Kulturzeitschrift Das Gründungsjubiläum von Krems münster — 1200 Jahre Kremsmünster - findet nicht nur w/eiten kulturellen Widerhall in ganz Österreich (nacli 42 Ausstellungstagen 100.000 Besucher), sondern gibt auch der Landeskunde neue Impulse. Ein Historiker-Symposion beschäftigte sich in der Zeit vom 16. bis 18. Mai 1977 mit dem Thema „Die An fänge des Klosters Kremsmünster", die Landeskonservatoren Österreichs tagten vom 13. bis 16. Juni 1977 in der altehrwürdigen Benediktinerabtei, vor allem aber richtete das öberösterreichische Landesmuseum im Linzer Schloß eine vorbildliche Ausstellung ,,Baiernzeit in öberösterreich" ein, die bis zum 30. öktober 1977 zu besichtigen sein wird. Diese geschichtswissenschaftliche Aktivität bestimmte auch die Zeitschrift „öberösterreich", ihr Schwerpunktthema für Heft 2/1977 ,,öberösterreich im Frühmittelalter" zu widmen. Es ist dies der Zeitraum, in dem Kremsmünster gegründet worden ist, in dem die bairische ,,Landnahme" erfolgte, für den öberösterreich überdies mit der Martins kirche in Linz einen zweiten Denkmal-Schwerpunkt besitzt. Der Initiator der Ausstellung des Öberösterreichischen Landesmuseums, Universitätsprofessor Dr. Franz 0. Lipp, stellte in dankenswerter Weise den Einleitungsartikel zur Verfügung, der wie die Ausstellung selbst betitelt ist. Darin wird nicht nur die Schau im Linzer Schloß beschrieben, sondern die historische Thematik allgemein dar gestellt. Reizvoll ist, daß der Verfasser als Volkskundler eine sehr persönliche Blickrichtung einnimmt. Man könnte sagen, er zeigt sich als Kulturhistoriker im alten und weitesten Sinne des Wortes. Universitätsprofessor Dr. Kurt Holter schneidet ergänzend ein interessantes landeskundliches Detail über diesen Zeitraum an: ,,Der Georgenberg in Micheldorf und das Gräberfeld von Kremsdorf". Im Untertitel,,Geschicht liche Probleme des ersten Jahrtausends im oberen Kremstal" weist er auf die inhaltliche Konzeption seines Aufsatzes hin. Es wird hier historisches Neuland skizziert. Der Leser erfährt, wie schwierig gerade für die Frühzeit die Arbeit der Wissenschaft sich gestaltet. Manfred Pertlwieser ist Archäologe. Er kommt von der Praxis des Ausgräbers her. In seinem Aufsatz ,,Baierngräber an der Traun" beschreibt er die hoch interessanten Gräberfelder „Linz-Zizlau I und II" (heutiges VÖEST-Gelände), ,,Rudelsdorf" (zwischen Neubau und Marchtrenk gelegen), am Waschenberg (im Alm-Traun-Mündungsgebiet), in Rafeld bei Fischlham, in Schlatt bei Breitenschützing usw. Aus den Funden rekonstruiert er anschaulich das Kulturbild dieser Zeit. In den Fachsparten werden aktuelle kulturelle Themata behandelt. In der Sparte ,,Landeskunde" entwirft Dr. Wendelin Hujber, in der Stifts geschichte von Kremsmünster bestens bewandert, eine ,,Skizze aus dem Frühbarock". Zentrale Figur seiner Abhandlung ist einer der bedeutendsten Äbte des „Gotteshauses zu Krems münster", Anton Wolfradt (1613—1639), von 1624 bis 1630 Hofkammerpräsident Kaiser Ferdinands II., seit 1631 Bischof, seit 1631 Fürstbischof von Wien. An ihn erinnert im Kloster der WolfradtSaal in den Kunstsammlungen, mit seinem Lebensbild wird die Zeit des 30jährigen Krieges eingeblendet. In der Sparte „Denkmalpflege" stellt Dipl.-Ing. Rainer Reinisch, Stadtbaudirektor von Braunau, mit der „Braunauer Herzogsburg — Bezirksmuseum" eine der bedeutendsten Revitalisierungen historischer Gebäude in öberösterreich vor. Es wird aufgezeigt, wie attraktiv Altbauten für kulturelle Zwecke modernisiert werden können und somit Denkmalpflege nicht nur bewahrend und erhaltend, sondern ebenso kulturpolitisch wirken kann. In der Sparte ,,Historische Kunst" greift Prof. ötfried Kastner mit dem Lebensbild des Wiener Biedermeier malers Michael Neder wieder ein Kremsmünsterer Thema auf - die Kunst sammlungen des Stiftes besitzen von diesem Künstler einen ansehnlichen Werkbestand —, das allerdings auch auf das öberösterreichische Landesmuseum übergreift, das durch Kauf und Schenkung in seiner Landesgalerie ebenfalls als Pflegestätte dieses Genres angesprochen werden kann. Die Sparte ,,Kunst der Gegenwart" ist einem Altmeister des heimischen Gegenwartsschaffens gewidmet, dem Eisen- und Stahlplastiker Hans Gerstmayr, der am 14. April 1977 seinen 95. Geburtstag feiern konnte und legitimer Erbe der BlümelhuberTradition in unserem Lande ist. Die Sparte ,,öberösterreich aktuell" ist diesmal kulturpolitisch ausgerichtet. Landeshauptmann Dr. Erwin Wenzl zeigt an Hand des Landeskulturzentrums Ursulinenhof ,,neue Wege der Kultur förderung" auf. Zu Wort kommen weiterhin das öberösterreichische Landesarchiv mit einem Bericht über seine wissen schaftlichen Veröffentlichungen, die ,,öberösterreichischen Heimatblätter" und die ,,Mühlviertier Heimatblätter" als wichtige kulturpublizistische örgane.
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