Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

zum Bischof von Wien nennt er sich mit Voriiebe nach seiner Abtei. Die Verbun denheit mit Kremsmünster wiii er unter streichen, wenn er verfügt, daß nach sei nem Tod sein Herz in Kremsmünster bei gesetzt werden soil. Er sorgte für die Biidung seiner Kapituiaren, die er zum Studium nach Graz, Saizburg, Rom, Wien und Diliingen schickte, so daß sein Zeit genosse Franz Christoph Khevenhiiler von ihm rühmen konnte, Kremsmünster habe unter ihm mehr Doktoren gehabt ais früher Mönche. 39 Novizen legten un ter ihm ihre Profeß ab, wodurch sich der Personaistand des Kiosters erheblich verbesserte. Die Stiftskirche erhieit unter ihm ein frühbarockes Aussehen und je nen Hochaltar, der sich heute in Grünau im Aimtai befindet. Die Räume der Prälatur, die er sich errichten iieß, beherber gen heute einen Teii der Biidergalerie des Stiftes. Für die Mönche errichtete er einen neuen Konventtrakt und ein neues Refektorium, für seinen obersten Beamten ließ er außerhalb des Eichen tores das Hofrichterhaus bauen. Bei den Untertanen des Stiftes stand Abt Anton in gutem Ruf. In der Zeit der gro ßen Teuerung hatte er die Tagiöhner, Handwerker und Dienstboten als die eigentiich Leidtragenden erkannt und — nicht ohne Einspruch der Statthalterei — durch Preisverordnungen, aber auch Ent schädigungen bei den Besoldungen allzu große Härten zu vermeiden gesucht. Sein Ansehen und seine Stellung veranlaßten 1626 die aufständischen Bauern, ihn als kaiserlichen Unterhändler zu verlangen. Die eigenen Untertanen wehrten sich teil weise sogar bewaffnet gegen das Bau ernheer, wie sie es in noch größerem Ausmaß 1632 taten. In wirtschaftlichen Belangen bewies er Geschick. Er wußte die Einnahmen des Stiftes zu vermehren und führte es zu einer lange nicht dagewesenen Blüte. Den Erwerb der Herrschaften Scharnstein, Kremsegg und Bernstein tätigte er, ohne den Jahreshaushait Kremsmünsters wesentlich zu beiasten. Daß er mit Zu stimmung des Kaisers die Nutznießung von Kremsegg auf Lebenszeit seinem Bruder Sebastian übertrug, blieb nicht ohne Eindruck auf seinen Nachfolger. Seine Sorge erstreckte sich auch auf andere Klöster. Von seinem Vorgänger übernahm er die Verwaltung des Stiftes Schiierbach, 1618 wurde ihm die Admini stration des Klosters Gleink übertragen. Ais Bischof von Wien setzte er sich für die Wiedererrichtung des Kiosters Mar tinsberg (Pannonhalma) in Ungarn ein. Mit der Gründung einer eigenen öster reichischen Benediktinerkongregation scheiterte er ebenso wie mit dem Ver such, eine allgemeine deutsche Benedik tinerkongregation ins Leben zu rufen. Im Jahre 1613, schon einen Monat nach Alexanders a Lacu Tod, kommt es wegen der strittigen Kapitulationsresoiution zur Einigung zwischen Prälaten und prote stantischen Ständen, in den Verhandlun gen werden vor allem die Prälaten von St. Florian und Garsten erwähnt, wie die späteren Jahre zeigen, entsprach dieser Ausgleich aber auch Woifradts Linie. Es folgte die Beilegung weiterer zwischen ständischer Streitfragen und der Ab schluß der Arbeiten an der Landtafel. Am Linzer Generaikonvent 1614 gewann Abt Anton zweifellos einen tiefen Einblick in Möglichkeiten und Methoden ständischer und landesfürstiicher Politik. Am Prager Generaiiandtag 1615 fällt ihm bei der Hin tertreibung des böhmischen Konfödera tionswunsches bereits eine aktive Rolle zu. Obwohl Woifradt bereits 1614 ein Haus in Wien mietete und damit in die Nähe des kaiserlichen Hofes strebte, bleibt sein Wirken in den nächsten Jahren haupt sächlich auf sein Kloster und seinen Stand beschränkt, doch übernimmt er auch schon landesfürstiiche Aufträge. 1618 ist er es, der anläßlich einer solchen Mission als erster dem Saizburger Erzbischof die Nachricht vom Prager Fen stersturz überbringt. Zur Zeit der Stände verwaltung im Land ob der Enns nach dem Tod des Kaisers Matthias gewinnt er das Vertrauen von dessen Nachfolger Ferdinand. Im Einvernehmen mit diesem formulierte er die Politik des Präiatenstandes, der Ständeadministration und Konföderation mit Böhmen ablehnte, sich aber den Bemühungen um die Landesdefension nicht strikt verschloß, seine Untertanen zur Musterung schickte und das Rüstgeld erlegte. Gleichzeitig vertrat Abt Anton neben Hans Christoph Teufel in den Verhandlungen über die Huldi gung ais Bevollmächtigter Ferdinands II. dessen Interessen gegenüber den auf ständischen protestantischen Ständen, gehörte aber auch jener ständischen De legation an, die 1620 dem bayerischen Herzog Maximilian nach Gunskirchen ent gegenreiste, um die gegen das Land ob der Enns erhobenen Beschuldigungen zurückzuweisen. Nach dem Einmarsch der Bayern bemühte er sich nach Mög lichkeit, die Lage des Landes zu ver bessern. ,,Daß man mit unsern Patrioten so ybei content, trag ich ein herzlich mitlayden, weil wir doch alles thuen, was wir thuen muessen, und ist zu erbarmen, daß man uns so gar nit trauen will. sonder das mistrauen ie ienger ie tieffer einreißt", klagte er über die Lage. Weich führende Rolle er in seinem Stand inzwi schen spielte, geht aus einer Unmuts äußerung der protestantischen Stände in den Verhandlungen über die Rechtferti gung an den Kaiser hervor, als es heißt, bei den Prätaten spreche stets einer al lein (gemeint ist der Abt von Kremsmün ster) für den gesamten Stand. Im Sommer 1623 weilte Woifradt als Mit glied einer ständischen Delegation in Wien, die für seine Person allerdings un erwartete Ergebnisse zeitigte. Am 25. Ok tober 1623 ernannte ihn Kaiser Ferdi nand II. zum Hofkammerpräsidenten. Er übersiedelte bis an sein Lebensende nach Wien, von wo er nur noch zu Besu chen in sein Kloster Kremsmünster zu rückkehrte. Von wem die Anregung zu dieser Wahl stammt, ist unbekannt, zwei felsfrei aber hat die Wirtschaftsführung in seinem Kloster den Abt auch für einen mit Finanzen befaßten Posten legitimiert. Das System der Buchhaltung war in Kremsmünster noch unter seinen Vor gängern vom damaligen Hofschreiber Mi chael Raminger eingeführt worden. Die Kassa des Abtes und des Stiftes waren streng getrennt. Herrschaftliche und klö sterliche Buchhaltung waren in der Kammerraittung zusammengefaßt, die vom Stiftskämmerer geführt wurde. Monatlich war dem Abt über Einnahmen und Aus gaben ein Zwischenbericht zu geben, ein mal jährlich eine genaue Abrechnung vorzulegen, in der nach Sachgebieten ge trennt sämtliche Zahiungsposten des Jah res festgehalten waren. Die Prinzipien solcher Buch- und Wirtschaftsführung suchte er nun, den größeren Maßstäben der Wiener Hofkammer angepaßt, auf diese zu übertragen. Deren Situation war höchst deprimierend: 8 Millionen Gulden Schulden, zahlreiche Einkommen verpfän det, eine üppige und kostspielige Hof haltung. Über Einnahmen und Ausgaben fehlte jeder Überblick. Um die ,,grosse Machina und Moies" Hof kammer zu sanieren, schlägt Woifradt eine Reihe von Einsparungen vor, die auch den kaiserlichen Hofstaat betreffen. Die eigentliche Reform aber stellt er sich so vor, daß nach einer Visitierung sämtlicher Kammern und Ämter eine Hauptkassa er richtet und der Hofkammer unterstellt würde, in diese Kassa hätten alle Ein künfte zu fließen, jegliche Zahlung dürfte nur mit Erlaubnis der Hofkammer erfol gen, da anders es unmöglich sei, einen Überblick zu erhalten. Selbst der Kaiser sollte von den Einkünften nichts ohne Beiziehung der Hofkammer verwenden.

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