Zeitgenössisches Porträt von Abt Anton Wolfradt im Konventtrakt des Stiftes Kremsmünster. — Sämtiiche Aufnahmen zu dieser Abhandlung: E. Widder. Es ist verständlich, daß Wolfradt wenig Anhänger für solch eine Reform fand. Zu viele wären davon betroffen gewesen, zu schwelgen von der bedeutenden und überragenden Machtfülle, die solcherart dem Hofkammerpräsidenten zugefallen wäre. Die einzige Zentrallsatlon, die er erreichte, war eine vorübergehende Zu sammenlegung der Hofkammer und der Niederösterreichischen Kammer. Die ständigen Schwierigkelten und die Erkenntnis, die Lage der Finanzen nicht ändern zu können, dürften Abt Anton das Amt bald verleidet haben. Noch kurz vor seiner Berufung hatte er geschrieben: „ich will mich aber äußerster Möglichkeit wehren und zu den Meinigen trachten". Und schon Im Jänner 1624 klagte er dem Abt von Wilhering: ,,... well ich aber anfang, um das Kraut zu reden, bei ihr Ma jestät das Gehör zu haben, wie man mit Ihr Majestät umgangen, zu entdecken, mangelt es an Widersagern nit; hab aber von keinem Lehen zu empfangen, weni ger zu diesem Dienst geheirat. Mein liebs Kremsmünster wird mir zu meiner Retirada heut oder morgen noch wohl an stehen". Da er immer öfter in kaiserlichen Dien sten von der Hofkammer abwesend war, mußte 1629 ein Vizepräsident bestellt werden, um in Wolfradts Abwesenheit die Geschäfte zu führen. Anfang Jänner 1630 wird der Abt auf eigenen drängen den Wunsch der Würde des Hofkammer präsidenten enthoben. Das bedeutete allerdings nicht das Ende seiner kaiserlichen Dienste. Ein Jahr nach seiner Bestellung zum Hofkammer präsidenten war Anton Wolfradt 1624 auch zum Mitglied des Geheimen Rates ernannt worden und nahm so künftig an allen wichtigen polltischen Entscheidun gen teil. 1627 war er Mitglied der kai serlich-bayrischen Strafkommission, die den Bauernaufstand des Vorjahres un tersuchte, 1628 nahm er im Namen Fer dinands II. von den Bayern das aus der Pfandschaft gelöste Land ob der Enns In Empfang. 1629 reiste er nach Mün chen, um den bayerischen Herzog für den
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