfradt, Abtes von Kremsmünster, Fürstbischofs von Wien, Studien u. Mitt. aus d. Benediktiner- und Cistercienserorden 3 (1882), 334-345, 4 (1883), 41-48, 256-267. Marianus Pachmayr, Historico-chronologica Serles Abbatum et Religiosorum Monasterii Cremifanensis, Partes IV, Styrae 1777—1782, 392-450. Frantz Christoph Khevenhiller, Annales Ferdlnandel, 9 Bde., Lipslae 1721—1726. I r: Für Schulung, Beratung, Förderung und Interessenvertretung der Land-und Forstwirte sorgt die Landwirtschaftskammer. sie sichert unsere Ernährung und Kulturlandschaft

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